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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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Immernachtgebirges vorfinden werdet“, sagte der König. Sein Blick wanderte von Baltsar zu mir. Seine Augen blickten so fest und ruhig wie seine Hand, als er das Schwert hob. „Was hältst du davon?“
    Ich zuckte die Achseln. „Wahrscheinlich werde ich mir die Schnurrhaare verbrennen.“
    „Du bist die einzige Pfadfinderin, die Chel bei seiner Expedition mitnehmen will“, meinte der König und entfernte sich von Baltsar.
    Ich nickte. „Ich bin die beste.“
    „Vielleicht, aber das ist nicht der Grund, warum du mitgehen sollst. Du bist die einzige, die keine Angst hat, sich in unbekannte Welten vorzuwagen. Wäre es möglich, daß dir das, was hinter den Immernachtbergen liegt, gar nicht so unbekannt ist?“ Sein Gesicht verzog sich zu einem hinterhältigen Grinsen.
    „Wenn Ihr damit fragen wollt, ob ich mit meinem Stamm jemals dort war, dann muß ich mit Nein antworten.“
    „Gut, gut, aber so habe ich das auch nicht gemeint. Ich rede von deinem Traum. Vielleicht ist dir das Geheimnis, das hinter dem Immernachtgebirge verborgen liegt, längst offenbart worden. Bist du deshalb ohne Furcht?“
    Ich gab darauf keine Antwort. Er erwartete auch keine. Er begann vor der Feuerstelle auf und ab zu gehen, legte die Ohren zurück und lauschte dem hinteren Teil seines Gehirns. Abrupt blieb er stehen. „Tarana wird die Expedition begleiten“, entschied er und richtete die Ohren zu mir hin.
    „Wie Ihr wünscht“, entgegnete ich.
    Sein struppiger Schwanz zitterte vor Wut, und er sprang mit einem einzigen Satz hinauf zu mir auf mein Polster. „Was ist mit dir los? Warum wehrst du dich nicht?“ wollte er wissen.
    Ich blickte ihn verständnislos an.
    „Ich sagte, ich befehle euch, Tarana mitzunehmen.“ Er hielt inne, dann fügte er hinzu: „Heao, verstehst du, was ich von euch fordere?“
    Ich nickte. Die Expedition hatte durchaus auch einen religiösen Hintergrund – die Himmelsbrücke, das Gottesfeuer, wahrscheinlich sogar die Welten der Verdammnis. Die Hüterinnen kämpften schon seit Jahren gegen die Spekulationen der Akademer über die Welt. Was sollte ich noch dem König dazu mitteilen, das nicht schon längst gesagt worden war?
    „Solltest du etwa bereit sein, Tarana mitzunehmen, ohne auch nur einen Einwand vorzubringen?“
    „Ja“, erwiderte ich. „Ich habe keine Lust, meine Energie in fruchtlosen Diskussionen zu verschwenden.“
    „So wie jetzt habe ich dich noch nie erlebt“, wunderte der König sich, legte eine Hand unter mein Kinn und blickte mir in die Augen wie ein besorgter Vater.
    „Sie ist müde, Sire“, ließ Baltsar sich von unten vernehmen.
    „Das sehe ich auch“, zischte der König, „aber Müdigkeit hat sie bisher nicht davon abhalten können, für Aufregung zu sorgen. Ich kann sie nicht losschicken, das Schicksal zu ändern, wenn sie in einer solchen Verfassung ist.“
    „Schicksal?“
    Der König lugte über die Polsterkante nach unten auf die beiden. „Ich will mit Heao allein reden“, bestimmte er.
    Chel und Baltsar zogen sich langsam zu dem mit Teppichen verhängten Eingang zurück. Es widerstrebte ihnen, dem Befehl zu gehorchen. Einen Moment lang glaubte ich, sie würden fragen, ob sie nicht bleiben dürften, doch ich nehme an, sie bemerkten die zurückgelegten Ohren des Königs und seinen drohend bebenden Schwanz, und sie zogen sich schweigend zurück. Ich starrte danach die Wandteppiche so lange an, bis sie sich nicht mehr bewegten, und war mir dabei bewußt, daß der König ungeduldig darauf wartete, daß ich mich ihm wieder zuwandte. Ich verspürte einen seltsamen Drang, zu schlafen, doch dann legte ich mein Kinn in die Beuge meines Ellenbogens.
    „Warum kannst du mich nicht anschauen?“ fragte der König und zog mich an den Schultern hoch, bis unsere Gesichter auf gleicher Höhe waren und unsere Nasen sich beinahe berührten. „Hast du Tarana am Ende doch deinen Traum verraten?“
    Ich versuchte mich zu befreien, doch er grub seine Klauen in meinen Pelz und schüttelte mich. Dabei funkelten die schmalen Schlitze seiner Augen drohend und forschend. „Nein“, entgegnete ich schwach.
    Der König seufzte erleichtert und bedeutete mir, daß ihm sein Verhalten leid täte. Seine Krallen zogen sich zurück, als er seinen Griff lockerte. „Sie hat mir gesagt, daß du es nicht getan hast, doch als ich dich in deinem geschwächten Zustand sah, glaubte ich, sie hätte mich belogen. Ich konnte mir nichts anderes vorstellen, was dich so geschwächt haben könnte.“
    „Ich

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