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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Und was war ihm, Uriteschup, denn schon geblieben außer seinem brennenden Verlangen, Schaden anzurichten und zu zerstören?
    Das würde ihn darüber hinwegtrösten, daß er der Spielball eines widrigen Schicksals geworden war.
    Um ihn herum wimmelte es von Menschen, ein buntes Gemisch aus Ägyptern, Nubiern, Syrern, Libyern, Griechen und noch anderen, die alle hier zusammengeströmt waren, um diese Hauptstadt zu bewundern, die die Hethiter einst hatten zerstören wollen, ehe sie sich dem Pharao beugten.
    Ramses töten … Für Uriteschup bestand keinerlei Aussicht, 9

    das zu schaffen. Er war nur noch ein besiegter Krieger.
    »Hoher Herr …«, murmelte plötzlich hinter ihm eine Stimme.
    Uriteschup drehte sich um.
    »Hoher Herr … Erkennst du mich wieder?«
    Er blickte auf einen Mann von mittlerer Größe mit braunen, lebhaften Augen hinunter; sein dichtes Haar wurde von einem Leinenband zusammengehalten, ein kurzer, rötlicher Spitzbart zierte das Kinn, und er trug ein buntgestreiftes Gewand, das ihm bis zu den Knöcheln reichte.
    »Raia … Der bist du doch, oder?«
    Der syrische Händler verneigte sich ehrerbietig.
    »Du, ein hethitischer Spion … Bist du wieder in Pi-Ramses?«
    »Jetzt herrscht Frieden, Hoher Herr. Eine neue Zeit ist angebrochen, die alten Fehler sind vergeben und vergessen. Ich war ein reicher, geachteter Kaufmann und habe meine Geschäfte wiederaufgenommen. Niemand legt mir etwas zur Last, ich bin bei den Vornehmen des Landes aufs neue gut angesehen.«
    Als Mitglied des hethitischen Spionagenetzes, das Ramses zu Fall bringen sollte, von den ägyptischen Ordnungskräften aber zerschlagen wurde, hatte Raia entkommen können. Nun war er nach einem längeren Aufenthalt in Hattuscha in seine Wahlheimat zurückgekehrt.
    »Um so besser für dich.«
    »Um so besser für uns.«
    »Was soll das heißen?«
    »Meinst du vielleicht, diese Begegnung sei eine Frucht des Zufalls?«
    Uriteschup betrachtete Raia mit noch größerer Aufmerksamkeit.
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    »Bist du mir etwa gefolgt?«
    »Es waren verschiedene Gerüchte über dich in Umlauf. Die einen besagten, du würdest erbarmungslos umgebracht, die anderen verhießen deine Freilassung. Seit über einem Monat beobachten meine Männer das Anwesen, in dem du gefangengehalten wurdest. Ich habe dir ein bißchen Zeit gelassen, damit du wieder Geschmack an der Welt findest …
    Und da bin ich nun. Darf ich dich zu einem kühlen Bier einladen?«
    Uriteschup schwankte. So viele überwältigende Gefühle an einem Tag! Seine innere Stimme versicherte ihm indes, daß der syrische Kaufmann ihm bei seinen Plänen helfen könnte.
    In der Schenke kam ihr Gespräch schnell in Gang. Raia sah zu, wie Uriteschup sich verwandelte: Nach und nach wurde er wieder ein grausamer Krieger, zu allen Eroberungen bereit. Der Händler hatte sich nicht getäuscht. Trotz der Jahre in ägyptischer Gefangenschaft neigte der ehemalige Oberbefehlshaber der hethitischen Armee wie eh und je zu Zanklust und Gewalt.
    »Für gewöhnlich ergehe ich mich nicht in weitschweifigen Reden, Raia; was erwartest du von mir?«
    Der Syrer begann zu flüstern.
    »Ich habe nur eine Frage an dich, Hoher Herr: Möchtest du dich an Ramses rächen?«
    »Er hat mich gedemütigt. Und ich habe mit Ägypten nicht Frieden geschlossen. Es scheint jedoch unmöglich zu sein, diesen Pharao zu bezwingen.«
    Raia schüttelte den Kopf.
    »Das kommt darauf an, Hoher Herr, das kommt darauf an
    …«
    »Zweifelst du etwa an meinem Mut?«
    »Mit Verlaub, Hoher Herr, der allein wird nicht reichen.«
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    »Aber weshalb solltest du, ein Kaufmann, es wagen, dich in ein so gefährliches Abenteuer zu stürzen?«
    Raia lächelte verkniffen.
    »Weil mein Haß nicht minder brennt als deiner.«
    12

    ZWEI
    NGETAN MIT EINEM breiten Halskragen aus Gold, e
    A inem weißen Schurz in der Art, wie ihn schon die Pharaonen zur Zeit der Pyramiden gern getragen hatten, und mit weißen Sandalen, vollzog Ramses der Große die Morgenriten in seinem Tempel für die Ewigkeit am westlichen Ufer bei Theben, im Ramesseum. Hier weckte er die im Naos verborgene göttliche Macht, die ihre Wirkkräfte vom Himmel zur Erde strömen ließ, Ägypten zum Abbild der Weltordnung machte und das dem Menschen angeborene Verlangen nach Zerstörung eindämmte.
    Im Alter von fünfundfünfzig Jahren war Ramses eine überaus stattliche Erscheinung: sehr hoch gewachsen, mit ovalem Gesicht, rotblondem Haar, breiter Stirn, auffallend geschwungenen Brauen über durchdringend

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