Im Reich der Feuergöttin
viel anders. Halb belustigt, halb verunsichert fragte er sich, ob er nun von ihr als Frau anerkannt worden war.
„Wir müssen weiter“, sagte sie und wandte sich zum Gehen. Dann drehte sie sich noch einmal zu ihm um. „Dieses… dieses Lippen auf Lippen legen, ist das dort Brauch, woher du kommst?“
„Hier nicht?“ fragte Mythor überrascht. „Ihr kennt das überhaupt nicht?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Aber wie kamst du dann eben auf den Gedanken, daß ich mich mit dir paaren wollte?“
„Weil… weil du mich an dich drücktest. Dort, wo du herkommst, wo dein Körper herkommt… tun's da die Männer? Ich meine, die Männer nehmen sich die Frauen, um sich mit ihnen zu paaren?“
„Wo mein Körper herkommt, ja“, sagte Mythor. Jetzt wußte er nicht, ob er weinen oder lachen sollte. „Und dabei kommt's schon vor, daß man die Lippen auf die Lippen legt.“
„Das muß eine seltsame Welt sein“, meinte Kauna. „Aber es ist… schön. Bei uns tun wir das, wenn uns die Paarung mit einem Mann Spaß macht und er uns gefällt.“ Sie kam zurück, stellte sich vor ihm auf die Zehenspitzen und rieb ihre Nase an der seinen.
„Nur, um den Honga in dir daran zu erinnern“, sagte sie geheimnisvoll lächelnd. „Und noch einmal, weil du mir gefällst.“ Sie wiederholte es, trat zurück und musterte ihn noch einmal von oben bis unten. „Ich hatte Angst vor dir, als ich dich kämpfen sah und als du mit Oniak vor mir auftauchtest. Das war dumm. Ich sagte, daß ich dir keine Fragen stellen wollte, und nun reden wir doch viel zuviel. Wir müssen weiter. Du bist Honga.“
Damit ging sie endgültig zu den anderen zurück. Mythor wartete noch etwas, ziemlich verwirrt. Hatte sie ihn nun durchschaut oder nicht? Er hatte ja erlebt, daß nicht alle Inselbewohner so fest wie Loana an die Wiedergeburt der Helden glaubten.
Kopfschüttelnd folgte er ihr. Ihre letzten Worte schienen so etwas wie eine Beruhigung für ihn sein zu sollen, daß er sich eben darüber nicht den Kopf zu zerbrechen brauchte. Was immer sie ahnte - er war Honga.
Seufzend betrat Mythor die Lichtung und hörte Kauna den Kriegern wieder mit alter Strenge Befehle zurufen. Mit keinem Blick verriet sie, daß sie sich ihm für einige Augenblicke von ihrer „schwachen“ Seite gezeigt hatte. Und die schwarze Wolke über dem Vulkan brachte auch Mythor schnell wieder in die grausame Wirklichkeit zurück. Er zählte insgesamt achtzehn Krieger, die den Einsturz der Brücke überlebt hatten. Aber nicht alle hatten sich auf ihr befunden, als sie sich löste. Andere mochten auf der anderen Seite der Schlucht schon wieder auf dem Weg zurück ins Dorf sein.
Zu Mythors Freude war Oniak auf den Beinen. Er sah ihn und nickte ihm nur kurz zu, als hätte er Angst, dem Helden in Gegenwart der Frauen und Krieger seine ganze Dankbarkeit zu beweisen.
Kauna und Nura blickten abwartend zu Mythor herüber. Ohne eine Miene zu verziehen, setzte er sich in Bewegung, zog Alton aus der Scheide und schlug eine Bresche ins wuchernde Dickicht. So seltsam diese ewig dunkle Welt der Inseln auch war das Gläserne Schwert gab ihm das Gefühl, nicht ganz von allem Vertrauten abgeschnitten zu sein. Im stillen dankte er dem Dämonenfisch, der es verschluckt haben mußte, als es mit seiner übrigen Ausrüstung in den Fluten versank.
Und wenn nun ein zweites Meeresungetüm zur Stelle gewesen war, um den Schwarzstein mit Cherzoon zu verschlingen?
Unsinn, dachte Mythor. Der Schwarzstein mit dem Dämon lag auf dem Grund des Meeres, inmitten der übrigen Waffen des Lichtboten, die ihn für immer dort bannen sollten. Mythor wußte es einfach.
7.
Alton sang und klagte, durchschnitt leuchtend Dunkelheit“ und Weghindernisse, brachte den Tod über allerlei kleines Getier, das wie aus einem Dämmerschlaf erwacht nun wieder angriffslustig überall aus dem Unterholz kam. So viele verschiedene Tierformen es auf Tau-Tau auch gab - und diese Insel mochte dabei stellvertretend für alle anderen sein -, kaum einmal sah Mythor Kreaturen, die größer waren als ein Hase. Sie standen in einem unaufhörlichen Überlebenskampf untereinander und waren dafür bestens gerüstet. Manche bestanden auf den ersten Blick nur aus Zähnen und Krallen.
Die Pflanzen veränderten sich ebenfalls ständig. Gemeinsam waren ihnen nur die bleichen, manchmal durchscheinenden breiten und dicken Blätter, denen niemals eine Sonne Farbe gegeben hatte. Mythor machte weite Bögen um alle Gewächse, die Früchte
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