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Im Rausch der Ballnacht

Im Rausch der Ballnacht

Titel: Im Rausch der Ballnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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sagen, dass er gehen wollte – aber du hast ihn irgendwie dazu gebracht zu bleiben?”
    Anna hob den Kopf. Tränen glänzten in ihren Augen. “Ja, das will ich damit sagen. Er wollte gehen, aber ich habe mich ihm an den Hals geworfen.”
    Lizzie stockte der Atem.
    “Ich bin nicht so gut, vernünftig und moralisch, wie ihr es seid, du und Georgie. In jener Nacht habe ich die schlechteste Entscheidung meines Lebens getroffen. Viele Nächte lang habe ich danach bedauert, was ich getan habe – und gebetet, dass du es niemals herausfinden wirst. Ich bin verachtenswert, Lizzie, das weiß ich. Aber ich bin deine Schwester, und ich werde es immer sein. Wirst du mir jemals verzeihen können?”
    Lizzie schloss die Augen. Sie liebte Anna immer noch, und sie würde sie immer lieben, aber das linderte nicht den Schmerz, den sie über ihren Verrat empfand. Und nichts würde etwas an der Tatsache ändern, dass Tyrell der Vater ihres Kindes war. Aber wie hatte er so etwas tun können? Doch sie ahnte es bereits. “Eines weiß ich sicher – er ist ein Gentleman. Niemals würde er ein unschuldiges Mädchen verführen.”
    Anna ließ sich auf einen Stuhl sinken, die Hände auf ihren gerundeten Leib gelegt. Sie sah elend aus und wandte sich ab.
    “Du hast recht”, murmelte sie.
    Wie vom Donner gerührt fuhr Lizzie hoch. Und plötzlich erinnerte sie sich an das Gerede der anderen Damen.
Da ist Anna Fitzgerald, das leichtfertige Ding.
    “Was meinst du damit?”, fragte Lizzie ungläubig.
    Anna versuchte, ihre Tränen zu unterdrücken. “Ich fürchte, mein Charakter ist keineswegs makellos”, sagte sie.
    “Anna!”
    Anna biss sich auf die Lippe, und nach einer schrecklich langen Pause nickte sie. “Er war nicht mein erster Liebhaber, Lizzie.”
    Lizzie war schockiert. Das Verhalten ihrer Schwester überstieg ihr Fassungsvermögen. Aber dann plötzlich sah sie Bilder aus der Kindheit vor sich, und in all diesen Erinnerungen war Anna dabei – so schön und von allen bewundert. In Mamas Augen konnte Anna nie etwas falsch machen, und nie wurde sie gescholten. Papa mischte sich natürlich niemals ein. Und plötzlich erkannte sie, dass Anna ihr ganzes Leben lang verzogen und verwöhnt worden war, und jetzt war es ihr nicht möglich zu erkennen, was richtig und was falsch war. Sie war gedankenlos, und sie hatte ihre Fehler, aber sie war weder unmoralisch noch schlecht.
    “Hinterher tut es mir immer leid”, sagte Anna. “Aber weißt du, Lizzie, wenn ein Mann mich in den Armen hält, scheint mir jede Fähigkeit zum Denken abhandenzukommen.”
    Seltsamerweise empfand Lizzie jetzt Mitleid für ihre Schwester.
    “Hasst du mich jetzt?”, fragte Anna leise.
    “Nein, ich hasse dich nicht”, erwiderte Lizzie und meinte es ehrlich. “Ich könnte dich nicht hassen, Anna. Wie du schon sagtest, wir sind doch Schwestern. Das wird sich niemals ändern.”
    Mühsam erhob Anna sich und kam tapfer auf sie zu. “Ich hab dich lieb, Lizzie. Und du hast mir geholfen, die schwerste Zeit meines Lebens zu überstehen. Ich weiß, ich habe einen schrecklichen Fehler begangen, aber Tyrell ist nur ein Traum für dich, ein Traum, der sich niemals erfüllen wird, warum also müssen wir das so wichtig nehmen? Können wir nicht beide vergessen, dass es überhaupt geschehen ist?”
    Lizzie wünschte, sie könnte es vergessen, aber wie sollte sie? Denn jedes Mal, wenn sie die Schwester mit ihrem gerundeten Bauch ansah, dann würde sie erinnert an die eine Nacht voller Leidenschaft, die Anna und Tyrell miteinander erlebt hatten.
    Aber Anna würde das Baby bekommen, und sie würden für das Kind ein schönes Zuhause finden. In einigen Monaten würden sie nach Raven Hall zurückkehren, als wäre nie etwas geschehen, und im Herbst würde Anna Thomas heiraten. Mit der Zeit würde diese Kluft zwischen ihnen sich schließen, und Lizzie würde vergessen können.
    Anna nahm ihre Hände. “Bitte.”
    Anna war ihre Schwester. Ein ganzes Leben lang hatte Lizzie sie bewundert und geliebt. Und hatte sie nicht hundert Mal Annas kokette und kesse Art bewundert und sich gewünscht, so sein zu können wie sie? Tränen stiegen Lizzie in die Augen. Ihr Herz war gebrochen, aber sie konnte Anna jetzt nicht im Stich lassen. Und irgendwie gelang es ihr, ihrer Stimme einen festen Klang zu verleihen. “Anna, du hast recht. Tyrell war nur ein dummer Traum. Ich habe immer gewusst, dass er nicht für mich bestimmt ist. Was an Allerheiligen zwischen euch geschah, gehört der

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