Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)
verzerrte sich die
Gestalt des Wolfes mit den zehn weißen Ornamentflügeln wieder.
„Das mag sein, aber du stehst gerade auf der Schwelle
zum Tod, da sind manche unmöglichen Dinge doch wieder möglich – begrenzt
zumindest.“
„Ich ... sterbe ...“, wiederholte ich ein wenig
monoton, aber fest. Ich meinte so etwas auch schon von dem Albino gehört zu
haben, irgendetwas von ‚vergiften‘.
„Ja. Dieser Albino hat nicht unrecht. Du bist ein
Engel, schon immer gewesen, und somit bist du allein von der Genetik der pure
Gegenspieler der Vampire. Das Blut deines Freundes hatte die Wirkung, dass du
zu einem Vampir wurdest, dass die ‚Viren‘ des Vampirismus in deinen Körper
gelangten. Das, was jetzt in deinem Körper geschieht, kann man als Kampf
zwischen deinem biologischen Erbe und den Viren bezeichnen. Dein Körper – auch
wenn es am Anfang noch gut ging – wird sich bis zum bitteren Ende gegen den
Vampirismus wehren, und zwar bis zum Äußersten – was deinen Tod bedeuten wird“,
erklärte der Weiße mit hängenden Ohren.
„Ich nehme an, da kann man nichts dagegen tun“, gab
ich mit zitternder Stimme zurück und schloss meine Augen, mich meinem Schicksal
ergebend. Eigentlich war es unmöglich, mich zu retten, schließlich konnte ich mich
von keinem der beiden konkurrierenden Fraktionen entledigen.
„Ich hatte eigentlich geglaubt, dir sei mittlerweile
bewusst geworden, dass du etwas Besonderes bist.“
„Glaube mir, ich habe das einmal zu oft gehört“, sagte
ich verbittert. „Aber ich bin glücklich. Ich konnte Ayden, seine Familie und
deren Freunde retten. Mir wäre es zwar lieber gewesen, wenn ich die anderen
Engel nicht hätte töten müssen, aber ... nun ja. Ich war nur ein wenig
verwundert, dass ich tatsächlich in der Lage gewesen bin, auf meine Kräfte
zurückzugreifen ... und überhaupt: Warum habe ich mit Freisetzung meiner Kräfte
auch dieses Kleid bekommen?“
„Wie der Albino dir bereits gesagt hat, bist du eine
Art direkter Nachfahr des Engels, welcher vor langer Zeit zur Erde kam. Als
solcher bist du als Einzige unter den ‚erschaffenen‘ Engeln in der Lage, die
Kräfte des Engels von damals einzusetzen – und der hatte nun einmal zehn Flügel
und die Macht der Telekinese“, antwortete der weiße Wolf und stellte langsam
seine Ohren wieder auf. Ich stutzte.
„Warum weißt du das?“, wollte ich dann von ihm wissen
und musterte ihn aufmerksam, doch der Weiße blieb stumm. „Kann es sein ... kann
es sein, dass du der Engel von damals bist?“, sprach ich das aus, was
sich in meinem Kopf ergeben hatte, nachdem ich alle Informationen
zusammengebrachte. Der Wolf seufzte leise. „Was von ihm übrig ist. Ein
Bruchteil seiner Seele, wenn du so willst. Ich kann mit dir über dein
Unterbewusstsein reden, weil du ein Nachfahre von mir bist. Ich kann deine
Kräfte ein wenig leiten aus demselben Grund, nicht mehr und nicht weniger.
Deine Kleidung hat sich verändert, weil du endlich aus deinem eigenen Wunsch
heraus deine vollen Kräfte eingesetzt hast. Und eben weil du mein Nachfahre
bist und es sich bei mir zu meinen Lebzeiten ebenso verhalten hat, hat sich
deine Kleidung – deine ganze Erscheinung – verändert. Du wurdest sozusagen zu
einem ‚echten‘ Engel. Eine solche Verwandlung hätten die anderen Schöpfungen
des Albinos niemals vollziehen können“, erklärte der Weiße und blinzelte mich
freundlich an. „Dafür, dass ich bis dahin deine Kräfte immer geleitet habe,
hast du dich sehr gut geschlagen“, lobte er mich dann. Ich war unfähig, etwas
zu erwidern.
Sie kann nicht beides sein.
„Nun, ich denke es wird Zeit“, meinte er dann
plötzlich und erhob sich wieder. „Es ist Zeit, dir zu sagen, dass du deinem Tod
entkommen kannst – wenn es dein ausdrücklicher Wunsch ist.“
„Wie?“, fragte ich langsam, da ich einen Haken
erwartete.
„Deinen Vampirismus wirst du nichts los, sobald du
einmal davon befallen bist, bleibt er dir auf ewig, dementsprechend ist eine
Rettung unmöglich ... aber ... ich kann gehen“, erläuterte der Weiße mit einem
undefinierbaren Ton in der Stimme.
„Das ... Was würde das bedeuten?“, hakte ich
vorsichtig nach.
Der Wolf ließ seine Ohren ein wenig hängen, ehe er
antwortete: „Du würdest natürlich sämtliche Kräfte verlieren, die mit deiner
Verwandlung zusammenhängen – das heißt, die Elementarkräfte, die du durch den
Vampirismus erhieltest, würden dir erhalten bleiben – du würdest dich folglich
auch nicht
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