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Im Niemandsland

Im Niemandsland

Titel: Im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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weiß nicht, ob ich noch einschlafen kann. Ich spüre den Traum in jedem Nerv.« Er legte sich zurück. Er sah über sich ein paar Sterne.
    Immer wieder jagte der feuchte, warme Wind schwarze Wolken über den Nachthimmel. Die falschen Caer rasteten unweit eines Dorfes, das vollständig von den echten Caer-Truppen besetzt war. Unruhig wartete Mythor auf den Morgen. Er fühlte sich wie gerädert, als es endlich hell wurde und die Gruppe nach den notwendigen Vorbereitungen in den Sätteln saß.
    »Heute werdet ihr erleben, wie das große Zittern über die Caer kommt«, plärrte ein übermütiger Reiter in Mythors Richtung .
    Die Hufe der Pferde erzeugten ein gleichmäßig trommelndes Geräusch. Nass und schwer hing dunkelgrauer Nebel zwischen den Bäumen. Mythor fror; er war nicht ausgeschlafen, die Reste des Traumes zitterten in ihm nach, und das Gefühl kommenden Unheils verstärkte sich in seinem Inneren.
    Trotzdem rief er zurück: »Wie das?«
    »Heute wird den Caer die Kriegserklärung übergeben! Sie werden sich fürchten, weil sie wissen, dass das ganze Land gegen sie kämpfen wird!«
    Soweit Mythor und Gapolo feststellen konnten, war die Tarnung der etwa vierzig Reiter ziemlich perfekt. Sie wirkten tatsächlich wie eine starke Caer-Patrouille. Trotzdem fühlten sie sich alles andere als sicher. Mythors Meinung unterschied sich allerdings von derjenigen seines schwarzlockigen Freundes; er wusste genau, dass nach der Kriegserklärung das Unheil erst wirklich ausbrechen würde.
    »Hinter dem Hügel ist das Dorf. Es hat keinen Namen!« rief ein Reiter. Sie hielten darauf zu und folgten einer ausgetretenen Straße.
    Erste Zelte schoben sich aus dem dürren Gestrüpp. Es roch nach Abfällen und kaltem Rauch. Soldaten gingen hin und her und schärften Schwerter, besserten Schilde aus und arbeiteten mit einer mürrischen Gelassenheit. Überall standen Pferde, mit ihren Zügeln angebunden. Neben einem Feuer beschlug ein Schmied die Hufe eines schwarzen Hengstes, und in der Mitte des kleinen Dorfes befanden sich besonders große und einigermaßen neue Zelte, deren Eingänge nicht zurückgeschlagen waren.
    Von den Reitern nahm niemand Notiz. Sie gehörten dazu, und nur wenige Blicke trafen sie, als die Pferde an den Brunnen geführt wurden. Gapolo sprang aus dem Sattel und sagte zu Mythor: »Ein wenig Kriegsstimmung scheint hier zu herrschen. Sie arbeiten an ihren Waffen.«
    »Ich werde mich umsehen«, versprach Mythor. »Sie warten wahrscheinlich auf Graf Codgin.«
    Ein Reiter band neben Mythor sein Pferd an einen Pfosten und raunte dem Sohn des Kometen zu: »Herzog Murdon von Caer erwartet die Kriegserklärung. Er ist hier.«
    Neben einigen Zelten standen lange Lanzen, an denen Feldzeichen angeheftet waren. Mythor und Gapolo gingen durch eine breite Zeltgasse auf das Zentrum des namenlosen Dorfes zu. An jeder Stelle entdeckten sie genau die Zeichen, die sie erwarteten: Eine Menge von mehr als tausend Soldaten bereitete sich ruhig und entschlossen auf einen bevorstehenden Kampf vor. Rüstungen und Waffen waren tadellos gepflegt. Wie auch in der Ebene der Krieger atmete das Bild eine stumme Drohung aus. Die zwei Kundschafter näherten sich den in mehreren Kreisen aufgestellten Zelten.
    Mythor stieß Gapolo mit dem Ellbogen an und raunte: »Da! Ein Dämonenpriester!«
    Mythor, einige Reiter und Gapolo warfen beunruhigte Blicke in die Richtung eines großen, geöffneten Zeltes. Dort hantierte ein maskierter Dämonenpriester an einem Tisch, auf dem sich unbekannte Gegenstände befanden. Sechs Helfer standen um ihn herum und starrten schweigend auf sein Tun.
    »Auch die Caer beobachten den Priester!« sagt Mythor schließlich. Fast körperlich fühlte er die Gefahr, die der Dämonenpriester verkörperte. Im Zelt standen schwere Kohlenbecken, aus denen wohlriechender Rauch aufstieg.
    Mythor und Gapolo gingen hin und her und gaben sich den Anschein, dass sie einen festen Auftrag hätten. Deuteten sie die Stimmung in dem kriegerischen Lager richtig, so schöpften die Caer ihr Selbstvertrauen weitaus weniger aus dem guten Zustand ihrer Ausrüstung als aus der Anwesenheit des Dämonenpriesters.
    Einige Schritte weiter wurde sie von einem ihrer eigenen Männer aufgehalten. »Habt ihr alles gesehen?«
    Am Rand des Dorfes stieß ein Posten in ein Horn. Ein langgezogener dumpfer Laut hallte durch die Zeltgassen.
    »Noch lange nicht«, entgegnete Gapolo. »Wo ist Herzog Murdon?«
    »In dem Zelt mit den Feldzeichen«, lautete die

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