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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Mädchen zu sprechen.
    »Gefällt euch der Kuchen?«
    Die Mädchen nickten im Einklang.
    »Wir wollten dich aber was fragen«, sagte Emily.
    »Was denn, mein Schatz?«
    »Ist das ein Bio-Kuchen?«
    Aus dem Munde einer Vierjährigen hörte sich das Wort fast wie Chinesisch an. »Bio?«
    »Ja«, sagte Charlotte. »Das muss ein Bio-Kuchen sein. Und guten frei. Ist der guten frei?«
    Michael schaute zu Abby hinauf. »Haben sie sich wieder diese Kochsendungen angesehen?«
    »Noch schlimmer«, erwiderte Abby. »Ich musste ihnen ein paar Folgen von Gesunder Appetit mit Ellie Krieger aufnehmen.«
    Michael begriff, dass er seinen Töchtern eine Antwort schuldig war. Sein Blick wanderte über den Boden, den Himmel, die Bäume und noch einmal zu seiner Frau, von der keine Hilfe zu erwarten war. »Okay, ich würde sagen, dieser Kuchen hat guten freie Eigenschaften.«
    Charlotte und Emily musterten ihn skeptisch.
    »Was ich sagen will, ist«, fuhr Michael fort und griff in die Trickkiste, ohne die er als Anwalt aufgeschmissen wäre. »Er hat guten freie Elemente.«
    Die Mädchen wechselten einen dieser typischen Zwillingsblicke, mit denen sie geheimes Wissen austauschten. »Ist okay«, sagte Charlotte schließlich. »Du backst gute Geburtstagskuchen.«
    »Danke, meine Damen«, sagte Michael, der ungeheuer erleichtert war, aber auch ein wenig perplex. Immerhin war dies hier erst der dritte Kuchen, den er für sie gebacken hatte, und er konnte sich kaum vorstellen, dass sie sich an die ersten beiden erinnerten.
    Als Michael sich anschickte, den Kuchen anzuschneiden, sah er, dass die Mütter leise tuschelten. Sie schauten alle auf den Weg, der am Haus vorbei in den Garten führte, fuhren sich schnell mit den Händen durchs Haar, strichen über ihre Kleidung und legten ein Lächeln auf. Für Michael konnte das nur eines bedeuten: Tommy war im Anmarsch.
    Thomas Christiano gehörte zu Michaels ältesten Freunden. Die beiden waren in ihrer jugendlichen Sturm- und Drangzeit in allen Kneipen in Queens und auch in vielen in Manhattan oft die letzten Gäste gewesen. Er war der einzige Mann, der Michael jemals hatte weinen sehen, und das war in der Nacht, als Michael und Abby Charlotte und Emily nach Hause gebracht hatten. Bis heute behauptete Michael, es sei eine allergische Reaktion gewesen, doch Tommy wusste es besser.
    Als der gut aussehende Tommy mit den weichen Gesichtszügen und Michael mit dem jungenhaften Gesicht und den meerblauen Augen in den Zwanzigern waren, sorgten sie überall für Aufsehen. Der dunkle Tommy und der blonde Michael, die an Starsky und Hutch erinnerten, hielten zusammen wie Pech und Schwefel. Sie waren beide knapp über eins achtzig, stets gut gekleidet, erfolgreich und selbstbewusst. Während Tommys Geschmack zu Missoni und Valentino tendierte, waren es bei Michael Ralph Lauren und Land’s End. Die beiden waren das dynamische Duo.
    Doch auch das war einige Jahre her.
    Tommy schlenderte über den Rasen, und wie immer waren aller Augen auf ihn gerichtet. Sogar wenn er zu einem Kindergeburtstag ging, warf er sich in Schale – schwarzes Armani-T-Shirt, cremefarbene Leinenhose, schwarze Lederslipper. Tommy wusste, dass auch auf einem Kindergeburtstag oder vielleicht gerade auf einem Kindergeburtstag eine Reihe von Frauen in den Zwanzigern oder Dreißigern anwesend waren. Er wusste ebenfalls, dass ein gewisser Prozentsatz von ihnen geschieden war oder getrennt lebte oder sich in Trennung befand. Tommy Christiano setzte auf Prozente. Das war einer der Gründe, warum er zu den Staatsanwälten in Queens County, New York, gehörte, denen der größte Respekt entgegengebracht wurde.
    Die Nummer eins allerdings, der stellvertretende Bezirksstaatsanwalt in Kew Gardens, der am meisten gefürchtet wurde, das war Michael Roman.
    »Abigail«, sagte Tommy und küsste Abby nach europäischer Sitte auf beide Wangen. »Du siehst klasse aus.«
    »Klar«, sagte Abby und zeigte auf ihre ausgelatschten Sandalen und die zerschlissene Jeans. Doch sie errötete dennoch. Es gab nicht viele Leute, die Abby Roman in Verlegenheit bringen konnten. »Ich sehe aus, als wäre ich gerade an den Rockaway Beach gespült worden.«
    Tommy lachte. »Die schönste Meerjungfrau aller Zeiten.«
    Abby errötete ein zweites Mal und schlug Tommy freundschaftlich auf die Schulter. Da Abby mit einer fast an Besessenheit grenzenden Begeisterung Pilates betrieb, nahm Michael an, dass der Schlag wehgetan hatte. Tommy wäre allerdings eher gestorben, als sich

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