Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
blitzschnellen Hieb. Mit einem Schlag trennte er dem Gardisten den Kopf von der Schulter. Blut sprudelte und das Haupt knickte weg und fiel in den Sand. Der Rumpf des Knieenden brach zur Seite und der Burghof wurde rot getränkt.
Balger schlug das Fenster zu.
»Was sollte das denn?«, brüllte er so laut, dass Claudel zusammen zuckte. Balger stapfte zum Bett. »Ich brauche meine Kleidung, Claudel. Holt sie von nebenan. Das kann doch nur ein Alptraum sein!«
Während Claudel hinaus huschte, brüllte Balger weiter. »Eine öffentliche Hinrichtung? Vor den Bürgern von Dandoria? Wegen etwas, dass nicht verhandelt wurde? Sind denn alle wahnsinnig geworden? Verdammt, ich will diesen Vorgesetzten sprechen. Ich reiße ihm den Kopf ab, schneide ihm die Zunge raus, setze ihn auf einen Pfahl!«
Balger zitterte am ganzen Leib. Was geschehen war, hatte willkürlich gewirkt. Und so etwas gab es in Dandoria nicht. Zumindest nicht bei der Garde. NICHT BEI DER GARDE! Claudel kam herein und Balger zog sich an. Nicht so prächtig, wie er es geplant hatte, aber das war jetzt unwichtig.
Er stapfte die Stufen des Turmes hinunter und atmete schwer dabei. Ob es körperliche Schwäche oder Zorn war, interessierte ihn nicht. Die Treppenstufen schienen nicht zu enden. Wie, bei allen Göttern von Mythenland, hatte man ihn hier hoch geschleppt? Mit Magie?
Er stieß das Tor auf und trat auf den Burghof. Der Leichnam des Geköpften war schon fortgeschafft worden, die Gardistengruppe war verschwunden.
War ich so langsam oder waren die so schnell?, fragte sich Balger. Es wirkte, als habe jemand versucht, sein Unrecht so schnell wie möglich zu vertuschen. Das Leben im Burghof schien erstarrt zu sein. Kaum jemand bewegte sich. Es hatten sich Grüppchen gebildet. Es wurde diskutiert, zwei Frauen lehnte an der Mauer, eine von ihnen weinte, während die andere tröstete.
»Was ist hier geschehen?«, brüllte Balger. Er stemmte seine Arme in die Hüften und ließ seinen feurigen Blick über den Hof gleiten. Jedes Gespräch verstummte. »Ich will sofort wissen, was hier geschehen ist?«
Ein dunkelhäutiger Mann, klein und alt, löste sich aus einer Gruppe und kam mit federnden Schritte zu Balger. Er trug eine Fellweste. Sein Oberkörper war tätowiert, die Haut braun und wie Leder. Um seine Hüften trug er ein rockähnliches Stück Stoff mit roten Karos. Seine Haare waren geflochten und streng nach hinten gelegt. In beiden Ohren glitzerte ein Ring. Der Mann ging kerzengerade, sein Kinn trotzig nach vorne gereckt. Er lächelte. »Nun bringen sie sich gegenseitig um.«
»Wer?«
»Die Gardisten. Sie nehmen andauernd Gefangene. Wer auch nur schief guckt, wird eingesperrt. Für heute Abend ist eine Hinrichtung angesetzt. Arme Seelen, die vermutlich nicht wissen, wofür sie sterben müssen. Man sagt, es handele sich um einen Barbar und einen Zwerg.«
Balger knurrte. So, wie es Claudel gesagt hatte. Es war verflucht schnell gegangen.
»Es sind die Schranken, Inquister ...«
»Welche Schranken?«
»Die man sich auferlegen muss, wenn man sehr hoch steht. Man braucht sie, um die Willkür der eigenen Seele zu bändigen. Die Gardisten sind schrankenlos.«
»Was tust du auf der Burg?«
»Ich schreibe über Dandoria.«
»Dann passe auf, dass du dir nicht dein schräges Maul verbrennst.«
»Seid Ihr zornig auf mich oder auf das, was geschehen ist?«
»Was geht dich das an?«
Der Alte verbeugte sich demütig, doch sein Gesicht blieb stolz und wach. »Die Gardisten sind im Rausch. Im schlimmstmöglichen. Im Herrschaftsrausch ...«
»Das habe ich mir gedacht.«
»Wer von diesem Rausch befallen ist, großer Inquister, der erwacht nicht mehr, wenn er gestürzt ist.«
Balger blinzelte. Die Quatscherei des Alten kamen ihm fast vor wie die des Skarabäus, der sich bisher schweigsam verhielt. »Mich wundert, dass du mich so offen ansprichst. Was sagt dir, dass die Hinrichtung nicht auf mein Geheiß geschehen ist?«
»Ich nahm es an. Ansonsten hätte ich gefragt. Bin schließlich ein Narr!«
»Ein Narr?«
»Wer fragt, bleibt ein Narr für einen Vormittag, wer nicht fragt, für alle Zeiten.«
Balger war verwirrt. Was sollte dieses merkwürdige Gerede? Andererseits faszinierte ihn dieser kleine Mann. Hinter ihm öffnete sich das Turmtor und Claudel trat heraus. Er kam zu Balger und riss den Mund auf.
»Seit wann bist du hier auf der Burg?«, zischte der Magus.
Balger drehte sich erstaunt zu Claudel. »Was hat das zu bedeuten?«
Der Magus machte ein
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