Im Schatten des Ringes
wo immer es ging, und überließ es völlig mir, wann ich ihn besuchen wollte.
Wir spielten miteinander und kamen uns nahe genug, uns gegenseitig die Schultern zu kraulen, wobei er derjenige war, der für eine gewisse Distanz zwischen uns sorgte und unsere Beziehung auf einer eher formalen, freundschaftlichen Ebene hielt. Am siebzehnten Jahrestag meiner Geburt drängte ich ihn sanft, mir den Rücken zu kraulen.
„Bist nun kein Kind mehr, nicht wahr?“ meinte er seufzend und begann zu zittern, als ich meine Krallen ausfuhr und fauchte.
Ich gab darauf keine Antwort. Sein Unterpelz war fein und fest, der kurze Überrock schlank und glänzend. Ich liebte es, ihn zu berühren.
Er wandte sich um und legte seine Arme um mich. Er drückte mich an sich und glitt mit den Krallen über meine Wirbelsäule nach unten. Ich bog meinen Rücken durch und preßte mich mit dem Bauch gegen ihn. Als wir auf die Kissen aus Spinnenseide sanken, schlang ich meinen Schwanz um seinen Unterarm, um ihn weiter zu ermutigen. Dann spürte ich, wie das buschige Ende seines Schwanzes mein Ohr kitzelte und mir lautlos mitteilte: Ich werde spielen, aber wir werden nicht kopulieren.
„Heute nacht brauche ich Rellars Erlaubnis nicht mehr“, flüsterte ich. „Dies ist mein siebzehnter Jahrestag, und ich bin volljährig und frei.“
„Ich habe dich auch nie anders gesehen“, sagte er, wobei er mich kitzelte.
„Das heißt, daß ich allein mein Einverständnis brauche“, sagte ich und empfand dabei eine gelinde Wut auf ihn, weil er mich offensichtlich von meinem Plan abbringen wollte.
„Und meine?“
Ich zog meine Hand zurück, berührte ihn nicht mehr, und überlegte, wie ich seine Bemerkung wohl interpretieren sollte.
„Du stehst kurz vor deiner Hitze, nicht wahr?“ sagte er. Wieder berührten seine Finger meinen Rücken, und ich spannte mich. „Aha, wirklich ganz dicht davor, was?“
„Es liegt nicht nur an meiner Hitze, daß ich dich will.“
„Ich weiß. Ich hab’ ja schon mal mit dir gespielt, als du bereits reif warst. Hättest du keine Kontrolle über dich, hätte Rellar das niemals zugelassen.“ Er wühlte seine Nase in meinen Schulterpelz. „Du bist die Herrin deines eigenen Körpers.“
„Und es steht in meinem Ermessen, ob ich ihn mit jemand teile.“
„Aber ich darf ein solches Angebot, daran teilzuhaben, nicht annehmen.“
„Was? Aber …“
„Sshh! Spiel! Laß mich dich beglücken.“
Durch meine Hitze und den Willen, ihm nahe zu sein, stand mein Körper in hellen Flammen, und ich wand mich unter seinen Liebkosungen und kam ihm entgegen, erlebte die höchste Lust, wenngleich er sich mir entzog. Anschließend ruhte ich in seinem Schoß und bemühte mich, die Tatsache aus meinem Bewußtsein zu verdrängen, daß das Vergnügen allein auf meiner Seite gewesen war. Doch ich konnte mich dieser Erkenntnis nicht verschließen, und dann kam ich mir irgendwie lächerlich vor. „Ich gehe lieber“, sagte ich.
Baltsar bemerkte wohl, daß mich irgend etwas an der Situation störte, und hielt mich fest, als ich mich erhob. „Trink doch erst noch etwas Tee“, meinte er und streichelte sanft meinen Nackenpelz.
„Nein, ich muß gehen“, blieb ich standhaft. Ich stand endgültig auf, entzog mich seiner Umarmung, suchte nach meinem Cape und überlegte, wo ich es hingelegt hatte. Baltsars Behausung war überreich mit Ruhepolstern, weichen Kissen und prächtigen Teppichen ausgelegt.
„Heao“, sagte er, wobei er immer noch vor dem Kamin lag. „Warum so …?“
Ich schaute ihn an, und wie ich es erwartet hatte, lachte er mich aus. Ich fand das Cape hinter einem hohen Polster, schleuderte es in seine Richtung und suchte dann nach einem festeren Gegenstand, mit dem ich ihn bewerfen konnte. Doch er reagierte schnell. Er sprang von seinem Lager auf und fing meine Hand auf, ehe ich die Schüssel losließ. „Das war ein Spiel für Kinder“, beschwerte ich mich schmollend. „Du bist mit mir umgesprungen wie mit einem unreifen Mädchen, du widerlicher …“ Mir wollte kein Wort einfallen, mit dem sich meine Wut hätte ausdrücken lassen.
Er brach mir fast den Arm, als er mir die Schüssel aus der Hand wand, und als er sie endlich befreit hatte, schleuderte er sie gegen den Kamin und beschädigte dabei die wertvolle Marmorverzierung. „Was erwachsene Hände tun, ist niemals ein Spiel für Kinder!“ rief er. „Du bist hergekommen, um deinen Jahrestag mit mir zu feiern. Ich fühlte mich geehrt und gab dir alles, was
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