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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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bisher begegnete, bestätigte die Richtigkeit meiner Theorie, sogar Ihr und Tarana. Ihr seid im Grunde eures Herzens ein Krieger, und Ihr habt in Euch die Fähigkeit und Kraft, einen breiten Angriff gegen jeden zu führen, der euer Reich bedroht. Ich glaube, es ist gar nicht so ungewöhnlich, daß ein Krieger seinen gewaltsamen Tod träumt.“
    „Aber er ist nicht gewaltsam, er ist … widernatürlich. Feuer vom Himmel …“
    „Ein Blitz“, erklärte ich. „Euer Geist ist komplex genug, um Euch zwischen frei schwebende Blitzlanzen zu versetzen oder phantastische Kriegsmaschinen zu erfinden.“
    „Es ist aber kein Blitz“, meinte er zögernd.
    „Das ist auch gleichgültig“, führte ich weiter aus. „Auf jeden Fall wird ein gewaltsamer Tod symbolisiert, und das ist genug. Jedes winzige Element eines Traums zu analysieren, kann einen in den Wahnsinn treiben. Es liegt im Bestreben des hinteren Teils des Gehirns, eine Idee zu äußern, die erst in dem Moment klar zu Tage tritt, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Auch Taranas Traum ist symbolisch. Trotz ihrer aufrichtigen und vollkommenen Hingabe an die Götter bin ich mir ziemlich sicher, daß ihr Glaube an sie sehr fadenscheinig ist. Sie hat allein im Laufe meines Lebens mehr akademische Untersuchungen abgebrochen und verboten, als dies in sämtlichen vorausgegangenen Generationen insgesamt geschehen ist. Der hintere Teil ihres Gehirns scheint sehr genau zu wissen, daß eine wissenschaftliche Erkenntnis zuviel von ihrem Glauben zertrümmert; das bringt sie natürlich dazu, derart eifersüchtig über die Glaubenssätze und deren Erhaltung zu wachen und sogar dafür zu kämpfen.“
    „Kritisierst du mich etwa dafür, daß ich Tarana soviel Macht geschenkt habe?“
    „Darauf wollte ich eigentlich nicht hinaus“, sagte ich, „aber es ist kein Geheimnis, daß ganz Akadem sich von ihr bedrängt und eingeengt fühlt. Wir haben den Dampf gebändigt und wissen, wie man ihn anstelle von Muskelkraft einsetzen kann. Wir könnten damit viele Sklaven ersetzen. Aber Tarana ist sich nicht sicher, ob Flammenhüter damit einverstanden wäre, also sind alle Projekte in dieser Richtung gestrichen. Wir haben Gas mit Röhren in unsere Behausungen geleitet, und für einige Zeit konnten wir unsere Räume sehr billig heizen und beleuchten. Dann zerstörte ein Erdbeben das Röhrensystem, und Tarana erklärte, der Zorn Flammenhüters und Terras hätte uns getroffen.“ Ich schaute ihn ernst an. „Wir hatten schon seit Urzeiten in dieser Gegend immer wieder Erdbeben, und wir werden sie wohl auch in Zukunft haben. Wir hatten schon Pläne bereitgelegt, wie die Quelle zu schließen wäre, falls es zu einem Erdbeben käme, und sie wurden verworfen. Unglücklicherweise wurden die Ausbesserungsarbeiten am Gasröhrennetz niemals beendet, weil Tarana natürliche Phänomene als den Zorn der Götter interpretierte, so daß die Leute in ihren Häusern kein Gas mehr haben wollten.“
    „Das wußte ich nicht.“
    „Was diese sogenannten Scharmützel an der Grenze angeht, so dringt nicht alles wahrheitsgemäß an Eure Ohren. Ihr seid die meiste Zeit des Jahres nicht da. Wenn Akadem Euch alles berichten würde, was während Eurer Abwesenheit geschehen ist, dann könnte man uns für Schwätzer oder quengelige Kinder halten. Und außerdem ist es die Politik Akadems, sich dem Willen der Gemeinschaft zu beugen. Während der letzten Generation wurde die Gemeinschaft sehr religionsbewußt. Ich glaube, es ist für das Gleichgewicht und die Ausgewogenheit zwischen den Gruppen nicht sinnvoll, wenn es zwischen Akadem und dem Tempel zu einer Wertung kommt und beide um die Vorherrschaft kämpfen. Und es wäre sicher nicht zu Zwistigkeiten gekommen, wenn Ihr Tarana während Eurer Abwesenheit nicht zu einer Art Herrscherin gemacht hättet.“
    Der König reckte sich zu seiner vollen Größe, und die Spitze seines struppigen Schwanzes schien zu funkeln. „Warum schweifen Akademer immer vom Thema ab?“
    „Wir sind auf Grund unserer Fähigkeiten, uns einen vollständigen Überblick zu verschaffen, Gedanken bis zu logischen Schlußfolgerungen weiterzuverfolgen, dazu ausersehen, bestimmte Ideen in die Wirklichkeit umzusetzen und für Veränderungen zu sorgen. Wir sind darauf trainiert worden, einen Gedankengang sofort abzubrechen, wenn ein anderer mehr Erfolg und Nutzen verspricht.“
    „Nun, ich habe den Eindruck, daß ihr allesamt etwas flatterhaft seid und deshalb jemanden wie Tarana braucht, um eure

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