Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
Vom Netzwerk:
noch erlaubte, und außerdem dehnte ich die Prozedur nicht allzu lange aus. Als ich fertig war, legte ich die Bürste beiseite und zog mich unter meine Decke zurück.
    „Weißt du was, Baltsar“, sagte ich, „ich glaube, wir könnten Zeit gewinnen, wenn wir zweimal schlafen, während die Sklaven sich ausruhen. Wenn wir unser Nickerchen während der Zwienacht ausfallen lassen, sind wir bei Anbruch der ersten Nacht müde genug, um uns hinzulegen. Dann könnten wir noch einmal schlafen, ehe sie erwachen.“
    „Du änderst deinen Schlafrhythmus, um dich an die Sklaven anzupassen?“
    Ich zuckte die Achseln und rollte mich unter der Decke zusammen. „Wenn es uns Gewinn bringt, warum nicht?“
    Ich war schon fast eingeschlafen, als ich Baltsar etwas murmeln hörte: „Akadem kann einem Mann mit normaler Intelligenz wirklich zu einem Minderwertigkeitskomplex verhelfen.“
    Ich verzichtete darauf, ihm zu erklären, daß dies nichts mit Intelligenz zu tun hätte. Wir waren dazu erzogen worden, nach Änderungen zu suchen und nicht zu warten, bis wir überrascht wurden … wir hörten nie auf zu denken und zu suchen.

    Kurz vor dem ersten Lichtschimmer der Zwienacht bereiteten Baltsar und ich die Mahlzeit für die noch immer schlafenden Sklaven. „Ich hatte mir immer vorgestellt, daß, wenn ich einmal reich genug wäre, mir Diener zu halten, diese mich bedienen müßten“, sagte ich, während ich im Topf herumrührte. „Und ganz bestimmt werden die Sklaven einen fürchterlichen Schrecken bekommen, wenn sie aufwachen und feststellen müssen, daß ich ihnen zu Diensten bin. Das wird sie bis in ihre Seelen erschüttern. Oder haben sie etwa keine Seelen?“
    „Höchstwahrscheinlich nicht, aber von Zeit zu Zeit hat man Grund, das Gegenteil anzunehmen.“ Baltsar hatte begonnen, die schlafenden Kreaturen zu wecken, indem er sie schüttelte und laut mit ihnen redete. Ich hörte auf, in dem Kessel zu rühren, um zu beobachten, wie die Sklaven aufwachten. Sie schienen wie in Trance zu sein und reagierten schwerfällig auf Baltsars Bemühungen. Ihre Augenlider waren verschwollen, und ihre Wangen wiesen Falten auf, die davon herrührten, daß sie so lange unbeweglich auf einem Fleck gelegen hatten.
    „Wenn du mich so behandeln würdest, kriegtest du meine Krallen zu spüren“, flüsterte ich.
    „Wenn du so fest schlafen würdest, dann müßte ich wohl eher einen Heiler suchen“, antwortete Baltsar ebenso leise.
    Die Sklaven entfernten sich, um sich zu erleichtern, kehrten zurück, um zu essen, nahmen dann ihre Lasten wieder auf und setzten den Marsch bergab fort. Nicht allzuweit von unserem Lager entfernt entdeckte ich zu meiner Entrüstung Urinspuren im Schnee. Baltsar, der neben mir einherschritt, zuckte verlegen die Achseln. „Einige sind noch dabei, die es ablehnen, sich in der Öffentlichkeit anständig zu benehmen“, meinte er entschuldigend.
    „Bei den Göttern, sind sie denn nicht stubenrein?“
    „Doch, durchaus. Wenn ihnen Sandgruben zur Verfügung stehen, dann benutzen sie sie auch.“
    Aber ich fragte mich, ob man sich bei Kreaturen, die ihre Spuren im Schnee hinterließen, darauf verlassen konnte, daß sie ihre Exkremente in einer Sandgrube zuschaufelten. Ich schwor mir im stillen, daß ich niemals einem Sklaven zum Abort folgen würde, und ich nahm mir gleichzeitig vor, daß ich, sollte ich jemals eine von diesen Kreaturen besitzen, für sie eigene sanitäre Vorrichtungen schaffen würde.

    Nach einigen durchwanderten Zwielichten gaben die schmelzenden Schneemassen wieder das Felsgeröll frei, und darunter kam der Schlamm zum Vorschein, der von dem schnell strömenden Wasser weggeschwemmt wurde. Die Flüsse, vor denen Baltsar mich warnte, waren breiter und tiefer und kälter, als ich sie aus meiner Kindheit in Erinnerung hatte, jedoch wurde dieser Nachteil ausgeglichen, da die Luft, je weiter wir hinabstiegen, stetig wärmer wurde. Schließlich spürte ich, wie das nasse Leder mich ins Schwitzen brachte und zu scheuern begann, und in der Sorge, daß ich schon bald ein aufgeschürftes Bein haben würde, bat ich Baltsar, kurz anzuhalten.
    „Teon, du hattest den Auftrag, auf sie aufzupassen“, sagte Baltsar mit einem scharfen Unterton in der Stimme.
    Besorgt setzte der Sklave seine Last ab, kniete neben mir nieder und begann mir den Stiefel vom Fuß zu ziehen. „Ihr habt gar nicht gehumpelt“, flüsterte er. „Ihr habt durch keine Geste Eure Probleme kundgetan.“
    „Ich dachte, es wäre besser

Weitere Kostenlose Bücher