Im Reich der Mammuts
Ebene grenzten hohe schroffe
Felsen.
„Mir ist kalt", sagte Anne mit klappernden
Zähnen. Sie zog sich ihr Handtuch enger um
die Schultern.
„Qu-quiek!" Auch Mimi hörte sich an, als
ob sie frieren würde.
„Armes Mäuschen!", sagte Anne. „Ich stecke dich in Philipps Rucksack. Dort ist es ein
bisschen wärmer für dich."
Anne ließ Mimi in die Seitentasche des
Rucksacks gleiten.
„Wir müssen zurück nach Hause", sagte
Philipp. „Wir brauchen wärmere Kleider."
„Wir können gar nicht nach Hause", sagte
Anne. „Wir können doch das PennsylvaniaBuch gar nicht finden. Nicht ehe wir unsere
Aufgabe erfüllt haben. Weißt du nicht mehr?
So funktioniert die Magie."
„Oh, stimmt!", erinnerte sich Philipp. Er
schaute sich um. Das Pennsylvania-Buch, mit
dem sie sonst immer wieder nach Hause reisen konnten, war nirgends zu sehen.
Anne blickte noch mal aus dem Fenster.
„Wo sind wir überhaupt?", fragte sie.
„Ich schaue nach", sagte Philipp. Er hob
das aufgeschlagene Buch auf und las den Titel vor: „Leben in der Eiszeit."
„Eiszeit?", wiederholte Anne. „Kein Wunder, dass wir frieren."
„Wir beeilen uns besser damit, dieses MDing zu finden", meinte Philipp. „Ehe wir
erfrieren."
„Schau doch", flüsterte Anne.
„Menschen!" Sie deutete aus dem Fenster.
Jetzt sah Philipp sie auch. Vier
Gestalten auf den Felsen. Zwei große und
zwei kleine. Alle hielten lange Speere.
„Wer sind die?", fragte Anne.
„Ich schau im Buch nach", schlug Philipp
vor.
Er fand ein Bild mit Menschen. Er las die
Bildunterschrift vor:
Die frühen Menschen heißen Cro-MagnonMenschen. Während der späten Eiszeit lebten sie oft in Felsenhöhlen.
„Und warum tragen sie Speere?", fragte
Anne.
Philipp blätterte weiter. Er fand ein weiteres Bild von den Cro-Magnon-Menschen. Er
las wieder vor:
Die Cro-Magnon-Familien jagten oft gemeinsam. Sie bedeckten ein Loch mit
Zweigen. Dann trieben sie Rentiere und
Mammuts in diese Fallen.
„Oh, Fallen für Tiere, wie traurig", fand Anne.
„Gar nicht!", widersprach Philipp. „Oh
ne zu jagen hätten sie nicht überleben können. Sie hatten schließlich keine Supermärkte!"
Sie beobachteten, wie die Familie auf der
anderen Seite der Felsen verschwand.
„Komm, mir ist eiskalt", sagte Philipp,
„Wir beeilen uns beim Suchen, solange die
Cro-Magnons jagen."
„Aber ich würde sie gerne kennen lernen",
sagte Anne.
„Bloß nicht!", sagte Philipp. „Sie haben
keine Bücher, in denen sie etwas über uns
nachlesen könnten. Sie werden denken, wir
wären irgendwelche Feinde, und ihre Speere
auf uns werfen!"
„Oje!", sagte Anne.Philipp steckte sein
Buch weg.
„Quiek!" Mimi sah aus dem Rucksack heraus.
„Bleib drin!", sagte Anne.
Philipp setzte seinen Rucksack auf und
kletterte die Strickleiter hinunter. Anne kletterte ihm hinterher.
Auf dem eisigen Boden rückten die beiden
enger zusammen.
Es wehte ein beißender Wind. Philipp
zog sich sein Handtuch über den Kopf. Der
Schnee wurde gegen seine Brille geblasen.
25
„Hey, Philipp, guck mal!", sagte Anne. Sie
hatte ihre Schwimmbrille aufgesetzt. „Jetzt
kann ich sehen!"
„Gute Idee!", fand Philipp. „Leg dir das
Handtuch über den Kopf. Die meiste Körperwärme verliert man nämlich über den
Kopf."
Anne wickelte sich das Handtuch um den
Kopf, wie Philipp es vorgemacht hatte.
„Wir müssen eine Höhle oder so etwas suchen, wo es wärmer ist", schlug Philipp vor.
„Ich wette, in dieser Felsenwand gibt es eine Menge Höhlen", meinte Anne.
Die beiden Geschwister gingen los. Der
Schnee war noch nicht sehr tief, aber der
Wind wehte stark.
„Ich hab's gewusst!", rief Anne und deutete auf eine Öffnung in den Felsen: eine Höhle.
Sie rannten darauf zu.
Drinnen war es auch nicht viel wärmer,
aber zumindest blies der Wind hier nicht.
In dem fahlen Licht der Höhle klopften sie
sich den Schnee von den Turnschuhen.
Anne nahm ihre Schwimmbrille ab.
„Hier riecht es seltsam", fand Philipp.
„Ja, nach nassem Hund", meinte Anne.
„Vielleicht steht etwas darüber im Buch",
sagte Philipp und nahm das Buch aus seinem
Rucksack.
„Ich schau mich mal um", sagte Anne.
„Vielleicht ist der Gegenstand, der mit M beginnt, ja hier. Dann können wir wieder nach
Hause in die Wärme."
Philipp blieb am Eingang stehen, damit er
lesen konnte.
„Diese Höhle ist voller Stöcke", berichtete
Anne.
„Was?", fragte Philipp, ohne von seinem
Buch aufzublicken.
„Nein, stimmt nicht, ich glaube, das sind
Knochen!", meinte Anne.
„Knochen?", wiederholte
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