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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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Hand in Hand, als hätten sie zueinander grenzenloses Vertrauen. Chels Krieger standen etwas abseits, ihre Lasten neben sich, die Hände in die Hüften gestemmt oder auf den Griffen ihrer Schwerter, und sahen sehr tapfer aus, als sie ihren Liebsten Lebewohl sagten. Poliertes Leder und sorgfältig gewachste Regenmäntel glänzten, wenn sie sich bewegten. Sogar die Sklaven waren bestens ausgerüstet. Baltsar hatte die Kosten nicht gescheut, sie ebenfalls mit lederner Reisekleidung und haltbaren Stiefeln auszustatten. Ich beobachtete Teon dabei, wie er Vorräte in seiner Last unterbrachte, welche von den beiden Bürgern bereits überprüft worden war. Seine ledernen Beinschützer waren vom regelmäßigen Gebrauch weich und glatt, jedoch waren sie immer noch dick genug, um seine Beine vor dem scharfkantigen Vulkangestein zu schützen. Ich war froh, ihn hier zu sehen. Wenn er dabei war, dann wäre es weitaus einfacher, die erforderlichen Landkarten zu zeichnen. Er war jedoch auch für Baltsars Haushaltssklaven verantwortlich, und ich fragte mich, bis ich ihn bei den anderen sah, ob Baltsar für die Dauer der Expedition wohl auf ihn verzichten würde. Der Sklave nahm meine Fußbekleidung aus seiner Traglast und kam näher.
    „Wollt Ihr die schon jetzt tragen? Oder wollt Ihr mit dem Anziehen warten, bis wir den befestigten Damm verlassen?“ Die Wut in Teons Augen hatte sich verflüchtigt, dafür aber einem Ausdruck Platz gemacht, den ich noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte und den ich nicht identifizieren konnte.
    „Ich ziehe sie jetzt schon an“, bestimmte ich. Im Grunde war es mir gleichgültig, aber ich brauchte einen Vorwand, um ihn noch für eine Weile eingehend betrachten zu können. Wir schauten uns suchend um und gingen dann zu einer Stelle, wo ich mich hinsetzen konnte, während er ans Werk ging. Teons Schritte waren schnell und fest, sein Rücken noch gerader, als ich ihn in Erinnerung hatte, und als er sich niederkniete, um meine Füße zu bandagieren, arbeiteten seine Hände ruhig und sicher.
    „Ihr seht gut aus“, sagte Teon, nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß sich keine anderen Bürger in Hörweite aufhielten.
    „Jetzt schon“, sagte ich. „Hast du dir Sorgen gemacht?“
    Er schaute mich treuherzig an. „Ja.“
    „Hast du mir denn verziehen?“ flüsterte ich drängend.
    Er kicherte verhalten. „Verzeihen ist vielleicht nicht das richtige Wort. Sagen wir lieber, ich habe akzeptiert, was sein muß.“
    Aber dieses Akzeptieren war nicht die treffende Beschreibung des Glitzerns in Teons Augen, und ich fragte mich, wovon dieses Leuchten genährt wurde.
    Chel und Baltsar verließen die Sklaven und kamen zu mir.
    „Beeilt euch“, bat Baltsar. „Es wird Zeit für den Segen.“ Sein Schwanz wies auf den Tempel.
    Baltsar trug ebenfalls Reisekleidung, und als sein nervöser Blick die Zwillinge fand, begriff ich, daß er mit uns über den Damm wandern würde. Die Zwillinge wären sicherlich enttäuscht. Allein zur Stadt zurückzuwandern, und zwar unter den wachsamen Augen der Patrouillen des Erobererkönigs, war für sie der Höhepunkt dieser Reise.
    „Wo ist Sema?“ fragte ich.
    „Neering paßt auf sie auf“, entgegnete Baltsar. „Ich hatte gehofft, Mussa noch einmal zu Gesicht zu bekommen.“
    Chel keuchte erstickt auf, und sein Schwanz legte sich um seinen Hals. „Sie hat um die See wache gebeten … ich habe es ihr erlaubt“, sagte er und begriff offenbar erst in diesem Moment, daß Mussa aufgrund seiner Gedankenlosigkeit überhaupt nicht in die Stadt kommen würde.
    Ich schüttelte den Kopf, und mein Schwanz zuckte vor Enttäuschung. „Wollte sie so gern an dieser Expedition teilnehmen, daß sie es nicht ertragen konnte, sie ohne sie aufbrechen zu sehen?“
    „Noch schlimmer, Heao“, meinte Baltsar ernst. „Als ich sie das letzte Mal sah, hatte ich den eindeutigen Eindruck, daß sie glaubte, du hättest sie ausgetrickst und um diese Gelegenheit gebracht.“
    Chel konnte ein Lachen nicht unterdrücken, und ich funkelte ihn an, bis er sich wieder beruhigte und seine Miene ernst wurde. „Nun, du mußt zugeben, daß sie schrecklich naiv ist“, meinte er.
    „Wir hatten gehofft, wenn sie in deinen Diensten stünde, würde sich das bessern“, schnappte ich.
    Chel versteifte sich. „Willst du damit etwa behaupten, ich hätte bei Mussa nicht meine Pflicht wahrgenommen? Nun, immerhin habe ich dir einen Gefallen getan, indem ich sie bei mir aufnahm. Was den Umgang mit Waffen angeht, so

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