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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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Ausdruck an, und in dem Glauben, daß er sich für den verstümmelten Traum interessierte, beeilte ich mich fortzufahren. „Der Träumer war ein Kind, ein sehr kleines Kind.“
    „Bitte, Heao. Sechs Sklaven und einige meiner Freunde suchen nach dir. Meine Botin hat dein Gesuch um eine Audienz mit dem König zu dessen Festung gebracht.“
    „Ja, ich weiß. Ich ging ja gerade, als sie sich entfernte.“
    „Aber sie kehrte schon bald mit einer Antwort zurück. Du bekommst deine Audienz – jetzt!“
    „Jetzt?“ Ich schaute auf meine mit Schlamm bespritzten Stiefel und mein nicht minder schmutziges Cape. „Sofort?“
    „Lauf zurück ins Lager und zieh dir frische Kleidung an. Dann geh sofort zur Festung. Wahrscheinlich wird er von deiner Verspätung keine Notiz nehmen, denn er hat anläßlich eines Festes seine Krieger um sich versammelt.“
    „Ein Fest während der Zwienacht?“
    Baltsar zuckte die Achseln. „Er ist eben nicht gerne alleine. Beeil dich, Heao!“
    Ich vergeudete keine Zeit mehr mit Fragen – ich konnte und durfte es nicht! Baltsar winkte mir zu und tauchte wieder in dem Durcheinander aus Käufern und Händlern unter. Ich rannte in unser Lager und wechselte meine Kleider. Dann, damit mein Umhang und meine Stiefel nicht allzu schmutzig wurden, führte Teon mich an den schäbigsten Straßen vorbei, wo zum Teil der Schlamm knietief schwappte. Der Sklave wies dann auf einen streng bewachten Durchgang und ließ mich allein.
    Die Festung des Königs war eher eine in einen Berghang gegrabene Höhle, sehr schwierig anzugreifen, durchaus gemütlich, jedoch roch es dort etwas muffig.
    Ich trat durch das Portal, um gleich darauf überrascht, wenn nicht sogar ein wenig erschreckt, stehenzubleiben. Vor mir hatte sich der Erobererkönig aufgebaut.
    „Dieses Quartier bewohnen wir nur vorübergehend“, beruhigte er mich, als er meine gerümpfte Nase sah. Ich straffte sie hastig. „Mein Kriegsminister befürchtet einen Angriff der Rebellen und besteht darauf, seine besten Bogenschützen bei mir wohnen zu lassen. Es ist hier ziemlich eng.“
    Der Erobererkönig war ein hünenhafter Mann im mittleren Alter, der durchaus den Eindruck erweckte, er könnte mit dem oft benutzten Breitschwert an seiner Seite gleich mehrere Rebellen gleichzeitig außer Gefecht setzen. Baltsars Bemerkung, der König sei nicht gerne allein, vertrug sich irgendwo nicht mit seiner recht robusten Erscheinung. Er war kein verweichlichter Edelmann. Seine Kleider waren aus grobem Tuch geschneidert, und sein glänzender schwarzer Pelz war nicht parfümiert. Seine grauen Augen hatten den Ausdruck eines viel älteren Mannes, jedoch zwinkerten sie freundlich. Unglücklicherweise war sein Schwanz zerzaust, allerdings war es dem König hoch anzurechnen, daß er ihn mit ausgesprochenem Stolz trug. Er hatte mich in einem Vorraum begrüßt und gestattete mir großzügig, mit ihm an der Feuerstelle Platz zu nehmen. Ich konnte aus weiter im Innern liegenden Räumen den Lärm der Feiernden vernehmen, und der Geruch von nassem Leder und gerösteten Schnecken drang mir ab und zu in die Nase, da der Rauchfang nur unzureichenden Zug hatte.
    „Was haben die denn zu bedeuten?“ fragte er und berührte die weiten Ärmel meines Gewandes, offensichtlich fasziniert von der Schlichtheit und dem großzügigen Schnitt. „Du bist keine Tempelhüterin … oder etwa doch?“
    „Sie sind Zeichen meiner Mitgliedschaft bei Akadem“, erklärte ich und fragte mich gleichzeitig, ob es wirklich so klug war, daß ich dieses Gewand angezogen hatte. Meine Erscheinung überstrahlte die seine doch deutlich.
    „Ach ja, die Gebirgs-Intelligenzia. Als ich mich in eurer Stadt aufhielt, habe ich derartig schöne Gewänder aber nicht zu sehen bekommen.“
    „Wir tragen sie vorwiegend bei festlichen Anlässen und zu formellen Zusammenkünften“, erwiderte ich.
    „Ich kann mir kaum vorstellen, daß ihr eure Unterwerfung gefeiert habt, oder etwa doch?“ Er lächelte, daher wurde mir schnell klar, daß er scherzte, jedoch empfand ich diesen Witz als ziemlich geschmacklos. Ich rutschte unbehaglich auf einem moosgefüllten Kissen hin und her, und er reichte mir ein Polster mit einer Füllung aus zerkleinerten Minzeblättern, dann bedeutete er mir, ich könne mich zusammenrollen.
    Ich murmelte meinen Dank und machte es mir bequem. Als ich wieder aufschaute, erwischte ich ihn dabei, wie er mich anstarrte, wobei seine Augen nach einem Anzeichen zu suchen schienen, ob ihm mein Gesicht

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