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Im Schatten des Elefanten

Im Schatten des Elefanten

Titel: Im Schatten des Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elio Vittorini
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Einen Abend Bohnen haben! Sardellen haben! Bedenkt ihr das, Leute? Für 50 Lire bekommt man 00 Gramm Sardellen …
    Hier wendet Großvaters massige Gestalt uns ihre Blicke zu, und aus ihm tönt das Grollen – wie Steine, die hinunterpoltern in rauhe Täler. Es ist Abend, es ist Herbst. Die Tür, von der Küche nach dem Wäldchen, ist zu, aber sie hat Scheiben; und man
    gewahrt das krause Dunkel von Bäumen der ver-
schwiegenen Wege da draußen, hinter den Scheiben.
»Was?« fragt meine Mutter.
Sie ist zum Großvater hingegangen.
    Ihr Gatte läuf hinter ihr her, auch er macht sich hin, um zu hören. »Du weißt es schon«, sagt er zu ihr. »Er will wissen, was der Mann da von den Elefanten gesagt hat.«
    Meine Mutter beugt sich über den Großvater, »Was er von den Elefanten gesagt hat?« fragt sie ihn. Der Großvater sagt ja, – das wolle er wissen. Und meine Mutter fragt ihn: »Daß sie so stark sind und trotzdem sanfmütig?«
    Großvater setzt den Stock in Bewegung. Das nicht, zum Henker!
    »Du weißt doch, was er will«, sagt der Mann meiner Mutter.
    Er geht auf Großvaters andere Seite, von wo aus er ihr in die Augen sehen kann, und der Großvater winkt nur, er solle den Kopf wegtun. Beim ersten Male hat er ihn weggetan, beim zweiten etwas weniger, beim dritten aber nicht mehr. Er macht noch eine schwache Bewegung, als wollte er ihn wegtun, aber nunmehr hört er auch ihm weiter zu. »Was er von ihrem Tod gesagt hat?« fragt meine Mutter.
    Das ist’s, was der Großvater will. Was hat er gesagt? Und meine Mutter hebt an: »Daß sie sehr weise sind.«
    Der Gatte winkt ihr Ermunterung zu. Dem Großvatergenügt es ja nicht zuhören, daß sie weise sind. »Sie merken sofort, wenn sie nicht mehr auf der Höhe sind«, fährt meine Mutter fort.
    Sie zögert, könnte das Ganze mit vier Worten sagen, statt dessen hält sie fortwährend inne. Und so kann ihr Gatte hinzusetzen: »Wenn sie den anderen zur Last fallen.«
    Hier entschließt sich meine Mutter. »Ja, das merken sie sogar geraume Zeit vorher. Dann warten sie nicht, bis sie keine Kraf mehr haben, – heben ihren Rüssel hoch, schmettern zum Abschied ihren letzten Trompetenstoß und setzen sich in Marsch.« Mein Großvater erhebt die breite, gewichtige Stirn. Ah!, so? Und er wartet auf den Schluß.
    »Vielleicht«, sagt der Mann meiner Mutter, »handelt es sich lediglich um Stolz.«
    Er redet, als müßte die Sache erörtert werden und als läge es ihm am Herzen, sich über ihre Motive auszulassen, diese sich selbst und den anderen klarzumachen.
    »Oder?« sagt er unsicher. »Sie wollen mit ihrer Person keinen jämmerlichen Anblick bieten. Sind zu massige Tiere, als daß sie sich erlauben könnten, noch länger herumzulaufen, wenn ihnen einmal der Glanz des Felles, die Spannkraf und anderes schwindet. Wer würde nicht die Achtung vor ihnen verlieren? Und das, das wollen sie nicht. Ist das nicht Stolz? Freilich ist auch Empfindlichkeit dabei. Sie spüren, was ihnen bevorsteht, und sie legen sich nieder, beschließen zu sterben.«
    Bei dem Kummer, der ihn gegenwärtig bedrückt, ist der Mann meiner Mutter erst redselig in dem Augenblick, als der Großvater wissen will, was jener kleine Mann von den Elefanten gesagt hat. Doch trotz seiner Redseligkeit ist er sehr ernst. Sagt Dinge, über die er den ganzen übrigen Tag nachgedacht zu haben scheint, während er still und traurig war, – gewiß nicht die ersten besten, die ihm einfallen; und jedesmal wiederholt er sie, – fast immer die gleichen. Übrigens antwortet meine Mutter dem Großvater nicht viel anders. Auch sie wiederholt sich jedesmal. Wie könnte sie sich auch nicht wiederholen? Das Tema wechselt nicht. Ebenso die Szene; sie wechselt nicht. Auch ändert der Großvater nie die Reihenfolge seiner Fragen; der geäußerten und der stummen. Alles, was vorgeht, ist beiderseits von vornherein festgelegt. Mein Großvater findet seinerseits, was er will; auch finden meine Mutter und ihr Gatte ihrerseits dasselbe bei ihm; was sie bei ihm finden wollen.
    »Sie legen sich nieder?« sagt meine Mutter. »Zuerst hat er gesagt, daß sie sich in Marsch setzen und daß sie marschieren, den Platz zu erreichen, wo sie tageund aber tage-, ja monatelang sich hinlegen.« Der Großvater ist sehr gespannt. Wir sehen es von hinten seinen Ohren an, – wie er sie gespitzt hat. »Stimmt«, sagt der Mann meiner Mutter. »Und das ist ein Beweis mehr, daß sie einen jämmerlichen Anblick weder bieten noch haben wollen. Sie wollen

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