Im Papierschiff bis nach Irland (German Edition)
Auswahlkriterien waren: Erstens: Unsere Tochter reitet gerne. Zweitens:
Unser Sohn spielt gerne Tennis. Und drittens: Wenn es zu heiß ist, mag man nur
noch faulenzen und gar nichts mehr unternehmen. Und unternehmen möchte ich
etwas! Faulenzen ist zwar auch schön, so richtig gemütlich auf dem Sofa oder
dem Liegestuhl liegen, sich mit einem Buch amüsieren, lange schlafen, in der
Gegend rumstarren, einfach nichts tun. Aber nicht zwei Wochen ununterbrochen am
Stück! Und wenn die Kinder Sport machen wollen, ist Hitze auch nicht der
Bringer. Also kommt Irland ganz recht. Im Sommer wird es da schon nicht sooo
kalt sein. Wir finden ein Hotel, bei dem von Reitmöglichkeiten gesprochen wird.
Ebenso verfügt das Hotel über Tennisplätze. Auch über ein Hallenbad (in Irland
sind die Temperaturen nicht so poolmäßig!). Wir buchen einen Flug von Weeze
nach Dublin, im Osten der Republik. Der Anfang ist schon vielversprechend, der
Flughafen Weeze ist kaum 10 Autominuten von zu Hause entfernt. Unser Hotel –
Übernachtung mit Frühstück – ist unweit von Shannon im Westen der Republik. Der
Flughafen Shannon ist auch nur wenige Kilometer von unserem Hotel entfernt. Es
drängt sich auf, einen Anschlussflug zu buchen, aber – leider – haben wir
keinen Anschlussflug. Wir müssten 10 Stunden in Dublin warten, bevor ein Flieger
uns nach Shannon bringen könnte. Ein No-Go! „Wie sieht es denn mit einer
Zugverbindung aus?“, fragen wir unseren Reisebüromenschen. „Nehmen Sie besser
ein Auto, die Zugverbindungen sind umständlich. Sie müssen mehrmals umsteigen
und brauchen ca. 5 Stunden.“ Dann nehmen wir halt ein Auto. „Dann nehmen wir
halt ein Auto? In Irland? Die fahren doch falsch herum!“, entfährt es mir
voller Entsetzen. „Alles halb so schlimm“, versucht Herr Reisebüro uns zu
beruhigen. „Ich war schon mehrmals in Irland, auch mit dem Auto. Sie haben sich
nach 10 Minuten an den Linksverkehr gewöhnt.“ Und was mache ich in den ersten
10 Minuten? „Ich fahre da nicht“, erklärt mein Mann umgehend. „Wenn du fahren
möchtest“, redet er mit Blick auf mich weiter, „dann bitte. Aber mit mir kannst
du nicht rechnen.“ Okay, ich nehme meinen Mund sehr voll, reiße ihn dann sehr
weit auf, lehne mich extrem weit aus dem Fenster und sage so lässig wie
möglich: „Das kriegen wir schon hin.“ „Du – ich nicht!“, kommt nochmals die
Warnung meines Mannes. Jetzt bin ich voll auf der „Ich bin die Größte“ –
Schiene: „Ja natürlich – ich kriege das schon hin.“ Wir mieten ein Auto – ein
großes, damit auch unsere Kinder reinpassen und unser Gepäck und wir. Also ein
unübersichtliches Auto. Egal, das kriege ich schon hin. Einparken muss man ja
nicht so oft. Es gibt bestimmt immer genug Platz! So eng werden die Straßen
schon nicht sein. Außerdem mit Schaltgetriebe – kein Problem für mich.
Schließlich fahre ich zu Hause auch keinen Automatikwagen! Mein Zug auf der
„Ich bin die Größte“ – Schiene ist voll in Fahrt gekommen! Es sind ja noch ein
paar Monate Zeit bis zum Urlaub. Vielleicht überzeuge ich meinen lieben Mann in
der Zwischenzeit, dass er auch fährt. Oh, welch trügerische Hoffnung! Jedes
Mal, wenn ich ihn darauf anspreche, kommt prompt: „Nein, in keinem Fall! Du
hast gesagt, du fährst, also fährst du.“ Ende des Gesprächs. Noch sind wir
nicht da, noch hat er eine Chance zum Nachgeben.
Als wir in Irland
am Schalter der Autovermietung stehen, regelt mein Mann die Formalitäten,
verlangt meinen Führerschein und lässt mich als einzigen Fahrer eintragen. Der
Zug ist wohl abgefahren, auf der Überholspur. Wo ist die „Ich bin die Größte“ –
Schiene?
Ich will schon mal
ins Auto steigen. Zunächst von der falschen Seite … Mein Sohn will das Gepäck
verstauen. Da geht ein ohrenbetäubendes Geräusch los – die Alarmanlage. Ich
versuche, den Schlüssel im Zündschloss zu drehen – nichts. Ich ziehe den
Schlüssel wieder ab – nichts. Nein, nicht nichts, sondern ein Höllenlärm! Ich
steige aus, schließe die Türe – keine Änderung. Gott Lob kommt der Typ von der
Autovermietung angelaufen und zeigt mir, was falsch gelaufen ist: Wir haben
nicht die automatische Verriegelung (per Fernbedienung mit dem Schlüssel)
geöffnet, sondern (ganz altmodisch) den Schlüssel ins Türschloss gesteckt, dann
gedreht und geöffnet, weil die vermeintliche Fahrertür (die linke) nach
einmaligem Betätigen der Fernbedienung nicht offen war. Die Fahrertüre (die
rechte) war
Weitere Kostenlose Bücher