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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Aleksander Savisaar, weggenommen worden waren, trieb ihr immer wieder die Tränen in die Augen. Verkauft mitten in der Nacht wie Vieh.
    Und dann erlebte sie die Hölle auf Erden.

    Sie spürte seine Anwesenheit, noch ehe sie ihn sah. Er stand im Morgengrauen im Türrahmen. Seine Schultern waren so breit, dass sie die Türpfosten berührten, und er strahlte unbändige Wut aus.
    Elena schloss die Augen. Die Zukunft tobte wie ein wütender Fluss in ihrem Inneren. Sie sah die abgeschlagenen Köpfe auf den Torpfosten an der Straße, die zum Bauernhof führte, die verkohlten, zertrümmerten Schädel ihres Vaters und ihres Bruders. Sie sah ihre achtlos aufeinandergeworfenen Leichen in der Scheune liegen.

    Als der Morgen über den Hügeln im Osten dämmerte, zerrte Aleksander Savisaar Elena aus dem Haus. Das Blut, das zwischen ihren Beinen floss, hinterließ kreuz und quer im Schnee eine zerrissene rote Spur. Er warf sie gegen die stattliche Fichte hinter dem Haus. Es war der Baum, um den Elena und ihr Bruder Andres seit ihrer Kindheit bei jeder Wintersonnenwende Bänder geschlungen hatten.
    Er küsste sie einmal, und dann zog er das Messer. Die blaue Stahlklinge schimmerte im Morgenlicht. Er roch nach Wodka, Wildbret und neuem Leder.
    »Sie gehören mir, Wahrsagerin, und ich werde sie finden«, flüsterte er. »Es spielt keine Rolle, wie lange es dauert.« Er drückte die Spitze der rasiermesserscharfen Klinge an ihre Kehle. »Sie sind meine Tütred , und mit ihnen werde ich unsterblich sein.«
    In diesem Augenblick hatte Elena Keskküla eine starke Vision. Sie sah einen anderen Mann, einen guten Mann, der ihre geliebten Töchter wie seine eigenen Kinder aufziehen würde. Es war ein Mann, der im Garten des Todes gestanden und gelebt hatte, ein Mann, der eines Tages auf einem weit entfernten Schlachtfeld dem Teufel persönlich gegenüberstehen würde.

ERSTER TEIL

1. Kapitel

    EDEN FALLS, NEW YORK – VIER JAHRE SPÄTER

    An dem Tag, als Michael Roman fünf Jahre nach dem letzten Tag seines Lebens begriff, dass er ewig leben würde, färbte sich seine ganze Welt rosarot. Genau genommen war es ein helles Rosarot: rosarote Tischdecken, rosarote Stühle, rosarote Blumen, rosarote Kreppgirlanden, sogar ein riesengroßer rosaroter Sonnenschirm, der mit lächelnden rosaroten Häschen geschmückt war. Es gab rosarote Tassen und rosarote Teller, rosarote Gabeln und Servietten und einen großen Teller, auf dem sich Muffins mit rosarotem Zuckerguss türmten.
    Das Einzige, was das Haus davor bewahrte, bei den Zuckerhaus-Immobilien gelistet zu werden, war ein kleiner Fleck grünes Gras, das man zwischen den unzähligen Klapptischen aus Aluminium und den Plastikstühlen kaum sehen konnte. Und dieses Gras würde nie wieder so sein wie zuvor.
    Dann hatte er im Geiste noch etwas anderes Grünes vor Augen. Grüne Geldscheine, die sich verabschiedeten.
    Was all das wohl kostete?
    Als Michael hinter dem Haus stand, dachte er an den Augenblick, als er es zum ersten Mal gesehen hatte und wie perfekt es ihm erschienen war.
    Es war ein Ziegelsteinhaus im Kolonialstil mit drei Schlafzimmern, braunen Fensterläden und farblich passenden Stützpfeilern, das weit von der kurvenreichen Straße entfernt lag. Das Haus stand inmitten großer Platanen einsam auf einem kleinen Hügel. Eine meterhohe Hecke schirmte es gegen die Straße und die Nachbarn ab. Hinter dem Haus befanden sich eine Garage für zwei Fahrzeuge, ein Schuppen für Gartengeräte und ein großer Garten mit Sichtschutzzaun. Das Grundstück, hinter dem der Wald begann, senkte sich hinab zu einem gewundenen Bach, der in den Hudson River mündete. Nachts war es hier schaurig still. Für Michael, der in der Stadt aufgewachsen war, war es eine große Umstellung gewesen. Anfangs hatte ihm die Abgeschiedenheit zugesetzt. Abby ging es genauso, doch das hätte sie niemals zugegeben. Die nächsten Häuser waren in alle Richtungen vierhundert Meter entfernt. Im Sommer waren die Bäume so dicht belaubt, dass man hätte meinen können, in einem riesigen grünen Kokon zu wohnen. Als im letzten Jahr während eines starken Sturms zweimal der Strom ausfiel, hatte Michael sich wie auf dem Mond gefühlt. Seit diesem Vorfall hatte er große Vorräte an Batterien, Kerzen, Konserven und sogar zwei Ölöfen angeschafft. Wahrscheinlich könnten sie eine Woche im Yukon überleben, wenn es sein müsste.
    »Der Clown kommt um ein Uhr.«
    Michael drehte sich zu seiner Frau um, die mit einem Teller Plätzchen, die

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