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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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Polster davon schleppten.
    „Was macht ihr da?“ fragte ich verwirrt. Doch niemand wollte mir darauf eine Antwort geben. Ich rannte an ihnen vorbei und gelangte zum Haus, dessen Tür offenstand, so daß die Sklavinnen ohne Schwierigkeiten ein- und ausgehen konnten. „Was ist hier im Gange?“ fragte ich laut.
    „Es tut mir leid, Heao.“ Baltsar kam aus dem Schmutzraum. Seine Augen blickten traurig, sein Schwanz hing schlaff herab. „Ich hatte damit gerechnet, daß du einige Zeitstücke länger unterwegs sein würdest.“
    Ich begriff immer noch nicht. „Ich bin früher zurückgekommen“, sagte ich und beobachtete, wie weitere Sklavinnen mit seinen Habseligkeiten das Haus verließen und sich eilig entfernten.
    „Ich kann das nicht länger dulden und ertragen“, sagte er. Er wich meinem Blick aus und wagte es nicht, mir in die Augen zu schauen, und dann begriff ich endlich. Zorn flammte heiß in mir auf.
    „Du hast tatsächlich versucht, dich heimlich davonzuschleichen“, stieß ich flüsternd und voller Entsetzen hervor, „ohne ein einziges Wort.“
    „Was hätte ich sagen sollen, Heao – daß ich ein selbstsüchtiger Mann bin, der sich von nichts und niemandem Vorschriften machen und sich zerbrechen läßt? Würdest du es verstehen, wenn ich dir sagte, daß ich es nicht ertragen kann, mitzuerleben, wie meine Kinder von ihren Freunden schäbig behandelt werden … daß ich ihre Verzweiflung nicht mehr sehen kann? Du siehst ja selbst, was du durch dein Verhalten in Gang gesetzt hast, und trotzdem scheint es dich nicht sonderlich zu rühren.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Aber es dauert doch gar nicht mehr lange.“
    Er wandte sich mit gesenktem Kopf ab. „Ich kann nicht mehr darüber hinweggehen, Heao, kann es nicht mehr unterdrücken. Ich schwöre bei den Göttern, daß ich es versucht habe.“
    „Es sind gar nicht die Kinder!“ schleuderte ich ihm entgegen. „Du hast Angst!“
    „Ja.“
    „Daß deine Geschäfte schlechter gehen.“
    „Auch davor.“ Seine Stimme klang kräftiger. Er drehte sich um und näherte sich mir bis auf Armeslänge, bis er endlich bemerkte, daß mein Schwanz zuckte. „Die Entscheidung, dich zu verlassen, habe ich mir wirklich nicht leichtgemacht. Ich empfinde den Kindern gegenüber eine tiefe Verantwortung, der ich nachkommen will, selbst wenn du es nicht tust.“
    „Meinst du, meine Entscheidung, die Ächtung zu ertragen, wäre mir leichtgefallen?“
    „Nein“, gab er leise zu. „Aber von Anfang an warst du unrealistisch. Du hast dich niemals mit Tarana geeinigt, und das macht ihr Angst. Du hast dich öffentlich über die Sklaven geäußert, ohne dir die Konsequenzen klarzumachen. Du hast den einzigen Fürsprecher, den du vielleicht hattest, vor den Kopf gestoßen. Du hast Chel keine andere Möglichkeit offengelassen, als sich auf die Seite des Tempels zu schlagen. Sie stehen mit den Rücken zur Wand, und mir geht es irgendwie genauso.“
    „Ich bin mein eigener Fürsprecher“, sagte ich und wußte plötzlich, daß ich damit aussprach, was tatsächlich der Fall war.
    „Ich hoffe es“, meinte er, „denn es gibt keinen anderen, nicht einmal den König.“
    Stirnrunzelnd starrte ich ihn an.
    „Du hättest seine Favoritin sein können.“ Er seufzte, wußte er doch, daß das, was er da behauptete, auf mich nicht zutreffen konnte, weil ich war, was ich war. Der König hatte niemals aufgehört, darauf hinzuweisen, daß sein Beilager für ihn von Zeit zu Zeit weitaus interessanter wäre, wenn ich ihm Gesellschaft leistete.
    „Ich bin immer noch seine liebste Gegnerin“, verbesserte ich. Und das stimmte wirklich, denn wenn ich auch nicht seinem Beilager zu Glanz verhalf, so brachte ich doch Leben in seinen Hofstaat.
    „Der er nichts schuldet“, meinte Baltsar traurig. Er machte eine hilflose Geste. „Ich habe darauf vertraut, daß du weißt, was du tust. Ich habe nach Garantien gefragt, daß du alles so zu Ende bringst, wie du es angefangen hast. Wie lange willst du noch durchhalten?“
    „Solange es nötig ist“, erwiderte ich entschlossen.
    Er nickte. „Das habe ich mir gedacht.“
    Die letzte der Sklavinnen verließ das Haus, und Baltsar trat an Semas Wiege. Hastig kam ich ihm zuvor und baute mich neben der Wiege auf, ehe er sie erreicht hatte. Meine Klauen waren entblößt und geboten ihm Einhalt.
    Für einen Moment dachte ich, Baltsar wollte es auf einen Kampf ankommen lassen. Seine Augen waren seltsam hell, als hätte er Fieber. Doch dann wandte er

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