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Im Niemandsland

Im Niemandsland

Titel: Im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Antwort. »Die Caer sind ahnungslos! Sie werden von ihren Priestern ausgenutzt und belogen. Sie ahnen noch nichts von ihrem grässlichen Schicksal.«
    Mythor schüttelte unter seinem Caer-Helm zweifelnd den Kopf und sagte verwundert: »Ihr seid die Verblendeten! Die Caer sind hervorragende Kämpfer. Sie werden auch ohne Dämonenpriester gut die Klingen kreuzen. Ich habe gegen sie gekämpft.«
    »Du hast einfach nicht recht, Mythor!«
    Einige Häusertüren flogen auf. Soldaten schleppten Tische, Stühle und Bänke herbei und stellten sie zwischen den Zelten im Viereck auf.
    Mythor beobachtete auch diese Vorbereitungen und, sagte, als sich ein Zelteingang öffnete: »Wir werden sehen müssen, wer recht behält. Leider erst dann, wenn alles zu spät sein wird.«
    »Schwarzseher!« fauchte der andere und ging schweigend weg.
    Die Caer streiften Tücher über die Tische und zerrten Glutpfannen herbei. Die eisernen Körbe wurden mit Glut, Holz und Holzkohle gefüllt. Man warf Kräuter in die Glut. Becher und Krüge wurden gebracht. Ein Zelt wurde geöffnet, die Leinwand flog knatternd zur Seite.
    Gapolo murmelte voller Unruhe: »Das muss Herzog Murdon sein. Er wurde mir als ein Mann ohne Stärke geschildert. Er soll alt und meinungslos sein.«
    »Wo siehst du ihn?«
    »Er kommt aus dem offenen Zelt.«
    Falsche und echte Caer sahen zu, wie Murdon in die Mitte des Tischvierecks ging. Er trug schwere Stiefel mit hochgeschlagenen Stulpen und breiten, silberfarbenen Schnallen. Ein Kettenhemd mit feinen, glänzenden Maschen klirrte bei jedem Schritt. Ein auffallend breiter Gürtel mit einem glänzenden Schwertgehänge umspannte seinen Bauch, dessen Wulst sich über dem Leder wölbte. Ein hageres Gesicht mit tiefen Längsfalten blickte unsicher in die Runde. Er war vielleicht fünfzig Sommer alt, aber er wirkte wie ein Greis.
    Er stützte sich schwer auf eine Tischplatte und rief: »Wann wird der Graf erwartet?«
    Ein Caer schrie vom Dach eines Hauses herunter: »Der Posten gibt uns Nachricht. Die Wimpel sind schon gesichtet worden. Es dauert nicht mehr lange.«
    »Gut so.«
    Herzog Murdon erwartete Graf Codgin mit der Kriegserklärung, die er im Namen der Verbündeten der Lichtwelt überreichen würde. Der Herzog raffte mit fahrigen Bewegungen den schweren Mantel um seine Schultern und bewegte sich, als liege eine gewaltige Last auf seinen hängenden Schultern. Sein Gesicht strahlte Unzufriedenheit und Unschlüssigkeit aus. Mit einem überraschten Zwinkern nahm er die Krüge und Becher wahr. Er hob die Hand und zeigte auf einen Becher.
    Ein Caer goss den Becher voll und reichte ihn dem Herzog.
    Nach einiger Zeit merkten Gapolo und Mythor, dass die Caer-Soldaten, die Gehilfen des Dämonenpriesters und der Herzog die Eckpunkte eines Dreiecks bildeten. Unsichtbare Kraftlinien spannten sich zwischen ihnen.
    »Fällt dir etwas auf?« fragte Mythor. Der Herzog schüttete den Wein wie klares Wasser hinunter.
    »Unnatürlich ist alles. Sie warten nicht nur auf die Kriegserklä...«
    Der nächste Hornruf unterbrach ihn. Aus der Ferne war dumpfes Hufgetrappel zu hören. Mythor gab Gapolo und einigen anderen Männern einen unauffälligen Wink. Sie zogen sich zu ihren Pferden zurück, die zwischen zwei Scheunen angepflockt waren. Ungeduldig ging Herzog Murdon zwischen den Tischen hin und her und trank schon den dritten Becher. Verglichen mit der ruhigen Sicherheit der einfachen Caer-Soldaten und deren Hauptleuten flatterte er vor Aufregung .
    »Graf Codgin und sein Gefolge!« riefen die Soldaten und stellten sich zögernd vor ihren Zelten auf. Eine merkwürdige Stimmung ergriff das Lager und auch die Kundschafter. Mythor sagte zu einem Anführer, der zufällig in seiner Nähe stand: »Wir sollten uns darauf vorbereiten, schnell von hier wegzukommen.«
    »Damit hast du sicher recht«, grinste der Verkleidete.
    Mythor hatte nicht die geringste Ahnung, woher seine Gedanken kamen, aber er ahnte in immer stärkerem Maß, dass die Kriegserklärung anders verlaufen würde, als es sich die Beteiligten vorstellten.
    Gapolo spannte unbemerkt die kleine Armbrust in seinem Ärmel und sah sich nach Buruna und den Pferden um. »Alles in Ordnung«, flüsterte er.
    Ein Novize kam aus dem Zelt des Dämonenpriesters, sah sich aufmerksam um und schloss dann von innen den Eingang. Immer mehr Caer stellten sich in mehrfachen Reihen auf. Das Hufgetrappel wurde lauter, dann bog an der Spitze einer Kavalkade von etwa drei Dutzend lanzenbewehrter Reiter Graf Codgin

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