Im Netz der Sinnlichkeit
war für eine Neubepflanzung markiert.
Sehr gut.
Je eher das Land heilte, desto schneller würde Sienna über ihre Tat hinwegkommen. Seine Nichte trug zwar eine unbekümmerte Miene zur Schau, doch die Toten trieben sie bestimmt um. Dabei spielte es keine Rolle, dass sie Feinde gewesen waren – und gerade weil es ihr etwas ausmachte, verlor Sienna trotz aller Macht ihre Seele nicht, wurde nicht zu dem Bösen, zu dem sie ein Ratsherr von Kindesbeinen an hatte machen wollen, indem er sie zu einer tödlichen Waffe ausbildete.
Zehn Minuten später entdeckte Walker einen großen dunkelhaarigen Mann auf einer kleinen Erhebung, die den besten Überblick über dieses Gebiet an der äußeren Grenze bot. Wieder musste er an mächtige Kräfte denken und daran, welch innere Stärke nötig war, um dagegen anzukämpfen, vom Bösen übermannt zu werden. Die Ausbildung zum Pfeilgardisten war kalt und unmenschlich, nur dazu gedacht, Killermaschinen zu erschaffen.
Bei Judd hatte es funktioniert.
»
Das Blut an meinen Händen wird nie verschwinden.«
Brutal, ohne eine Entschuldigung, obwohl sein jüngerer Bruder ein hilfloser Junge gewesen war, als ihre Eltern ihn dem Schrecken der Gardistenausbildung übergeben hatten. Judd hatte Walker gegenüber nie versucht, seine Taten zu rechtfertigen. Er hatte die Verantwortung dafür übernommen, trug schwer daran und fand so Erlösung.
»Hat Riley einen Fehler gemacht und uns beide zur selben Schicht eingeteilt?«, fragte Walker, als er Judd erreichte. Das würde dem so gut organisierten Offizier gar nicht ähnlich sehen, doch als Hawkes rechte Hand war er im Augenblick sicher schwer gefordert.
»Nein, ich bin im Augenblick für die Einteilung zuständig. So kann Riley sich um andere Dinge kümmern.« Die goldenen Einsprengsel in Judds dunkelbraunen Augen schimmerten im Mondlicht. »Ich wollte mit dir reden.« Judd trug ein weißes T-Shirt und Jeans, der Wind fuhr durch sein Haar. Er sah jung aus und so unbekümmert wie die Rekruten des Rudels.
Das schien natürlich nur so, jedoch … »Du bist glücklich.« Es war immer noch eigenartig, so etwas auszusprechen, sich einzugestehen, dass sein Bruder Silentium gebrochen hatte – das eisige Programm, in das man ihn durch gnadenlose Folter gezwungen hatte –, dass er nun frei war, fühlen und lieben konnte.
Walkers Silentium war nie ganz rein gewesen, obwohl er die Defekte mit seinen telepathischen Fähigkeiten so gut verborgen hatte, dass niemand Verdacht schöpfen konnte. Er durfte nicht zeigen, dass er für seine Schwester und seinen Bruder gestorben wäre … und später auch für seine Tochter, seine Nichte und seinen Neffen. So hatte er seine Fähigkeiten immer weiter verfeinert und ausgebaut.
Trotz der fehlerhaften Konditionierung hatten die Jahre der unbarmherzigen Kontrolle ihre Spuren hinterlassen. In vielen Bereichen hatte Judd sogar mehr erreicht als er.
Das Lachen seines Bruders bestätigte Walkers Vermutung. »Brenna hat mich dazu gebracht, mir eine Sendung anzuschauen, in der das perfekte Hochzeitskleid gesucht wurde«, sagte Judd. »Und nicht nur das, ich sollte die Kleider auch bewerten.«
Beinahe unvorstellbar, aber Judd war wirklich nicht mehr derselbe, der kaltblütig mit Walker einen Plan entworfen hatte, um sicher das Medialnet zu verlassen, der bereit gewesen war, Herzen am Schlagen zu hindern, Kehlen aufzuschlitzen und mit Geiseln zu erpressen, falls nötig. An das eigene Leben hatte er damals keinen Gedanken verschwendet, sein Blick war tot und ohne Hoffnung gewesen.
Warum interessiert sich Brenna für so etwas?,
fragte Walker telepathisch, obwohl es ihm surreal vorkam, eine solche Frage mit einem ehemaligen Auftragskiller zu besprechen … doch eigenartigerweise tat es gut. Als wären sie ganz normale Männer mit einem ganz normalen Leben und ganz normalen Lieben.
Gestaltwandler wählen doch keine Brautkleider für die Paarungszeremonie.
Brenna hatte ein eisblaues enges Gewand mit Silberschimmer getragen, das Marlee sehr fasziniert hatte.
Judd zuckte die Achseln.
Sie meinte, ich solle es einfach akzeptieren und es als meine Pflicht als Gefährte ansehen, ihr dabei Gesellschaft zu leisten.
Er grinste.
Jede Woche.
Walker fragte sich, was Lara wohl von ihm verlangen würde. Er wollte auch solche Dinge mit ihr erleben, sie in seinem Gedächtnis aufheben, bis die dunklen Schatten der Vergangenheit unter der leuchtenden Gegenwart endgültig begraben waren.
Und, hast du?
Was?
Sie bewertet?
Ja. Offensichtlich
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