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Im Niemandsland

Im Niemandsland

Titel: Im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Gesicht tauchte neben Mythor auf.
    Der Mann aus Elvinon warf ebenfalls einen Blick auf die hölzernen Gerätschaften und knurrte: »Ich wusste es. Runengabeln!« sagte er abschätzig und zog sein Schwert, dann ritt er um das Heck des Wagens herum, um dem Lenker das Schwert aus der Hand zu schlagen.
    Mythor sah einen großen Haufen ineinander verkeilte Stangen, die in mehreren Spitzen endeten und entfernte Ähnlichkeit mit dürren Knochenfingern hatten. Dann riss er den Hals des Pferdes zur Seite und schrie aufgeregt: »He! Seid ihr von Sinnen? Warum wehrt ihr euch gegen unsere Hilfe?«
    Wieder preschten einige echte Caer-Reiter heran. Eine Stimme dröhnte und schrie hallend: »Weg von den Wagen! Ihr braucht nicht zu helfen. Niemand rührt die Ladung an!«
    Gapolo und Mythor verständigten sich mit einem raschen Blick, und der Salamiter schrie in grobem Tonfall zurück: »Dann helft euch selbst! Ihr seid aus dem Süden des Herzogtums. Dort leben die ungehobelten Bauernreiter! Kommt, Freunde, kümmert euch nicht um die Undankbaren.«
    Die Reiter schrien ein paar Beleidigungen und spornten ihre Pferde. Sie ritten in scharfem Galopp zurück zu ihrer Gruppe. Die anderen waren nur unmerklich langsamer geworden, hatten aber nicht eingegriffen, als ihre Kameraden und die fremden Kundschafter vertrieben wurden. Ihre Gesichter waren jedoch angespannt und wachsam.
    Als sei nichts gewesen, ritten sie weiter. Mythor strich sein dunkelbraunes Haar in den Nacken und fragte den Reiter: »Was sind Runengabeln? Wozu braucht man sie? Ich habe noch nie etwas davon gehört.«
    Die Stangen sahen aus, als seien sie so gewachsen und man habe sie der Rinde beraubt und stellenweise mit Schnitzereien versehen. Sie waren mannslang oder sogar doppelt mannslang. Die Verzweigungen mochten bis zu drei Ellen Länge erreichen und waren unglaublich knorrig und hässlich .
    »Holz«, knurrte der Reiter und spuckte verächtlich aus. »Einen Krieg gewinnt man nicht damit. Oder kennst du einen Weg, mit kahlen Ästen zu kämpfen?«
    Mythor schüttelte den Kopf. Er vermochte sich nur vorzustellen, dass die sogenannten Runengabeln Zutaten für einen schwarzen Zauber darstellten. »Ich weiß zu wenig, um dir eine Antwort zu geben«, entgegnete er schließlich. »Aber ich ahne, dass sie mehr als nur totes, trockenes Holz sind.«
    Der andere lachte und rief spöttisch: »Der Geist erschlagener Caer ist in ihnen. Bei der Wintersonnenwende werden sie lebendig und stechen mit ihren Dornen.«
    Mythor verzichtete auf eine Antwort. Er war von der Harmlosigkeit der Gabeln nicht überzeugt.
    *
    Eine unübersehbar große Ebene erstreckte sich rund um ihn. Nebel oder Rauch stieg aus geheimnisvollen Öffnungen im Boden auf. Ein riesiger, schwefelgelber Mond hing über der Fläche. Das Bild strahlte grauenhafte Einsamkeit aus; das böse Licht des Mondes ließ den Dunst aufleuchten. Zwischen den Schwaden bewegten sich dunkle Gestalten völlig lautlos hin und her. Ab und zu glänzten metallene Rüstungen oder Helme auf, hin und wieder schimmerte das Mondlicht auf einem blanken Schwert. Die Ebene war völlig still. Alles ging lautlos vor sich.
    Dürre, besenartige Gebilde standen zwischen den Kriegern. Es waren die kahlen, knorrigen Runengabeln. Tausende von Gabeln, die ihre Finger dem Mond entgegenstreckten, bildeten lange Reihen und kleine Anhäufungen. Ein wirres Muster zeichnete sich ab. Eine zweite Darstellung schob sich in dieses drohende Bild: die Ebene der Krieger, die unermesslich großen Mengen von Zelten und Soldaten des Herzogtums. Furcht und Angst ergriffen ihn; die Nebel, die Runengabeln und das schweigende Heer zeigten ihm die ungeheuerliche Kraft der Schwarzen Magie, verbunden mit der kämpferischen Macht der Krieger. Er schrie vor Angst auf.
    Jemand ergriff und rüttelte ihn. Blinzelnd, stöhnend und schwitzend wachte er auf. Undeutlich sah er im roten Glanz des heruntergebrannten Feuers das dunkle Gesicht Burunas über sich.
    »Du hast geschrien und geknurrt wie Hark!« flüsterte sie.
    Mythor schüttelte sich und holte tief Luft. Die drohenden Fetzen des Traumes schwanden aus seinen Gedanken. »Ich habe grässliche Dinge geträumt.«
    »Wovon hast du geträumt? Ich bin von deinen Schreien aufgewacht.«
    »Mein Traum war voll von schaurigem Mondlicht, von Runengabeln und schweigenden Kriegern.«
    »Wie gut, dass es nur ein Traum war. Schlaf weiter!« Ihre Hand strich über seine Stirn und seinen Nacken.
    Mythor wischte den Schweiß ab und stöhnte: »Ich

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