Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Netz des Drachen

Im Netz des Drachen

Titel: Im Netz des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
Vom Netzwerk:
Antlitze von Wesen, die irgendeinem sehr düsteren Märchenbuch entsprungen schienen. In der zunehmenden Dunkelheit wirkten manche der Gesichter geradezu Furcht einflößend lebendig.
    »Keine Klingel, kein Namensschild«, stellte Justus fest.
    »Und wo steckt der Postbote die Briefe rein?« Der Zweite Detektiv musterte einige der Steinmetzarbeiten. »Vielleicht ins Maul von diesem Gnom da. Oder dem Troll unter den Arm.« Er zeigte auf zwei große Spalten an den Figuren. Aber reinfassen würde er da auf keinen Fall.
    Bob ging ganz nahe an das Tor heran. »Kollegen, seht mal. Ist das dahinten ein Haus? Ich kann schon fast nichts mehr erkennen.« Er umfasste die Stäbe mit beiden Händen und schob seinen Kopf so weit wie möglich nach vorne.
    Justus kam näher. »Die Konturen sehen zumindest recht regelmäßig aus, wenn du dieses große Gebilde dahinten meinst.«
    Bob streckte einen Arm durch das Gitter. »Das dahinten, nicht wahr? Aber ein Haus ist das nicht.« Er zeichnete einige der dunklen Linien nach. »Das sieht aus wie ein Zeltdach, daneben hängt ein Balkon in der Luft, da steht so etwas wie eine riesige Orgelpfeife, das da könnte ein –«
    Plötzlich ging alles blitzschnell. Ein Arm schoss seitlich aus der Finsternis, umklammerte Bobs Handgelenk und zog ihn mit roher Gewalt gegen das Tor! Der dritte Detektiv schrie auf vor Schmerzen, Peter schrie vor Entsetzen und Justus blieb der Schrei vor Schreck im Hals stecken.
    Aber nur Bob sah, wer oder was ihn da festhielt. Eine geschuppte Klauenhand mit langen, messerscharfen Krallen! Dann hörte er ein leises Knurren und in der Dunkelheit funkelten zwei bösartige, gelbe Augen.

Schwierige Jungs
    Genauso schnell, wie der Spuk erschienen war, verschwand er wieder. In der nächsten Sekunde kam Bob frei. Er riss seinen Arm zurück und taumelte nach hinten. Schockiert und am ganzen Körper zitternd, starrte er durch die Eisenstäbe und tastete sein Handgelenk ab.
    »Bob!«
    »Dritter!«
    Justus und Peter stürzten aufgeregt zu ihrem Freund.
    »Was war das?«, fragte Peter.
    Bob atmete ein paarmal tief ein und aus und sagte dann mit bebender Stimme: »Ich … weiß es nicht. Ich habe nur eine Klaue mit langen Krallen gesehen. Und gelbe Augen.«
    »Was?« Justus sah seinen Freund ungläubig an.
    »Das Monster!«, stammelte Peter und entfernte sich noch ein paar Schritte vom Zaun. »Das Monster!«
    Justus überlegte kurz. Dann sah er auf seine Uhr und sagte: »Wir gehen sofort zur Polizei! Irgendetwas stimmt hier nicht und man muss so schnell wie möglich Maßnahmen ergreifen, damit nicht noch mehr Menschen in Gefahr geraten.«
    Vom Tor weg führte ein bekiester Fahrweg in den Wald hinein, wo er aber bald eine enge Linkskurve beschrieb. In der Annahme, dass dieser Weg nach Santa Clara oder zumindest zu einer Straße führte, liefen die Jungen los.
    Als sich Bob wieder einigermaßen von seinem Schrecken erholt hatte, beratschlagen sie, was da vorhin am Tor passiert war. Für Peter stand dabei unzweifelhaft fest, dass ein Monster sein Unwesen auf dem Grundstück trieb.
    »Peter!«, stöhnte Justus und maß den Zweiten Detektiv mit einem vorwurfsvollen Blick.
    »Ja, ja, es gibt keine Monster, schon klar«, erwiderte Peter leicht genervt, weil er diesen Einwand zur Genüge kannte. »Aber vielleicht ist es so ein Vieh, das seit der Paläosaurusdingsdazeit unentdeckt überlebt hat und sich in diesem einsamen Wald versteckt hält. So was liest man ja immer wieder. Erst kürzlich hat doch jemand einen Fisch aus dem Meer gezogen, den es eigentlich schon seit ein paar Millionen Jahren nicht mehr geben dürfte. Warzenflosse oder so hieß der.«
    »Quastenflosser«, korrigierte ihn Justus.
    »Wie auch immer.«
    »Und ich halte deine Theorie für äußerst fragwürdig. Im Wasser mag so etwas unter ganz bestimmten Umständen möglich sein, aber zu Lande haben sich die Lebensbedingungen in den letzten fünfundsechzig Millionen Jahren doch sehr stark verändert.«
    »Es gibt für alles ein erstes Mal«, beharrte Peter.
    »Ich glaub’s auch nicht«, sagte der dritte Detektiv nachdenklich. »Ist zwar nur so ein Gefühl, aber irgendwie … der Blick von diesem … Ding … ich weiß nicht …«
    Peter wiegte spöttisch den Kopf. »Als wenn du wüsstest, wie ein fünfundsechzig Millionen Jahre altes Monster guckt.«
    Die Jungen verfielen in Schweigen. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
    Nach gut dreißig Minuten erreichten sie endlich den Ortsrand von Santa Clara. Das Dorf war recht

Weitere Kostenlose Bücher