Im Netz der Sinnlichkeit
wieder eine Nacht ohne sie zu verbringen. Allein der Gedanke löste unglaublichen Schmerz aus. Das war überraschend für jemanden, der lange allein in seinem Bett gelegen und ein selbstgenügsames Leben geführt hatte, doch Walker wollte es gar nicht anders haben. Wollte für alle Zeit Laras warme Haut spüren, ihre Hand auf dem Herzen, ihre Locken unter dem Kinn.
Vorsichtig beugte er sich über sie, strich leicht über die zarte Ohrmuschel. Lara war so wunderbar, so sanft. So gut. Deshalb war sie Heilerin. Selbst einem Feind, selbst einem Mitglied des Rates hätte sie geholfen, obwohl ihr natürlich bewusst war, dass derjenige auch sie hätte töten können.
So war sie nun einmal.
Deshalb brauchte sie ihn auch. Denn er war nicht so gut. Er würde alles tun, um sie zu schützen, würde Blut vergießen und sogar töten. Lara wusste, dass er töten konnte, sie begriff, dass er andere Moralvorstellungen hatte als sie, liebte ihn aber dennoch.
Womit hatte er sie bloß verdient, diese leidenschaftliche Liebe, diese warmherzige Großzügigkeit? Bis zum letzten Atemzug würde er dafür kämpfen, sie zu behalten. Lara gehörte ihm.
8
Sanft schob er eine Strähne zur Seite, die sie im Schlaf kitzelte, und musste lächeln, als sie die Nase rümpfte und wieder einschlief. Das tat sie immer, wenn er eine Strähne wegstrich – und es gefiel ihm sehr, dass er das wusste. Wie er auch wusste, dass sie seufzen und sich ihm zuwenden würde, wenn er zärtlich über ihren Hals strich. Er spürte den Druck ihrer Finger auf seiner Brust, und Begierde flammte in ihm auf, obwohl sie erst vor zwei Stunden voller Leidenschaft Körperprivilegien miteinander geteilt hatten.
Mit der rauen Fingerspitze strich er über die zarte Haut unter dem Träger ihres Nachthemds. Er wusste, dass es kratzte, zog sich aber nicht zurück, denn Lara hatte ihm sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass sie die Berührung seiner Hände mochte. Sanft schob er den Träger nach unten und küsste die heiße Haut – der Sucht nach ihrem köstlichen Duft würde er sich bis zum Ende seines Lebens mit Freuden hingeben.
Schläfrig fuhr sie mit der Hand in sein Haar und zog ihn an sich, als er unter dem kurzen Satinhemd über ihren Schenkel strich. Seit Walker das Medialnet verlassen hatte, hatte er die verschiedensten Dinge gespürt, doch jedes Mal, wenn er Lara berührte, stellte er fest, dass es noch weit mehr zu erleben und zu erforschen gab.
Er küsste ihren Hals, die pulsierende Halsschlagader, spürte die feste Brust in seiner Hand.
»Ahh.« Sie hielt den Atem an, dann sagte sie heiser: »Nicht aufhören.«
Er strich mit dem Daumen über die Brustwarze. »Früher habe ich zwar gewusst, wie ein solcher Akt vonstattengeht«, flüsterte er an ihren Lippen, »aber richtig verstanden habe ich es nie.« Es konnte ganz leicht oder sehr intensiv sein, weich oder wild … es gab so viele Variationen und Gefühlszustände, die jedes Mal etwas vollkommen Neues ergaben.
Heute Nacht war es langsam und ein wenig spielerisch.
Sie griff fester in sein Haar und küsste ihn weich und lustvoll. »Weißt du, was ich besonders sexy finde? Die Pyjamahosen, die du trägst.« Ihre Fußsohle strich über die dünne blaue Baumwolle mit den feinen schwarzen Streifen.
Er wusste genau, wann sie ihn auf den Arm nahm, und biss in ihre Unterlippe. In ihr Lachen hinein sagte er: »Die sollen verhindern, dass unser jüngstes Kind einen Schock erleidet, wenn es nach einem schlimmen Traum zu uns ins Bett flüchtet.« Im Gegensatz zu den ersten Wochen ihrer Abkehr vom Medialnet hatte Marlee nur noch selten Albträume, aber sie war noch nicht völlig frei von den Verletzungen, die das Medialnet in ihrer Psyche hinterlassen hatte. Nach einem solchen Traum lief sie sofort zu Walker. Deshalb war die Schlafzimmertür des Nachts nie verschlossen – nur wenn Walker die Fernbedienung drückte, was er eben getan hatte.
Lara küsste seinen Nacken und öffnete die Schenkel. »Sie wächst in einem Gestaltwandlerrudel auf.« Er spürte ihre Zähne am Hals. »Möchte wetten, es stört sie kein bisschen.«
Wahrscheinlich hatte Lara recht. Gestaltwandler achteten zwar persönliche Freiräume und nahmen sich bei Unbekannten auch keine flüchtigen Körperprivilegien heraus, doch Nacktheit galt als natürlicher Zustand, eine logische Folge der Tatsache, dass junge wie alte Gestaltwandler nach der Verwandlung nackt waren.
»Nun«, murrte er. »Mich würde es aber stören.«
Lara lachte, er spürte ihren
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