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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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sich, bekamen sogar einen fast hinterhältigen Ausdruck. „Wollt Ihr tatsächlich Opfer bringen und leiden, nur um etwas über die Sklaven zu erfahren?“
    „Hör auf, Teon. Bitte, zeig es mir.“
    „Ihr müßt aber mithelfen“, meinte er unsicher.
    „Das werde ich.“
    Er legte Sema auf ein Polster, dann kniete er neben mir nieder und beugte sich vor. Ich lächelte, um ihn zu ermutigen, und er lachte laut auf. Seine Hand lag auf meiner Wange und zog eine Linie vom Jochbein hinunter zu den Lippen. Ich verkrampfte mich, und er schüttelte beruhigend den Kopf.
    Ich überlegte noch, ob ich sein Gesicht auf gleiche Weise berühren sollte, doch dann lagen seine Lippen auf den meinen und knabberten. Fast wäre ich zurückgewichen, weil es so kitzelte. Dann gab mein Mund unter seinem Druck nach, und zugleich spürte ich, wie seine Arme mich umschlangen und seine Hand sich auf meine Wirbelsäule legte. Ich keuchte auf und erstarrte; ich fragte mich plötzlich, wie eingehend Teon Baltsar wohl beobachtet hatte. Seine Hand war so nah … aber ich bewegte mich nicht. Seine Handflächen schmiegten sich an meinen Pelz, und die Finger blieben tugendhaft ruhig. Erneut entspannte ich mich und versuchte, mich auf die Lippen zu konzentrieren …
    Lippen – nicht nur die Teile, die man sehen konnte, sondern auch das innen liegende, weiche Fleisch, welches meistens an den Zähnen liegt, stülpten sich über meine. Ich versuchte, meine ebenso vorzuschieben, und wußte gleichzeitig, daß mein Gesicht nun verzerrt war und wahrscheinlich einen grotesken Anblick bot. Ich spürte, wie seine Zähne gegen meine stießen, dann spannte sich ein Muskel, tastete sich vor. Er hielt mich fest, als ich zusammenzuckte, dann besänftigte er mich, streichelte mich, bis ich ihm gestattete, seinen Mund noch fester um meinen zu schließen.
    Sofort begriff ich. Speichel war ein wundervolles Schmiermittel. Meine Zunge glitt über seine Lippen, seine Zähne und die Spitze seiner Zunge. Ich spürte ein sexuelles Regen, welches ich nicht erwartet hatte, und begann mich zu fragen, ob diese seltsame Art der Liebkosung überhaupt erotisch war. Oder waren für meine Reaktion lediglich Teons Fingerspitzen, seine Hände auf meinem Rücken verantwortlich. War es ihre Berührung, die mich in helle Flammen zu setzen schienen?
    Bei dieser oralen Intimität gab es ein Problem, von dem ich nicht wußte, wie ich es lösen sollte. Wie sollte ich Teon sagen, daß, wenn er nicht sofort seine Hand von meiner erogenen Zone entfernte, er mein Knie mit aller Kraft in den Unterleib bekäme? Oder wollte ich ihm zuflüstern, daß er, wenn er den ganzen Weg gehen wollte, erst meine Wirbelsäule streicheln müßte? Im Angesicht dieses Dilemmas hörte ich auf, auf Teons Zunge zu reagieren, und ehe meine Wohlanständigkeit den Sieg über meine Verspieltheit davontrug, legte Teons Hand sich auf meine Schulter, und er löste sein Gesicht von meinem.
    „Ich denke, Ihr versteht jetzt, was ich meine“, sagte er ernst.
    Seine Augen waren geöffnet, und mir wurde bewußt, daß ich die meinen während des Tests geschlossen hatte. „Hast du etwa absichtlich …?“
    „Ja“, kam er mir mit der Antwort zuvor. Dann erhob er sich und schritt langsam über den schimmernden Marmorboden zur Kammertür. „Gute Nacht, Pfadfinderin“, sagte er, dann schloß er die Tür zwischen uns.
     
18
     
    Seit einigen Nächten schon wehten die Frühlingswinde aus der Gegend jenseits des Gebirges zu uns herüber. Die Bauern pflanzten auf ihren Feldern die ersten Pilze aus. Moospolster gediehen, blühten, und ihre dünnen, geraden Schößlinge ließen die Hochflächen in einer herrlichen Sinfonie aus lichten Grautönen erstrahlen. Farnwedel entfalteten sich entlang des Pflasterpfades nahe unserem Haus, und ich verfolgte ihr Wachstum mit ungewöhnlichem Interesse; wenn die Wedel mir bis an die Knöchel reichten, wäre der Schnee auf den Pässen getaut, und der Erobererkönig würde mit seinem Hof etwa ein oder zwei Zwienächte später bei uns eintreffen. Dann würden die Fackeln auf den Wehrtürmen seiner Festung wieder angezündet und Zwienacht und Nacht brennen. Und mit einem Zwinkern seines Herrscherauges könnte er die Attacken des Tempels gegen mich und Rellar unterbinden.
    Aber die Farnwedel hatten gerade erst die Höhe meines Innenristes erreicht, als ich nach Hause zurückkam und Baltsars Sklavinnen antraf, wie sie auf dem Pflasterpfad vorbeieilten und dabei Arme und Schultern voller Kleider und

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