Im Schatten des Pferdemondes
Arbeit. Ich mußte ihr versprechen, daß ich das nicht ewig machen werde. Sie fürchtet, daß eines Tages, wenn ich älter bin, ein Pferd vollendet, was Solitaire angefangen hatte.«
Turner paffte blaue Wolken. »Wir wollen deiner bezaubernden kleinen Frau ja keine Sorgen machen. Und natürlich ist es sowieso klar, daß niemand eine so halsbrecherische Arbeit bis ins hohe Alter machen kann. Aber läßt sich so was nicht lehren, weitergeben?«
»Ich habe schon immer gedacht, daß Peter gut sein könnte. Er hat das richtige Gefühl.«
»Unser Peter?«
Eric mußte über Turners rundäugige Überraschung lächeln. »Genau der.«
»Jetzt, wo du's sagst ... er verlud die Fünf, die jetzt hier sind, beinahe allein, und es gab keine größeren Schwierigkeiten. Die Rappstute muckte ja mächtig, aber er hat sie doch auf den Transporter bekommen, und ganz ohne Zwang.«
Eric nickte: Eine Stellung auf seinem Gestüt würde es nun nicht mehr für Peter geben, weil es kein Gestüt geben würde; aber er könnte ihm gute Zukunftsaussichten verschaffen, wenn er ihn gewissermaßen in die Lehre nehmen würde. Das hatte er ja ohnehin vorgehabt, denn Peter war aus dem richtigen Stoff. »Peter könnte hier bei uns wohnen, wie Max. Das Haus hat viel Platz.« Er goß Turners Glas wieder voll. »Wissen Sie noch, wie oft Sie bedauert haben, daß ich nur mit einer begrenzten Anzahl von Pferden arbeiten kann? Wenn Peter erst einmal so weit ist, daß er mich noch besser unterstützen kann ...«
»Hör mal«, unterbrach ihn Turner, »ich glaube, du willst mich beschwipst machen!«
Eric ließ die Flasche sinken, seine Stimme ein Widerhall purer Unschuld: »Selbstverständlich nicht! Wie kommen Sie denn darauf? Ich dachte bloß – na, ich hatte den Eindruck, daß er Ihnen schmeckt.«
»Schon, schon. Ganz ausgezeichnet sogar. Ich hätte auch sehr gern noch ein Gläschen davon, aber war's das, was du mit mir besprechen wolltest?«
»Nein.«
»Dachte ich schon.«
Eric mußte sich eingestehen, daß er geschlagen worden war. Sein Timing war nicht gut genug gewesen.
»Worum geht's denn, mein Sohn?« Turner legte ihm den Arm um die Schultern, und sie taten ein paar Schritte, bis sie am Gartenzaun angelangt waren. Immerhin aber hatte der schwere Alkohol Turner in eine sehr milde Stimmung versetzt. Er konnte in nüchternem Zustand so uneinnehmbar wie der Fels von Gibraltar sein. »Ich hab Sie beobachtet, als Sie die Fohlen sahen. Ich kenne Sie. Sie gefallen Ihnen.«
»Sicher gefallen sie mir, kein Wunder, nicht? Sind ja auch aus einer ganz erlesenen Stute.« Er schüttelte den Kopf und stützte sich dabei zur Sicherheit auf den Zaun, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. »Es ist unfaßbar, immer noch! Zwillinge, Sankt Georg selbst muß seine Hand über die kleine Prinzessin gehalten haben. Bist wohl sehr stolz auf sie?«
»Sehr. Aber wissen Sie, Sie brauchen nicht noch ein Jahr zu warten, bis Sie Ihr eigenes Fohlen aus Solitaire haben.«
»Nicht?« Turners Nasenflügel zuckten kurz. Er versuchte, gleichmütig auszusehen, aber seine Zigarre paffte erwartungsvolle Unruhe.
»Ich biete Ihnen eines von ihnen gegen Sir Lancelot an«, sagte Eric schlank heraus. »Sie haben die freie Wahl.«
»Verstehe ...« Die hellen Augen Turners tauchten tief in seine. »Du hast Lance immer besonders geliebt.«
»Ja.« – Was gab es gegen Liebe einzuwenden? – Auf einmal gar nichts mehr. Nicht mehr, seit Elaine ihn Liebe und Vertrauen gelehrt hatte.
Turner grinste: »Du würdest niemals um etwas bitten. Ich habe das nie verstanden, diesen Stolz, diesen Eigensinn, und ich versteh's auch jetzt nicht.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Schätze, Menschen wie du müssen ihre kleinen Eigenheiten haben.«
Eric wartete atemlos. Er hatte ein großartiges Angebot gemacht. Aber Turners Ruhe entmutigte ihn. Er hatte sich zu sehr auf den Portwein verlassen.
»Junge, Lance wäre ohnehin mein Hochzeitsgeschenk für dich gewesen.«
»Nein!«
»Doch. Ich mag dir wie ein störrischer alter Militär erscheinen, aber ich sehe mehr, als du glaubst. Ich erkenne Liebe und Zueinandergehörenwollen, wenn ich sie sehe, weißt du.«
Sie blickten einander an.
Turner sprach zuerst. »Lance gehört dir«, sagte er ruhig. »Sowieso war er von Anfang an dein Pferd. Ach, ich vergaß, so was hörst du ja nicht gern. Aber bei dir fühlte er sich immer wohl, und ich möchte, daß das so bleibt. Behalte deine Fohlen, ich kann noch ein Jahr warten. Du hast so viel für sie gewagt, sie dir mehr als alles
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