Im Netz des Drachen
Zusammenhänge lagen deutlich auf der Hand. Es konnte keinen Zweifel geben.
Matthew hatte die Erlaubnis bekommen, nach Hause zu gehen. Für etwaige Nachfragen würde die Polizei auf ihn zukommen. Mittlerweile hatte sich Justus auch seinen Reim auf Matthews Erscheinung gemacht. Bob musste ihm nur noch einige Einzelheiten berichten, wie zum Beispiel ihr Aufeinandertreffen im Stollen.
Dann hielt Cotta vor dem Büro von Sheriff Pickett. Neben ihnen parkte der Einsatzwagen.
Ohne anzuklopfen, traten Justus und Bob durch die Tür, dicht gefolgt von Cotta, der schon seinen Ausweis bereithielt. Pickett erschrak förmlich, als die drei Besucher so unvermittelt in sein Büro platzten, lächelte sie dann aber freundlich an. Deputy Zabriski war nicht da.
»Nanu? Haben es die großen Detektive heute aber eilig.« Pickett legte seinen Stift hin und sah Justus an.
Der Erste Detektiv baute sich drohend vor der Absperrung auf. »Wo ist Peter?«, fuhr er den Polizisten an.
»Räuber! Hilfe, Räuber!«, kreischte der Papagei aufgeregt.
Pickett beugte unwillkürlich den Oberkörper zurück. »Wie bitte? Was ist denn mit dir los? Wovon sprichst du?«
»Sie haben unseren Freund von der Teufelsklippe gestoßen!« Bob zeigte mit dem Finger auf ihn. »Damit wir Ihnen nicht mehr in die Quere kommen!«
Pickett schnappte nach Luft. »Seid ihr … verrückt? Ich soll was getan haben?«
»Tun Sie nicht so!« Justus funkelte ihn zornig an. »Wir haben Beweise! Mehr als genug!«
»Wo ist Peter?«, rief Bob und starrte dem Mann feindselig ins Gesicht. »Haben Sie ihn rausgeholt?«
Pickett sah die beiden Jungen an. Er atmete einmal kräftig durch und wollte gerade etwas zu ihnen sagen, als er Cotta bemerkte. »Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«
Cotta zeigte ihm seine Marke. »Inspektor Cotta, Police Department Rocky Beach.«
»Rocky Beach? Und was verschlägt Sie hierher?«
»Ich helfe den Jungs. Und Ihnen kann ich nur raten, die Karten endlich auf den Tisch zu legen. Vor allem in Peters Interesse, aber auch in Ihrem. Mir sind die Zusammenhänge ebenfalls bestens bekannt und Sie sollten jetzt schnell mit Ihren Spielchen aufhören.«
Der Sheriff wirkte ehrlich verblüfft. Seine Meine schwankte zwischen fassungslosem Erstaunen und Belustigung. »Habt ihr da unten in Rocky Beach neuerdings Whisky in den Wasserleitungen?« Er lehnte sich nach vorne, stützte seine feisten Unterarme auf die Schreibtischplatte und lächelte unsicher. »Ihr müsst allesamt sturzbetrunken sein, anders kann ich mir das nicht erklären. Ich soll euren Freund von einer Klippe gestoßen haben? Wie kommt ihr nur auf so eine absurde Idee?«
Justus hielt es jetzt nicht mehr. Er trat durch die Schranke, ging geradewegs auf Pickett zu, und noch bevor ihn der verdatterte Polizist daran hindern konnte, rollte er ihn samt seinem Schreibtischstuhl ein Stück zurück. Dann zog er die Schublade auf, griff hinein und knallte im nächsten Moment den Siegelring auf den Tisch.
»Hilfe! Überfall!«, plärrte der Papagei erneut.
»Dieser Ring«, Justus zeigte auf das matt glänzende Schmuckstück, »ist ein Teil des Drachenschatzes! Jenes Schatzes, der vor siebenundzwanzig Jahren aus dem Museum of Ancient Art in Los Angeles gestohlen wurde! Zu einer Zeit, in der Sie und Mr Baron dort Nachtwächter waren!«
Pickett hatte erst Anstalten gemacht, sich zu erheben, blieb aber jetzt sitzen. Sein Lächeln war in sich zusammengefallen.
Bob trat nun auch durch die Schwingtür. »Sie haben gelogen!«, hielt er dem Polizisten vor. »Sie kennen Mr Baron sehr viel besser, als sie uns gegenüber zugeben wollten. Und auch der Drachenschatz ist Ihnen offensichtlich sehr wohl bekannt. Aber das ist noch nicht alles!«
Cotta blieb, wo er war. Er beobachtete Pickett genau und ließ seine Hand langsam unter sein Jackett gleiten. Für alle Fälle.
»Da wären noch diese Fußabdrücke.« Justus war wieder dran. »Wir haben dreimal denselben unverwechselbaren Fußabdruck gefunden. Im Büro der Sternenleiter , kurz nachdem dort eingebrochen worden war, auf Dragoncourt, als man dort ein Bild gestohlen hatte, das für die Auflösung des Rätsels entscheidend war, und schließlich auf dem Parkplatz vor Ihrem Büro. Und ich bin mir ganz sicher, dass wir in Ihren Beständen Schuhe finden werden, die genau dieses Profil aufweisen.« Der Erste Detektiv schaute auf Picketts Füße. Am liebsten hätte er sofort nachgesehen.
Der Sheriff runzelte die Stirn. Aber irgendwie hatte Bob den Eindruck, dass
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