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Im Schatten des Dämons

Im Schatten des Dämons

Titel: Im Schatten des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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schon mal Kloppe gekriegt. Oh, jetzt aber schnell.“
    Das bezog sich auf Bonzemann.
    Dessen Vorsprung bewahrte ihn davor,
daß er von Tim auf offener Straße behelligt wurde.
    Bonzemann betrat das Haus
Frischmeier-Platz 4, wo die Firmenschilder neben dem Eingang große Auswahl
zuließen.
    Tim und Gaby konnten gerade noch ihre
Drahtesel sichern, sie hatten sie an die Hauswand gelehnt, obwohl dort das
einzige Nicht-Firmenschild verkündete: ANLEHNEN VON FAHRRÄDERN VERBOTEN.
    „Du kannst ihn doch nicht mitten unter
Leuten anmosern!“ meinte Gaby.
    Von Tim gezogen, hetzte sie durch den
Eingang. In der freien Hand hielt sie ihre Gitarre im Futteral.
    „Vielleicht erwischen wir ihn auf der
Treppe“, erwiderte Tim.
    Sie hatten aufgeholt.
    Aber Bonzemanns Vorsprung reichte noch,
sich — freilich ohne zu wissen, daß er verfolgt wurde — in eine Arzt-Praxis zu
retten.
    An deren Flurtür im ersten Stock
prangte das Schild: Dr. med. Erwin Prunk. Facharzt für Hals, Nasen, Ohren. —
Sprechstunde Mo.-Fr. 14-16 Uhr und nach Vereinbarung.
    „Was nun?“
    Gaby drückte ihre Gitarre an sich —
etwas zu heftig, weshalb eine Saite anklang.
    „Wir gehen einfach mal rein“, meinte
Tim. „Vielleicht sitzt Bonzemann allein im Wartezimmer. Dann stoßen wir ihm
Bescheid und hauen wieder ab.“
    Gaby bewegte zweifelnd den Kopf.
    Aber Tim hatte die Tür schon geöffnet.
    Ein klinisch-sauberer Flur tat sich
auf.
    Den Warteraum gab’s im Hintergrund
sowie den Ordinationsraum ( Untersuchungszimmer ) und eine Tür mit der
Aufschrift KEIN ZUTRITT.
    Tim wäre schnurstracks ins Wartezimmer gestiefelt,
aber sie mußten an der ANMELDUNG vorbei.
    Eine junge Helferin saß dort, trug
einen weißen Kittel und sortierte Karteikarten.
    „Habt ihr einen Termin?“ fragte sie.
    „Nicht direkt.“ Tim lächelte. „Es ist
ein dringender Notfall. Meine Freundin hört plötzlich nichts mehr. Seit etwa
zehn Minuten. Nicht wahr, Gaby?“ brüllte er. „Du bist plötzlich taub. Wir sahen
am Schild unten, daß hier ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt praktiziert, und haben die
Gelegenheit genutzt.“
    „Habt ihr einen Krankenschein mit?“
fragte die Helferin.

    „Natürlich nicht“, Tim runzelte die
Brauen. „Ich schleppe ja auch meine Geburtsurkunde nicht mit mir rum. Ich bin felsenfest
überzeugt, daß ich geboren wurde. Wozu brauche ich das schriftlich?
Krankenversichert sind wir als Minderjährige auch. Aber man hat ja nicht den
Schein in der Tasche.“
    „Den müßt ihr nachreichen.“
    „Selbstverständlich.“
    „Nicht vergessen! Sonst schickt der
Herr Doktor eine Privatrechnung.“
    „Au weia!“ Tim grinste.
    „Es ist nun mal so.“
    „Ich weiß, es geht nicht ohne
Drohungen.“
    „Jetzt brauche ich deine Personalien“,
wandte sich die Arzthelferin an Gaby.
    Die öffnete schon den Mund.
    „Sie hört nichts“, fuhr Tim dazwischen.
„Name: Gaby Schulten. Rübenacker 21 — das ist die Straße. Gaby ist dreizehn.
Können wir jetzt ins Wartezimmer?“
    Die Helferin hatte noch Fragen, was Tim
zu weiteren Schwindeleien ermunterte.
    Dann war der Weg frei zum Warteraum.
    Tim nahm Gaby bei der Hand.
    Wild entschlossen öffnete er die Tür.
    Doch die Enttäuschung war groß.
    Keine Spur von Bonzemann. Sämtliche
Stühle — sieben insgesamt — waren leer.
    Tim schloß die Tür von innen.
    „Bonzemann hat einen Termin und ist
schon drin. Wir warten. Wenn wir hören, daß er geht, putzen wir die Platte.“
    „Und was sagen wir der Helferin?“
    „Du kannst wieder hören. Kein Bedarf
mehr nach ärztlicher Kunst. Es war nur Staub auf dem Trommelfell.“
    „Meine Ohren sind absolut sauber.“
    „Klar“, lachte Tim. „Wissen wir. Aber
die Helferin braucht’s nicht zu wissen.“

4. Ein posthypnotischer Befehl
     
    Sie kannten sich seit Jahren.
    Was sie voneinander hielten, stand auf
einem anderen Blatt. Es genügte, daß jeder genug vom andern wußte, um ihn hinter
Gitter zu bringen. Das schweißt zusammen.
    Dr. Erwin Prunk war 41. Als Typ hätte
er sich zum Chefarzt einer idiotischen Fernseh-Serie geeignet, die im
Arzt-Milieu spielt.
    Prunk maß 187 Zentimeter, hielt sich mit
Golf und Massagen fit, liebte das süße Leben und gab leider mehr Geld aus, als
seine Praxis abwarf. Er hatte braunes Haar, angegraute Schläfen und
wäsche-blaue Augen.
    „Wenn du mich um einen Gefallen
bittest, Karl-Erich“, sagte Prunk, „läuft es mir jedesmal kalt über den
Rücken.“
    Bonzemann nickte, als sei Prunks
Befürchtung selbstverständlich.
    Der

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