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Im Schatten des Krans: Ein historischer Kriminalroman aus Hamburg (German Edition)

Im Schatten des Krans: Ein historischer Kriminalroman aus Hamburg (German Edition)

Titel: Im Schatten des Krans: Ein historischer Kriminalroman aus Hamburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Rath
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und bewirken, dass die Feder beim Schreiben schmierte. Das war seine kleine, süße Rache, weil Harms ihn immerzu wegen seiner Schrift und seiner Rechtschreibung rügte. Bei dem Gedanken, dass Harms einen Brief wegen der Tintenkleckse noch einmal würde schreiben müssen, grinste Moritz gehässig. Ganz sicherwürde er für seine Unachtsamkeit beim Reinigen der Tintenfässer von Harms getadelt werden, vielleicht musste er sogar mit einer Ohrfeige rechnen, doch das war ihm die Sache wert.
    Da er immer noch allein im Kontor war, öffnete er die Glastüren des Kontorschranks, nahm die in Schweinsleder gebundenen »Gesetze und Verordnungen der Stadt Hamburg« heraus und blätterte interessiert darin. Auf einer Verordnung vom Oktober   1842 blieb sein Blick haften: »Polizey-Verbot des eigenmächtigen Ausgrabens und Versetzens von Laternenpfählen«, stand da. Und weiter: »Der unterzeichneten Behörde ist zur Kunde gekommen, daß Laternenpfähle an den Straßen und in den Ruinen von Unbefugten ausgegraben und versetzt worden sind. Dieses augenscheinlich höchst widerrechtliche Verfahren wird hierdurch bei Arreststrafe untersagt.«
    Moritz schmunzelte. Immerhin sind die Pfähle nicht gestohlen worden, dachte er.
    Im Oktober 1844 hatte sich der Rat der Stadt Gedanken über die Behinderung der Fußgänger auf den Gehsteigen gemacht und verfügt, »daß auf den Trottoirs sowie auf den öffentlichen Fuß-Promenaden keine Packen, Körbe und sonstige einer bequemen Passage hinderlichen oder lästigen Gegenstände getragen werden dürfen, es auch verboten ist, die Trottoirs oder Fuß-Promenaden mit Schiebekarren oder Wagen zu befahren«.
    Er schüttelte ungläubig den Kopf. Diese Verordnung schien offensichtlich niemandem bekannt zu sein, denn häufig konnte er sich auf seinen Spaziergängen mit Roger vor den Karrenschiebern nur durch einen schnellen Sprung auf die Fahrbahn retten, da diese nie, absolut nie Platz machten.
    In der Halle fiel die Tür schwer ins Schloss. Schnell legte Moritz das Buch zurück. Der Kontorvorsteher kam die Treppe herauf, überflog seinen Arbeitsplatz, fand alles gewissenhaft gerichtet und nickte kaum merklich. Er holte das Kassenbuch aus dem »Heiligtum«, streifte die Ärmelschoner über und vertiefte sich in seine Unterlagen.
    Auf der Treppe, die vom zweiten Stock ins Kontor herunterführte, polterte es, dann erschienen Caesar Schröder und Alexander. Der Kaufmann schaute sich wohlwollend um, stutzte kurz, als er den Arbeitsplatz von Roger Stove leer fand, ging dann ohne einen Kommentar in sein Büro.
    Moritz hörte müde Schritte die Treppe heraufkommen. Das war Roger, reichlich verspätet. Harms räusperte sich laut und anhaltend, doch der Commis bemerkte es nicht. Er war übel gelaunt, stierte mit rot unterlaufenen Augen auf sein Pult und sonderte ein Gemisch aus Alkohol und Schweiß ab.
    Alexander grinste anzüglich. »Du musst eine aufregende Liebesnacht hinter dir haben, Roger.«
    »Liebesnacht? Überhaupt keine Liebesnacht! Ich habe mich betrunken, weil ich ärgerlich war.«
    Alexander war von seinem Thema nicht abzubringen. »Wollte die Dame nicht so wie du?«
    Roger rülpste ungeniert in den Raum. »Ich musste mich betrinken, weil ich mich über diese verfluchte Hebemaschine geärgert habe.«
    Kontorvorsteher Harms, der bereits Anstalten gemacht hatte, das Gespräch der Commis zu unterbinden, spitzte die Ohren.
    »Der Rat der Stadt wird sich wohl für diesen hölzernen Kran aussprechen«, fuhr Roger fort, »und damit bekommt Elbrand den Auftrag.«
    Alexander lümmelte sich gelangweilt an sein Stehpult. »Bei Gott, Roger! Es ist doch egal, ob dieser Schwergutkran aus Holz oder Eisen ist. Hauptsache, er funktioniert.«
    »Er funktioniert nicht! Ich habe mir gestern Elbrands Vortrag angehört. Es ist eine Katastrophe. Die Arbeit mit der Maschine ist umständlicher, als sie es mit dem fünfhundert Jahre alten Tretradkran gewesen ist.«
    Alexander rieb nachdenklich mit dem Daumen an der Nase entlang. Es war eine Geste, die auch sein Vater machte, wenn derüberlegte. »Ich kann nicht glauben, dass die Ratsherren einem solchen Unsinn zustimmen werden.«
    Roger zuckte resigniert mit den Schultern. »Wahrscheinlich hat Elbrand gute Freunde in der Kaufmannschaft und auch im Rat der Stadt. Oder   …«
    Harms, der nähergetreten war, machte eine abwehrende Handbewegung, mit der er Roger Stove zum Schweigen bringen wollte.
    »…   es ist ihm irgendwer bei der Baudeputation verpflichtet. Vielleicht

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