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Im Reich der Feuergöttin

Im Reich der Feuergöttin

Titel: Im Reich der Feuergöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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trugen. Je näher der Vulkan kam, desto öfter sah er verbrannte Bäume, schwarze verkohlte Stämme, aus denen schmarotzendes Leben wuchs.
    „Der Berg ist ruhig“, sagte Mythor zu Oniak, der wieder dicht hinter ihm ging. „Zu ruhig.“
    Wenn er gehofft hatte, daß der Grünhäutige ihm eine Antwort auf die Fragen zu geben vermochte, die ihn beschäftigten, so sah er sich enttäuscht.
    „Die Feuergöttin wartet“, sagte Oniak nur und konnte ihn damit ebensowenig zufriedenstellen wie die Tau, nach deren Ansicht Ramoa nur mit ihnen spielte. Mythor spürte, daß etwas anderes der Grund dafür war, daß der Vulkan einmal Feuer spie und dann wieder schwieg. Gab es Ramoa, oder lebte sie nur noch in der Vorstellung der Tau? Sicher hatten sie eine der Ihren in den Krater geschickt, aber wie lange hatte sie dort überleben können? Und falls sie dort wirkte, welchen Mächten mußte sie gehorchen?
    Vergeblich forschte er wieder in Hongas Erinnerungen, während er mit der Klinge den Weg ebnete. Der Held der Tau wußte sehr wenig, wenn man bedachte, welche Aufgabe ihm zukommen sollte. Welcher Magie war Ramoa mächtig? Konnte sie ihm am Ende sagen, was die anderen Frauen entweder nicht wußten oder ihm verschwiegen?
    Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Oniak schob sich plötzlich an seine Seite, als die Tau mit heruntergefallenen Lianen zu kämpfen hatten und für einen Augenblick zurückblieben.
    „Ich danke dir“, sagte der schmächtige Mann. „Du müßt wirklich ein Held sein. Kein anderer hätte einen Befallenen berührt.“
    „Schon gut“, sagte Mythor. „Du kannst mir danken, wenn ich uns beide wieder sicher aus dem Berg gebracht habe.“
    „Dann willst du mich nicht opfern? Aber das mußt du!“ ' „Wir werden sehen, was ich tun muß. Oniak, ich fragte dich, woher du kommst. Was ist jenseits der Großen Barriere?“
    „Ich mußte von dort fliehen“, wich der Grünhäutige einer direkten Antwort aus. „Hierher in die Dämmerzone, wo ich von den Tau gefangen wurde.“
    „Wenn dies die Dämmerzone ist…“ Mythor stellte die Frage anders: „Ihr nennt sie Dämmerzone. Warum nicht Düsterzone?“
    Oniak sah ihn verständnislos an. Offenbar begriff er den Sinn der Frage nicht.
    „Gibt es jenseits der Barriere eine Welt des Lichtes, Oniak? Eine Sonne und einen Mond? Sterne? „
    Der Grünhäutige schwieg. Mythor gewann den Eindruck, daß Oniak aus irgendeinem Grund nicht reden wollte -- oder durfte? Es schien ihm, als stünde Oniak unter der Einwirkung von etwas Schrecklichem, das ihm widerfahren war, bevor er in die Gefangenschaft der Tau geriet. Er bewahrte ein Geheimnis. Aber welches?
    Kauna zog den Grünhäutigen zurück und drängte sich an Mythors Seite, als sich der Dschungel vor ihnen teilte. Nur noch kleine Sträucher und kniehohes Gras lagen vor ihnen. Zum erstenmal sah Mythor den ganzen Vulkan und den mächtigen Wassergraben um ihn, aus dem kleine Fische mit vergleichsweise riesigen Mäulern sprangen. Sie schnappten nach allem, was sich über dem Wasser bewegte - Libellen, Käfer und anderes fliegendes Kleingetier, für das Mythor keinen Vergleich fand. Laut schnappten ihre Kiefer zusammen.
    „Es ist heiß“, sagte Kauna. „Aber ich würde dir nicht raten, hier Abkühlung zu suchen. Steig ins Wasser, und bevor dein Herz einmal schlägt, sind deine Beine abgenagt bis auf die Knochen.“ Sie drehte Mythor etwas und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf eine Klippe, die diesseits des Grabens steil in die Höhe ragte, viele Mannslängen hoch und nur dem Dschungel zu erklimmbar. „Der Drachenfelsen. Wir sind am Ziel.“
    Unwillkürlich suchte Mythor nach einer Spur von einem Drachen, der ihn von der Klippe über den Wassergraben zum Krater hinauftragen sollte. Inzwischen hatte er sich mit dem Gedanken vertraut gemacht. Die Tau würden ihren Helden, der Ramoa töten sollte, nicht einem menschenfressenden Ungeheuer anvertrauen.
    „Wo finden wir den Drachen?'' fragte er.
    Kauna blickte ihn an, als wollte sie fragen, ob er das wirklich nicht wisse.
    „Oben natürlich, auf dem Felsen.“ Sie war tatsächlich wie verwandelt, tadelte ihn nicht mehr für seine Fragen und beantwortete sogar unaufgefordert jene, die er schon früher gestellt hatte.
    „Es ist kein lebender, wie du wohl erwartest.“
    „Kein lebender?“ Mythor verstand nun überhaupt nichts mehr.
    „Warte nur ab, Honga“, sagte sie und betonte den Namen erneut ganz eigenartig.
    Nura und die achtzehn Krieger sammelten sich um sie und blickten

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