Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
viele bärtige Männer und fast nackte Wesen gegeben hatte. Er hatte gewütet. Hatte gesucht. Hatte Fleisch zerrissen und Blut getrunken. Hatte sich auf berauschende Art und Weise gesättigt. Fleisch schmeckte besser als Fisch. Das hatte er gelernt, als sein Herr ihm gestattete, den Zweiköpfigen zu verspeisen.
Hier gab es viel Fleisch. Es wimmelte vor Fleisch.
Sachte schwamm er weiter heran. Niemand sollte ihn sehen. Er hatte gelernt, dass der direkte Angriff nicht immer zum Erfolg führte. Ausgerechnet diese Barb, ein winziges fleischiges Wesen, hatte ihm das beigebracht. Dachte Dogdan an seine Befehle, nach denen er die Barb lebend zu Lord Murgon bringen sollte, schmerzte etwas, das tief in ihm schlummerte.
Begriffe wie Seele, Herz und Gefühl waren Dogdan nicht bewusst, dennoch begriff er, dass es etwas gab, das auch ihn schmerzen konnte. Ein tiefer, merkwürdig fremder Kummer, eher ein Schatten, der sich über ihn legte. Zu gerne hätte er sich an der Barb gütlich getan, doch er würde seinem Herrn – seinem Vater! – gehorchen.
Sie waren hier.
Schon oft war er ihnen nahe gewesen.
Einmal waren sie ihm entschlüpft, waren verschwunden wie Trugbilder, unsichtbar, obwohl er sie gewittert hatte. Ganz nahe war er ihnen gewesen. Was er spürte, war Kälte und Furcht. Nicht seine Furcht, wohlgemerkt, sondern die seiner Opfer. Danach waren sie wieder erschienen und erneut waren sie ihm entkommen.
Sie waren hier.
Alles in ihm schlug an, seine Nerven waren aufs Äußerste angespannt. Inzwischen wusste er, dass sich in dieser Welt das Licht veränderte. Es wurde dunkel und wieder hell. Er hatte festgestellt, dass er während der Dunkelheit schlecht sehen konnte, als nahm er an, dass das diesen Wesen nicht anders ging.
Guuuut! Fein!
Er würde warten, bis es wieder dunkel war. Dann würde er dem Wasser entsteigen und seine Beute suchen. Er war sicher: Dieses Mal würde es ihm gelingen!
»Biggert!« Bluma rang nach Luft.
«Bluma! Wir haben so gehofft, dass du noch lebst. Dein Bobba und deine Momma ... sie ... sie ... suchen ...«
»Ich weiß, Biggert. Ich weiß. Sie haben mich gefunden.« Tränen rannen über Blumas Wangen und der Lehrer lächelte glücklich. Dann tat er etwas, dass er noch nie mit Bluma getan hatte und wahrscheinlich in seinen kühnsten Träumen nie zu tun gedacht hatte. Er breitete seine Arme aus und zog die kleine Barb ganz fest an sich.
»Bob und Bama sind auch hier?«, murmelte Biggert.
»Ja, oh ja ...«, flüsterte Bluma. »Alles ist gut. Wir sind wieder eine Familie. Wenn auch eine kleinere ...«
Sie drückten sich und die Trauer um alles, was sie verloren hatten, was fast greifbar.
Darius stand daneben und beobachtete das Wiedersehen.
Nach einer kleinen Weile löste sich Bluma von Biggert und trat einen Schritt zurück. »Was tust du hier in Dandoria? Wie kommst du hier hin? Und warum?«
Biggert rieb sich die Nase und sah Darius an.
»Er ist mein Freund«, beeilte sich Bluma zu erklären.
Biggert runzelte die Brauen, als überlege er, wieso die natürliche Distanz zwischen Lehrer und Schülerin dahin geschwunden schien.
»Es geschah, als ihr von Fuure losgefahren seid. Einer meiner Schüler, der freche Boik, kam zum Strand, wo Bemtoc euch hinterher blickte. Was glaubst du, was Boik bei sich trug?«
Blumas Unterlippe zitterte. »Mach es nicht so spannend.«
»Er hatte das Drachenei gefunden!«
Darius sprang auf und Biggert wich erschrocken zurück. Er starrte den hochgewachsenen Mann an, als fürchte er um sein Leben. Darius winkte ab und lächelte gewinnend. »Hab keine Furcht ... Was Bluma sagt, stimmt. Wir haben gefährliche Abenteuer miteinander erlebt und wissen uns zu schätzen. Keiner von uns beiden würde den anderen je im Stich lassen.«
Bluma nickte begeistert und als Biggerts Blick sie traf, bekam sie heiße Ohren. »Das Drachenei?«, hauchte sie. »Jenes, das die Amazonen suchten?«
Biggert sagte: »Wie soll ich wissen, ob es das richtige Ei ist? Eben das Ei.«
»Da wird Lysa glücklich sein«, murmelte Darius. »Endlich hat sie das Mittel, mit dem sie ihren Stamm retten kann.«
Biggert sagte: »Deshalb habe ich das nächste Händlerschiff genommen. Ich dachte mir, euch hier in Dandoria zu begegnen. Nein, nicht euch beide, aber ... liebe Güte ... das ist ein Wunder!« Er rang um Fassung. »Meine Schüler freuen sich. Der Lehrer ist weg. Aber Bemtoc wird ein Auge auf die Racker haben.«
Bluma fasste sich. »Dann ist unsere Reise fast
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