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Im Schatten der Vergeltung

Im Schatten der Vergeltung

Titel: Im Schatten der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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wusste Maureen aus eigener Erfahrung –, würde Frederica beginnen, George zu bevormunden. So, wie Lady Esther es mit ihrem Mann tat. Obwohl Lady Esther sie und ihre Tochter unverhohlen beleidigt hatte, war Maureen froh, dass eine Verbindung zwischen Frederica und George Linnley nun endgültig ausgeschlossen schien.
    B eim Dinner drehte sich das Gespräch um das bevorstehende Gartenfest. Maureen berichtete von Lady Esthers Besuch, erwähnte aber vor ihrer Tochter mit keiner Silbe, was die Nachbarin ihr bezüglich Georges Zukunft anvertraut hatte. Die kleine Missstimmung zwischen ihr und Lady Esther behielt sie ebenfalls für sich, Philipp hätte sie nur wieder gebeten, sich künftig mehr zusammenzunehmen.
    »Hoffentlich regnet es nicht«, seufzte Frederica mit sorgenvoller Miene. »Glaubst du, Mama, die Schneiderin hat mein Kleid bis Samstag fertig?«
    Maureen lächelte verständnisvoll.
    »Sicher, Kleines, morgen ist doch schon die letzte Anprobe. Du wirst in dem Kleid wie eine Prinzessin aussehen.«
    »Auf einem Gartenfest der Linnleys regnet es niemals«, mischte sich Philipp Trenance ein. »Da dieses Jahr der Bischof erwartet wird, wird Petrus es nicht wagen, auch nur eine Wolke am Himmel aufziehen zu lassen.« Er lachte über den kleinen Scherz. Liebevoll sah er seine Tochter an. »Ich bin überzeugt, dass du das schönste Mädchen auf dem Fest sein wirst.«
    Frederica warf dem Vater einen dankbaren Blick zu. Maureen fühlte einen Stich der Eifersucht über die Eintracht von Vater und Tochter. Zwischen den beiden bestand eine besondere Verbindung, die sich tagtäglich in kleinen Gesten und Blicken äußerte. Maureen liebte ihre Tochter nicht weniger, aber Philipp und Frederica schien ein unsichtbares und unzerstörbares Band zu verbinden, während sie mit ihrer Tochter oft heftige Diskussionen auszutragen hatte.
    »Frederica, du kannst mir am Stand helfen«, sagte Maureen, wohl wissend, sich Fredericas Unmut zuzuziehen. Das Mädchen runzelte auch sofort unwillig die Stirn.
    »In der äußersten Ecke des Gartens? Aber Mama, dahin verirren sich doch nur die alten Frauen, um stundenlang Tratsch und Klatsch auszutauschen. Da ist es doch sterbenslangweilig! Es werden so viele interessante Leute auf dem Fest sein, und ich möchte mich amüsieren.«
    Maureen zog eine Augenbraue hoch, was ihrem Gesicht einen Ausdruck von Strenge verlieh.
    »Du willst doch nur in George Linnleys Nähe sein«, brachte sie Fredericas Gedanken auf den Punkt. »Wenn ich dir einen Rat geben darf: Du solltest keine allzu tiefen Gefühle aufkommen lassen. Dein Vater und ich können doch davon ausgehen, dass dein Verhalten bisher untadelig war und nichts geschehen ist, das dich kompromittieren könnte?«
    Frederica errötete, dann senkte sie den Blick und stocherte lustlos auf ihrem Teller herum.
    »Aber ich habe doch gar nichts getan ...«
    Philipps kräftige Hand legte sich auf Maureens Arm.
    »Es kommt alles so, wie es kommen muss, meine Liebe. Jetzt wollen wir nicht mehr darüber sprechen, sondern uns auf das Fest freuen.«
    Maureen war indes nicht bereit, so einfach nachzugeben. Sie wollte Frederica beschützen, sie davor bewahren, ihr Herz an den falschen Mann zu verlieren. Maureen wusste, Philipp hätte nichts gegen eine Vermählung mit George Linnley einzuwenden, schließlich würde er eines Tages ein beträchtliches Vermögen erben. Es ärgerte sie, dass Philipp gegenüber den Fehlern des jungen Mannes anscheinend völlig blind war.
    »Frederica ist zu jung ...«, begann sie erneut und wurde von ihrer Tochter unterbrochen.
    »Ich weiß selbst, was ich zu tun und zu lassen habe!« Das Mädchen sprang auf und warf ihre Serviette auf den Tisch. Unglücklicherweise landete sie mitten in der Soßenterrine, und die Spritzer verteilten sich auf der weißen Damastdecke. »Wenn ich mich richtig erinnere, Mama, warst du kaum älter als ich, als du Papa geheiratet hast. Mir ist der Appetit vergangen, ich gehe ins Bett.«
    Hoch erhobenen Hauptes verließ Frederica das Speisezimmer. Für einen Moment erwartete Maureen, Frederica würde hinter sich die Tür laut ins Schloss fallen lassen, aber Frederica beherrschte sich im letzten Augenblick.
    »Sie hat recht, du warst in ihrem Alter, als du deine Familie verlassen und mit mir fortgegangen bist«, stellte Philipp sachlich fest. »Es ist erschreckend, wie schnell die Zeit vergeht. Unsere Tochter ist eine kleine Schönheit geworden, und wir werden uns langsam an den Gedanken gewöhnen müssen, dass

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