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Im Reich der Feuergöttin

Im Reich der Feuergöttin

Titel: Im Reich der Feuergöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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taumelten orientierungslos umher. Mythor rief sie an und winkte sie zu sich. Wind frischte auf und vertrieb endlich die Schwefelschwaden. Gemeinsam mit Mythor nahmen die Männer das Seil und zogen daran.
    „Vorsichtig und langsam!“ rief Mythor.
    Das Seil war schwer, womit nicht unbedingt gesagt war, daß sich halbtote Tau daran klammerten. Ebensogut konnte das Gewicht von den Planken stammen, die sich noch nicht gelöst hatten. Fuß für Fuß zogen die drei es über den Rand des glühenden Abgrunds, bis Mythor den Kriegern Einhalt gebot.
    „Schlingt es um die Pflöcke! Und laßt nicht nach!“
    Er selbst ließ los und schob sich bis zur Brust über die Felsen. Sein Herz drohte stehenzubleiben, als er die drei Gestalten sah, die sich entweder festklammerten oder das Seil um die Hüften geschlungen hatten - Quyl mochte wissen, wie sie das angestellt hatten. Nura konnte er fast mit der Hand erreichen. Unter ihr erkannte er Kauna - und Oniak! Die Tau hatte ihn mit einem Arm umfaßt. Woher nahm diese Frau, deren Lungen ebenso von Schwefel angefüllt sein mußten wie Mythors eigene, diese Kraft?
    „Zieht langsam!“ rief er den Kriegern an den Pflöcken zu. „Vorsichtig. Ja…jetzt wartet!“
    Er streckte die rechte Hand aus und bekam Nuras Gelenk zu fassen. Sie ließ das Seil nicht los. Die Krieger mußten es weiter einholen, während Mythor Nura zu sich hochzog und ihre Finger mit Gewalt lösen mußte. Er legte sie weit genug vom Abgrund ab und kehrte zur Schlucht zurück. Kauna sah ihn und schrie etwas, das er nicht verstand. Er machte beschwichtigende und aufmunternde Gesten, wartete wieder, bis er ihr Handgelenk ergreifen konnte, und zog auch sie zu sich herauf, umschlang mit einem Arm ihre Hüfte, um ihr mit dem anderen Oniak abzunehmen. Kauna konnte sich nun selbst helfen. Mythor trug den bewußtlosen Grünhäutigen zu Nura und legte ihn neben ihr ab.
    Er brauchte nicht mehr zur Schlucht zu gehen. Fassungslos sah er, wie Kauna seinen Platz eingenommen und sich flach auf den Bauch gelegt hatte, die Arme in die Tiefe streckte und den Kriegern Befehle zurief.
    „Woher hat sie die Kraft?“ murmelte er.
    Wieder verstrich kostbare Zeit, bis Kauna noch insgesamt sieben Krieger gerettet hatte, die am Seil hingen. Jene, die wie Mythor an den heißen Felsen hochgeklettert waren, standen mittlerweile unsicher auf den Beinen und sammelten sich um ihn, Nura und Oniak. Wer die Kraft dazu hatte, nahm einen der Bewußtlosen auf die Arme und trug ihn von der Schlucht fort ins Dickicht. Mythor hatte Oniak auf den Armen und sah, daß sich seine Wunden fast völlig geschlossen hatten. Als er eine Lichtung erreichte, legte er ihn in kniehohes Gras. Von Tieren oder fleischfressenden
    Pflanzen war nichts zu sehen. Es schien, als sei den Davongekommenen eine Ruhepause vergönnt. Mythor ließ sich neben Oniak ins Gras fallen. Sein Herz klopfte heftig.
    Der Wind brachte nach wie vor frische, kühle Luft vom Meer heran. Die Lavamassen, die sich eben noch den Berg hinuntergewälzt hatten, waren erstarrt und leuchteten nur noch schwach. Die plötzliche Stille wirkte unheimlich, und unwillkürlich fragte sich Mythor, ob Ramoa ihn und seine Begleiter sehen konnte und ob sie ihn vielleicht nur auf die Probe stellen oder ihm einen Vorgeschmack auf das geben wollte, was ihn im Berg erwartete.
    Mythor sah aus den Augenwinkeln heraus, wie Kauna einen ledernen kleinen Behälter unter ihren Fellen hervorzog, ihn öffnete und Nura daraus trinken ließ. Es dauerte keine fünf Herzschläge, bis die Tau sich zu bewegen begann und die Augen aufschlug.
    Kauna bemerkte Mythors Blicke und kam zögernd näher. Unsicher hielt sie ihm den Beutel entgegen. Mythor schüttelte den Kopf und deutete auf Oniak.
    „Gib ihm davon.“
    Sie tat es. Der erwartete Widerspruch blieb aus. Mythor versuchte, in ihrer Miene zu lesen, als sie Oniaks Kopf hochhob und ihm die Flüssigkeit einflößte. Da war keine Überheblichkeit mehr in ihren Zügen, kein übertriebener Stolz. Mythor hielt den Atem an, stand auf und wartete neben der Tau darauf, daß der Grünhäutige auf den Trank ansprach.
    Es dauerte nicht länger als drei Atemzüge. Oniak stöhnte, warf sich wie in schweren Träumen von einer Seite auf die andere, schlug die Augen auf und starrte Mythor und Kauna an. Sein Blick klärte sich. Er erkannte, wen er vor sich hatte.
    Was er dann tat, quittierte die Tau mit einem Stirnrunzeln. Oniak drehte sich auf den Bauch und schluchzte hemmungslos wie ein Kind.
    Aber er

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