Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Dämons

Im Schatten des Dämons

Titel: Im Schatten des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
der Barfüßigkeit erreichten seine Zähne auch die Haut.
    Gaby lachte und nahm den Rauhaardackel
auf den Arm. Robert holte die Gitarre, zu der ein helles Futteral gehörte.
    Abgrundtief seufzend stand Kathi neben
Tim.
    Er teilte ihre Besorgnis, hütete sich
aber, die Ängste zu schüren.
    Als könnte Kathi Gedanken lesen,
klopfte sie ihm plötzlich auf die Schulter. Dann ging sie rasch nach hinten und
schloß die Tür hinter sich.
    Gaby stieß Entzückensrufe aus. Die
Gitarre gefiel ihr.
    Robert lächelte zufrieden.
    „Starkes Instrument“, sagte Tim.
„Wirklich! „ Für einen Moment übernahm er Struppi.
    Der versuchte sofort, ihm das Gesicht
abzulecken.
    Kaum für eine Sekunde hatte Tim den
Baulöwen aus dem Auge gelassen.
    Jetzt löste sich Bonzemann drüben von
dem Zaun, führte die Zigarre mit einer Halbkreis-Bewegung neben sich und tupfte
Asche auf den Gehsteig.
    Dem alten Döskopp zunickend, trollte er
sich die menschenleere Tross-Straße abwärts.
    „Ich mach schon mal ‘nen Abflug“, sagte
Tim und setzte Struppi auf den Tresen, wo der Dackel sich mit dem Hinterlauf am
Ohr kratzte. „Wiedersehen, Herr Wihold.“
    „Ich komme ja schon“, rief Gaby. „Diese
Eile! Wie ich das hasse!“
    Wihold lächelte, schloß den
Reißverschluß des Futterals und übergab ihr die Gitarre.
    Tim war schon auf der Straße.
    Zu seiner Verwunderung stampfte
Bonzemann in Richtung Frischmeier-Platz, ohne in einen Wagen zu steigen. Der
Mann ging zu Fuß, qualmte wie ein umweltfeindlicher Fabrikschlot und blickte
nach rechts und links.
    Sein Gelände! dachte Tim. Alles, was er
aufgekauft hat. Er besichtigt. Er sonnt sich im Hochgefühl. Und den armen
Wihold wird er fertigmachen. Eine Ungerechtigkeit! Darf man einem freien
Menschen einen fremden Willen aufzwingen? Nein! Das verstößt gegen die Würde.
Wihold ist im Recht, Bonzemann ein Knetegeier. Dem sollte man die Krallen
kürzen.
    Gaby kam aus der Musikalien-Handlung und
hängte ihr Futteral an den Lenker.
    „Was soll diese Hast? Willst du mit
Bonzemann reden? Der lacht uns nur aus. Mein Gott, tun die Wiholds mir leid! Es
ist eine Schande. Aber Bonzemann wird sich als der Stärkere erweisen.“
    „Wenn er mit Terror anfängt“, sagte
Tim, „ist er verwundbar. Und nur mit Terror kriegt er die Wiholds weich. Das
heißt, Kathi hat ja schon die Waffen gestreckt.“
    „Aber nicht, weil sie feige wäre,
sondern weil sie schon lange von einem Leben unter südlicher Sonne träumt. Ich
weiß es. Sie hat’s mir erzählt. Auf Mallorca — oder sonstwo — würde sie die
herrenlosen Hunde versorgen. Und Kathi ist energisch. Bei uns im Verein hat sie
die meisten Anträge gestellt — und später auch durchgesetzt. Wenn Kathi auf
Mallorca wäre, könnten sich die Hunde dort freuen. Und Struppi verträgt Wärme
ganz gut.“
    Tim blickte an dem dreistöckigen Haus
hinauf.
    Die stuckverzierte Fassade war kürzlich
erneuert worden — in blau und weiß.
    „Einen Ruhesitz im Süden, Gaby, finde
ich in Ordnung. Vielleicht werde ich mich selbst mal dort ansiedeln — so in 60-70
Jahren. Aber freiwillig! Darauf kommt’s an. Wihold will nicht. Das ist sein
Recht. Wenn Bonzemann ihn zwingt, steigt mir die Wut ins Gehirn. Sieh ihn dir
an, diesen miesen Geldmacker! Jetzt biegt er ab in die Kirchgasse. Komm, Pfote!
Ich will ihm was flüstern.“
    Tim saß schon im Sattel und zischte
los.
    Gaby schüttelte ärgerlich die blonde
Mähne, fuhr aber dann hinterher.

3. Plötzliche Taubheit
     
    Tim bremste an der Ecke.
    Die Kirchgasse windet sich etwas, beschreibt
eine Kurve und mündet schließlich auf dem Frischmeier-Platz, wo sich elegante
Boutiquen angesiedelt haben, kleine, aber feine Restaurants, eine
Künstlerkneipe und zwei, drei Geschäftshäuser mit Arzt-, Anwalts- und
Steuerberater-Praxen, mit Architektur-Büros und einem Immobilien-Makler, der
sich in dieser Umgebung sicherlich wie ein Hochstapler fühlte.
    Bonzemann hatte Vorsprung, latschte
noch immer und hielt auf eine Hofeinfahrt zu.
    Zwei Gestalten traten hervor.
    Pustend stoppte Gaby neben ihrem Freund.
    „Soll ich dir die Gitarre abnehmen?“
fragte er, ohne den Blick von Bonzemann zu nehmen.
    „Willst du üben?“
    „Sie behindert dich beim Radeln. Ich
bin freihändig sicher, einhändig top.“
    „Laß nur, es geht. Mit wem redet er
da?“
    Die beiden Typen zeigten sich nur von
hinten.
    Aber jetzt wandte sich der eine zur
Seite.
    Zischend ließ Tim gepreßten Atem ab.
„Weißt du, wer das ist?“
    „Ich bin keine

Weitere Kostenlose Bücher