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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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hören.
    Zaghaft widmete Teon sich wieder dem Feuer und flüsterte dabei: „Ich kann nicht.“
    Baltsars Nackenpelz glättete sich wieder. „Du bist ziemlich dreist“, stellte er fest und musterte mich stirnrunzelnd.
    „Wenn er allein auf sich gestellt wäre, wäre er auf der Stelle gestorben.“ Ich lächelte. „Er ist eben ein Sklave.“
    „Natürlich.“ Baltsar nickte. „Bist du jetzt zufrieden?“
    Ich nickte, schaute dann zu Teon, der mein Gefühl der Zufriedenheit störte, indem er mir eine wütende Grimasse schnitt.

    In jener Nacht, als Baltsar in der Nähe der Fjordmündung umherstreifte und nach einem passenden Platz für ein Signalfeuer suchte, mit dem man Boote von jenseits der Untiefen in die Bucht leiten konnte, wanderte ich am schmalen Strand entlang. Das klatschende Schlagen lederartiger Fledermausflügel und das aufgeregte Summen zahlloser Nachtinsekten hatte mich mit Unruhe erfüllt, allerdings hatte ich wenig Lust, Baltsar Gesellschaft zu leisten. Ich überprüfte meine Einstellung zu diesem Mann, meine Liebe zu ihm. Ich überlegte, ob es vielleicht nicht sinnlos war, mehr von ihm zu erwarten, als er zu geben bereit war. Er war Mehr-als-Freund, und allein das war schon eine verantwortungsvolle und wichtige Position innerhalb einer Beziehung. Warum konnte ich mich nicht damit abfinden und mich mit dem derzeitigen Stand meiner Angelegenheiten zufriedengeben?
    „Pfadfinderin.“ Ich wurde von Teons gedämpfter Stimme aufgeschreckt. War sie über den Nachtgeräuschen kaum zu vernehmen, so waren seine Schritte, als er sich genähert hatte, völlig lautlos gewesen.
    „Ich dachte, du würdest längst schlafen“, begrüßte ich ihn.
    „Wie Ihr seht, ist das nicht der Fall.“ Für eine Weile ging er neben mir her, die Hände in die Hüften gestemmt und den Kopf gesenkt, als würde er angestrengt nachdenken. Dann musterte er mich so eingehend, wie die Finsternis es zuließ, wobei seine Pupillen in den Iris wie Tintenfässer wirkten. „Ich hatte keine Lust, Baltsars Zorn auf mich zu ziehen, wenn ich Euch wahrheitsgetreu geantwortet hätte. Ich hätte mir dadurch nichts anderes eingehandelt als eine Brust voller Striemen.“
    „Dann bist du also bereit, mich deine Sprache zu lehren, warst jedoch nicht bereit, auf deinem menschlichen Recht zu bestehen“, meinte ich hinterlistig.
    „Euren Respekt brauche ich nicht. Aber ich brauche sein Vertrauen, um leben zu können.“
    „Das sind billige Ausflüchte. Ich habe es schließlich riskiert, Baltsar zu erzürnen. Sich mit dem Eigentum anderer Leute zu beschäftigen, ist unter Freunden an sich nicht üblich.“
    „Er hat für Euch viel zuviel übrig, als daß er in Zorn geraten könnte, ganz gleich, was Ihr auch tun mögt. Meine Position ist da doch weitaus wackliger. Oder seht Ihr das nicht?“
    „Ja, aber du kannst doch nicht auf dein Recht als Mensch pochen, während du dich vor ihm windest wie ein Hund.“
    „Oh ja, das kann ich. Ich muß es sogar! Um meines eigenen Wohlergehens willen und um den Preis meines Lebens muß ich es tun. Wir sind gar nicht so verschieden, Pfadfinderin. Nur sind die Kompromisse, die ich schließe, etwas offensichtlicher als Eure.“
    „Wie meinst du das?“
    „Man versagt mir gewisse Privilegien. Euch versagt man Wissen, denn wir müssen Kompromisse schließen, um überleben zu können.“
    „Ich kann mir jedes Wissen verschaffen, nach dem mir der Sinn steht.“
    „Auch über das Gottesfeuer?“
    Ich verstummte und starrte ihn an. „Was?“
    Der Sklave zögerte, dann meinte er langsam: „Wenn wir allein sind, redet Baltsar mit mir sehr frei. Er hat Eure Neugier hinsichtlich der im Frühling auftauchenden Frühglut und des Ätherbrennens mit Eurem Traum in Verbindung gebracht. Ist seine Vermutung etwa falsch?“
    Ich gab keine Antwort.
    Er lächelte listig, und ich dachte schon, die Tintenfässer würden das Weiße seiner Augen überdecken. Jedoch waren es nur seine kräftigen Wimpern, die leicht flatterten, als er zwinkerte. „Na gut, dann sagt nichts. Ihr befürchtet, Euch in ein falsches Licht zu setzen, ebenso wie ich vorhin nicht bereit war, mich Euch auszuliefern.“
    „Das ist es nicht“, entgegnete ich. „Träume sind ein sehr persönlicher Besitz, und zu hören, daß er Bescheid weiß und sogar du …“ Es war für mich ziemlich erschreckend.
    „Wir werden Euren geheimen Traum bestimmt nicht verraten.“ Das listige Lächeln wurde nun etwas vertrauenerweckender. Wahrscheinlich war mein Schwanz

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