Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
unter ihm beulte. »Schnell, sonst kracht das Dach unter uns zusammen.«
Von unten wurden Stimmen laut.
Bluma verkniff sich ihr Neugierde. Was war da unten los? Hatten die Gardisten sie gefunden? Vermutlich! Sie würden sich zusammen reimen können, wohin sie geflohen waren. Darius hielt inne und presste den Zeigefinger auf die Lippen, während er nach hinten blickte und versuchte, Bluma und Biggert mit einem aufmunternden Lächeln zu beruhigen.
Bluma spitzte die Ohren.
Unten, in einer Gasse, wurde gestritten.
Worte schwirrten hin und her.
Blumas Herz setzte für einen Moment aus. War das nicht die Stimme ihres Bobba? Darius, der wohl ähnliches erkannte, warnte Bluma, sich zu nahe an den Rand zu schieben. Er wedelte mit der Hand, doch Bluma ließ sich nicht aufhalten.
Waren Bobba und Momma in Gefahr?
Nun schrie eine Frau, ganz eindeutig Mommas Stimme. Langsam entfaltete sie die Worte.
»Das – geht nicht – ehrsame Reisende – nicht zuschulden!«
» – sehe ich nicht ein – Kerker? Ist dahinten – Kerker!«
Bluma fröstelte. Sie begriff, was dort unten ablief. Darius auch.
»Sie warnen uns und wollen uns auf etwas hinweisen ...«, flüsterte Biggert.
»So ist es«, gab Darius zurück und blinzelte anerkennend. »Andererseits habe ich überhaupt keine Lust, dass man unsere Freunde einsperrt. Dann wissen wir zwar, wo sie sind, müssten jedoch vier anstatt zwei Personen befreien.«
»Was willst du tun?«, fragte Bluma erschüttert, denn sie meinte, Darius’ Gedanken zu lesen – und vermutlich geschah es auch.
Darius schwang sich über die Brüstung. »Mir reicht’s. Ich werde diesen Gardisten den Arsch versohlen!«
Dann war er verschwunden.
Inquister Loouis Balger lächelte. »Unglaublich, zu was Ihr fähig seid, Magus Claudel.«
Der hagere Mann grinste müde. »Euch mag es wie ein Kinderspiel vorkommen, Balger. Für mich ist es eine Tortur. Kein Zauber ist anstrengender als ein Heilzauber. Für eine Weile dringen deine Schmerzen in mich ein und ich muss versuchen, sie so schnell wie möglich wieder loszuwerden. Keine leichte Aufgabe, aber was tut man nicht alles, um an der Seite des Königs zu sitzen.«
Balger richtete sich auf, was erstaunlich gut gelang. Seine Verletzungen heilten in einer Geschwindigkeit, die ihn erschütterte. Dies war das erstemal, dass an ihm Magie vollzogen wurde. Einerseits ein begeisterndes Gefühl, andererseits ängstigend, denn es gehörte nicht zum Lauf der natürlichen Dinge. Er verschränkte die Arme vor die Brust. »Könnt Ihr mich auch schlank machen?«
Claudel blickte den Inquister an wie ein Giftschlange, die sich überlegt, vielleicht doch zuzustoßen. »Fresst weniger, mein König. Dann werden die Fettmassen von alleine schwinden.«
Balger quälte sich ein Lachen über die Lippen, doch sein stechender Blick sprach Bände.
Claudel spitzte die Lippen. »Wenn die Sau satt ist, stößt sie den Trog um, nicht wahr?«
Balger überlegte einen Moment, dann begriff er. »Nein, nein, so sollt Ihr das nicht sehen. Ich bin euch wirklich sehr dankbar.« Große Verbindlichkeiten machen nicht dankbar, sondern rachsüchtig!, dachte er, doch er wollte es nicht zeigen. Claudel würde noch früh genug erleben, was es hieß, einen Loouis Balger zu erniedrigen. Hatte der kleine Magus ihn wirklich eine Sau genannt? Nein, es war wohl nur eine Metapher gewesen, oder?
Es dauerte nicht länger als fünfzehn Minuten und Balger fühlte sich wohl, wie lange nicht mehr. »Was habt Ihr mit dem Käfer in meinem Kopf gemacht?«
Claudel, der am ganzen Körper zitterte und vor sich hin murmelte, setzte sich auf einen Schemel und verbarg das Gesicht in den Händen.
Balger erkannte, dass der Magus zur Regenerierung länger brauchte als er. Deshalb schwieg er und wartete. Er schloss die Augen und suchte nach Anzeichen für den Skarabäus. Wartete er? Würde er gleich anfangen, wieder irgendeinen Unsinn zu reden, etwas davon, dass der Inquister einer von Zwanzig sei oder so? In seinem Schädel herrschte Stille, lediglich ein wohliges Gefühl der Kraft sauste durch seine Gehirnwindungen wie ein Fluss, dessen Schleusen man geöffnet hatte. Das war so – befriedigend! Er war nicht nur gesund, sondern aktiv, viel aktiver als zuvor.
Er dachte an die Elfe Katraana. War ihr der Übergang nach Unterwelt gelungen? Hatte sie inzwischen den Dunkelelf vernichtet? Oder war sie im Grab gestorben, elendig erstickt? Er würde sich gedulden müssen. Früher oder später würde er es
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