Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
Vom Netzwerk:
einige Zeit zu beobachten.“
    „Das Signal des Gottes, mit der Frühlingsaussaat zu beginnen.“
    „Aber welchen Nutzen hat schon ein solches Zeichen, wenn es gewöhnlich wegen eines Frühlingssturms unsichtbar ist?“
    „Da gebe ich dir recht, Baltsar. Warum sollte ein Gott wohl seine Zeit vergeuden? Der Tempel hat auf diese Frage niemals eine Antwort gegeben.“
    „Und du glaubst nicht, daß es ein Signal ist?“
    „Nein.“
    „Was dann? Während der Frühglut im Frühling ist die Himmelsbrücke als Silhouette vor dem Gottesfeuer deutlich zu erkennen. Dieser Anblick ist so eindrucksvoll, daß ich glaube, daß die Hand eines Gottes mit im Spiel ist. Ohne die Hilfe eines Gottes könnte ich wohl niemals so weit blicken.“
    „Ich kenne die Antwort nicht, Baltsar, aber ich weiß genau, daß es kein Signal, kein Zeichen ist.“
    „Dann ist Akadem am Ende doch nicht so klug“, meinte er.
    „Nein, aber wir sind gewillt und bereit, unsere Welt immer wieder in Frage zu stellen. Auf diese Weise lernen wir.“
    Baltsar starrte ins Lagerfeuer und schüttelte den Kopf. „Wie sollte selbst ein Gott es schaffen, in einer einzigen Zwienacht Feuer von einem Ende der Welt zum anderen zu tragen?“ Er musterte mich fragend, doch ich wußte darauf keine Antwort. Selbst diejenigen, die jeglicher Änderung wohlwollend gegenüberstehen, fühlen sich bei einem solchen Wechsel, einer Veränderung nicht gerade wohl – zumindest dann nicht, wenn Änderungen ihren Glauben erschüttern. Würde Baltsar mich immer noch als etwas Besonderes ansehen, wenn ich ihm erklärte, daß Flammenhüter auf einer runden, sich drehenden Welt das Feuer gar nicht von einem Ende der Himmelsbrücke zum anderen zu tragen brauchte? Oder würde Baltsar mich für verrückt halten, wenn ich ihm das mitteilte? Ich beschloß, mich mit meiner jetzigen Bewertung als etwas Besonderes zufriedenzugeben. Ich schwieg.

    Während der folgenden Zwienacht wanderten wir am Meer entlang. Das Unwetter war weitergezogen, doch das Meer war immer noch aufgewühlt. Trotzdem empfanden wir die flachen Sanddünen als angenehme Alternative zu dem schlammigen Gelände, das wir in der vorhergehenden Zwienacht hinter uns gebracht hatten. Baltsar war bester Stimmung, denn wir kamen offensichtlich sehr gut voran.
    „Das einzige Problem ist nur“, flüsterte Teon mir zu, als ich ein paar Schritte zurückblieb und einige hübsche Muscheln vom Strand aufhob, „daß ich die Berge nicht sehen kann.“
    „Was?“ fragte ich und ließ mein letztes Fundstück fallen.
    „Die Wolken hängen zu tief. Der Sturm muß in den Bergen hängengeblieben sein. Ich kann nichts mehr erkennen.“
    „Hast du das Baltsar schon gesagt?“ Wir setzten uns wieder in Bewegung, denn der Kaufmann stand bereits auf einer Dünenkuppe und wartete auf mich.
    „Nein“, antwortete Teon. „Wenn ich es ihm sage, dann kehrt er wieder auf die Wüstenroute zurück. Ich hingegen glaube, daß wir auf diesem Weg weitaus schneller vorankommen.“
    „Aber wann biegen wir denn ab?“ Ich hatte nicht mehr Lust als Teon, wieder durch die Wüste zu stapfen, jedoch war die Vorstellung, für eine wahrscheinlich lange Zeit ziellos am Meer entlangzulaufen, auch nicht gerade verlockend.
    „Wenn wir auf die ersten Zeichen von Menschen treffen, ein erkaltetes Lagerfeuer, ein verlorenes Werkzeug, irgendwas, werden wir abbiegen. Haltet auch die Augen offen.“
    Ich blieb stehen. „Du wirst Baltsar nichts verraten?“
    „Ich bin überzeugt, daß die Route am Meer entlang die schnellste ist. Ich tue das, was für ihn am besten ist.“
    „Wenn er erführe, was du hier treibst, würde er vor Wut explodieren.“
    „Ja, schon möglich.“
    „Warum hast du es mir gesagt?“ wollte ich wissen. Ich fühlte mich unbehaglich, denn ich würde Teon seinem Herrn melden müssen oder das falsche Spiel mitspielen. Beides war gleich unangenehm.
    „Eure Augen entdecken vielleicht etwas, das ich übersehe, oder Ihr fangt einen besonderen Geruch auf. Wenn Ihr mir nicht helft, dann wird Eure Karte lediglich eine Route zeigen, die bereits vielen Sklaven und Kriegern bekannt ist. Vielleicht hat sogar schon jemand anderer eine solche Karte gezeichnet.“
    „Die meine wäre besser, genauer.“
    „Schön, vielleicht auch sauberer, schöner, detaillierter, aber nicht grundlegend anders. Helft mir, und Ihr bekommt etwas Einmaliges.“
    Die Karte, die ich unter meinem Cape verstaut hatte, schien meine Brust zu verbrennen. Rellar hatte mich nicht um

Weitere Kostenlose Bücher