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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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verraten hättest, daß auch die Sklaven an deiner Hypothese Anteil haben, hätte er uns helfen können. Du hast ihn verärgert.“
    „Hältst du es denn für richtig, die Unterdrückung eines Volkes als eine Art Hebel zu benutzen, um einem anderen zur Freiheit zu verhelfen? Was gewinnt man dadurch?“
    Darauf wußte ich keine Antwort. Unter diesem Gesichtspunkt hatte ich die Expedition noch gar nicht betrachtet. Allerdings hatte ich Chels militärischen Ehrgeiz angestachelt, um ihm den Gedanken an eine neuerliche Expedition nahezulegen. Irgendwie erschien mein Denken widersprüchlich. Die Bewohner der Oberküsten-Region waren zweifelsohne menschlich, trotzdem war ich bereit, ihre Unabhängigkeit für die Sklaven zu opfern. Mir war klar, daß ich mal ein wenig Gewissenserforschung zu betreiben hatte. Ich ließ Rellar zurück, damit er weiterhin dem Verlauf der Versammlung folgte, und entfernte mich unauffällig.
    Teon kauerte unter der Dachrinne, sein Gesicht eine Grimasse der Furcht. „Prinz Chel“, sagte er und zeigte über den Markplatz, wo Chel als Silhouette vor der flackernden Straßenfackel zu erkennen war. „Er rast vor Wut“, informierte Teon mich.
    „Meinst du denn, er würde mich vor den Augen von neunundzwanzig Zeugen ermorden?“ Mit einem mißbilligenden Ausdruck im Gesicht schob ich mich an Teon vorbei, um den Marktplatz zu überqueren. Es herrschte weitaus weniger Betrieb als während der Zwienacht. Auffällig war vor allem das Fehlen jeglicher Sklaven, wie man sie in jeder Nacht beobachten konnte. Sklaven hatten Schwierigkeiten, im Dunkeln nicht angestoßene Pilze und frisches Moos aufzusuchen, und die meisten Menschen scheuten die Ausgaben für Fackeln, mit denen man sie ausrüsten mußte, so daß sie auch nachts einkaufen gehen konnten. Statt dessen ruhten die Sklaven bei Nacht. Ladeninhaber und Kaufleute, die weltliche Güter anboten, hatten damit begonnen, in stets wachsender Zahl die Läden über Nacht zu schließen. Das Geschäft begann erst wieder bei Anbruch der Zwienacht, wenn nämlich die Sklaven wieder auf den Beinen waren und arbeiteten.
    Nachdem wir den Marktplatz hinter uns gelassen hatten, schlenderten wir durch verlassene Straßen und lauschten dem Trommeln des Regens auf dem Dach. Der Wind blies kräftig von der See herein, und ich rechnete damit, daß der Winter uns schon vor dem Ätherbrennen der nächsten Zwienacht eingeholt haben würde. Plötzlich schoß ein Arm aus einem Hauseingang hervor, packte und zerrte mich zu sich und ließ dann los, um Teon zu schlagen. Mein Sklave stürzte klappernd und klirrend und stieß dabei einen tiefen Seufzer aus.
    „Versuch noch einmal nach dem Schwert zu greifen, und es ist aus mit dir!“ zischte Chel.
    Teon sah sehr schlecht aus, bereit, sein Leben, wenn notwendig, zu opfern. Er war sich jedoch unsicher, ob man das überhaupt von ihm erwartete, denn Chel enthielt sich jeder drohenden Gebärde mir gegenüber.
    Zufrieden, daß Teon sich ordentlich benehmen würde, wandte Chel sich an mich. „Hör mit diesem sinnlosen Kreuzzug auf, Heao. Ich möchte dich als Begleiterin meiner Expedition.“
    „Du hast deine Chance vertan, Chel. Rede mal mit Tarana. Sie hört auf dich.“
    Er schüttelte den Kopf. „Sie will nicht, daß die Expedition stattfindet. Irgend etwas, das mit dem Immernachtgebirge zu tun hat, scheint sie zu erschrecken. Wenn ich Akadem hätte überzeugen können, die Idee dem König als öffentliche Forderung vorzulegen, wäre Tarana gezwungen gewesen, der Sache zuzustimmen oder sie wenigstens nicht abzulehnen. Aber ich kann ihr nicht das Sklaven-Thema und die Expedition aufzwingen. Das wäre zuviel.“
    „Warum? Du stehst schließlich über ihr, bist nahezu vom gleichen Rang wie der König selbst. Wenn du aus der Expedition irgendwelchen Profit ziehst, wird auch sie daran teilhaben. Das weiß sie genau.“
    „Du vergißt, daß sie trotz ihrer politischen Interessen und Aktivitäten eine im Grunde ihres Herzens religiöse Frau ist. Sie wird sich aus der Beute meiner Eroberungszüge gegen die Leute an der Oberküste bedienen, ohne auch nur mit dem Schwanz zu zucken, doch wenn wir gleichzeitig dort auch das Gottesfeuer fänden, würde das ihren Glauben bis in seine Grundfesten erschüttern.“
    „Lächerlich“, entgegnete ich. „Das Gottesfeuer liegt nicht an der Küste herum und wartet ausgerechnet auf sie.“ Aber ich überlegte, wie es wohl war, wenn man derart in seinem Glauben verwurzelt war, daß die Kenntnisnahme

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