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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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ich verursacht hatte.
    „Oh ja, ja, stimmt schon“, sagte ich. Ich sah, daß in Teons Augen immer noch ein Ausdruck verhaltener Wut lauerte. Ich sah auch Chels ungeduldige Blicke, die durch die Lust hindurchbrachen, die im Laufe der Jahre ein dünner Schleier geworden war, hinter dem er seine Ängste verbarg. Ich sah Baltsars Augen, voller Liebe wie stets. Aber ich hatte kein Mitleid mit ihnen, mit keinem, verstand sie nicht, sorgte mich nicht mehr um sie. Ich zog mir die Kapuze über den Kopf und ging hinaus in den Regen.

21

    Ich blieb in Rellars Höhle, weil sie abseits und einsam lag und außerdem recht klein war, was meiner Stimmung nur entgegenkam. Seine Möbel und Vorräte waren verschwunden. Wahrscheinlich hatten Bettler und Diebe alles davongeschleppt, was sich bewegen ließ, und ich konnte nur hoffen, daß ein Mitakademer schlau genug gewesen war und vorher Rellars Erfindungen und wissenschaftliche Aufzeichnungen aus der Höhle entfernt hatte. Ich fand eine Handvoll Lebensmittel in einer schmutzstarrenden Eiskiste, die die Plünderer übersehen hatten, und es gab auch genügend Holzspäne und Kohlen, um ein Feuer anzufachen. Ich aß, und dann gab es für mich nichts anderes mehr zu tun, als nachzudenken.
    Man ließ mir jedoch nur wenig Zeit zum Brüten. Schon in der nächsten Nacht wurde ich von Chel und Baltsar aufgestöbert, und sie überreichten mir die Aufforderung des Erobererkönigs, so bald wie möglich vor ihm zu erscheinen. Wortlos schlüpfte ich in mein Cape und trat hinaus auf die schmale Regenrinne, die vor Rellars Höhle verlief. Sie war vom häufigen Gebrauch durch Rellar und von äonenlangem Regen glatt geworden. Erst vor wenigen Jahren waren für die unbeholfenen und unsicheren Füße Manyas und Teofils zusätzliche Nischen und Vorsprünge in die Seitenwand der Schlucht gebrochen worden, und die Tritthilfen waren dunkel und glänzend vom Öl, das die Sklavinnen darauf hinterlassen hatten. Als ich die obere Kante des Kliffs erreicht hatte, eilte ich über die Dächer der anderen Bauten weiter. Die beiden Männer folgten mir, wobei ihr Schmuck und ihre Schwerter leise klingelten und klirrten und ihre edlen Capes den Regen von ihrer leinenen Unterkleidung fernhielten.
    Wie er es manchmal zu tun pflegte, empfing uns der Erobererkönig im Vorzimmer zu seinem Beilager. Es war ein gemütlicher Raum mit terrassenartig angelegten Polsterlagern, so daß Besucher sich aussuchen konnten, auf welcher Ebene sie sich niederlassen wollten. Ich sprang hinauf zur obersten Terrasse, wo die Luft am wärmsten war und deren Polster mit importierten Parfüms bestäubt waren und von wo aus ich Gelegenheit hatte, den gesamten Raum ungehindert zu überblicken. Baltsar und Chel blieben in einer kühleren Ebene, ließen sich nieder, wobei ihre Gewänder aus Leinen und Spinnenseide leise raschelten. Der König beendete soeben eine Unterhaltung mit einem Kammerpagen, der Kohlenstücke in einen Brennstoffkasten stapelte und deutlich verriet, wie sehr er sich durch die Aufmerksamkeit des Königs geschmeichelt fühlte.
    Der König hatte schon seit Jahren seine Kriegertracht aus handgewirktem Stoff und gegerbtem Leder nicht mehr getragen, jedoch kleidete er sich immer noch sehr schlicht und trug diesmal ein wollenes Hemd sowie eine schwarz umstickte Schärpe. Und immer noch sorgte er für eine ungezwungene Atmosphäre an seinem Hof mit der bemerkenswerten Ausnahme, wenn Tarana oder andere hochrangige Hüterinnen anwesend waren. Er hatte uns bereits bei unserem Eintreten mit einem Blick begrüßt, allerdings setzte er sehr zur Verärgerung Chels seine Unterhaltung mit dem Jungen fort. Gewöhnlich stand Baltsar dem Verhalten des Königs mit großer Toleranz gegenüber, wenngleich er selbst doch mehr Wert auf gewisse Formen legte. Doch diesmal schien Baltsar ebenso ungeduldig wie Chel zu sein und nervös dazu. Er beobachtete mich aus den Augenwinkeln.
    Schließlich schickte der König den Jungen fort und wandte sich uns zu. „Ihr beide seht gut aus“, sagte er zu den Männern.
    „Oh ja, wirklich …“ begann Chel.
    „Ich nehme an“, meinte der König und unterbrach Chel, um mich anzusprechen, „daß du, da du immerhin den Weg zu mir ohne fremde Hilfe geschafft hast, keine bleibenden Schäden davongetragen hast.“ Dann fügte er hinzu: „Heao, du siehst schrecklich aus.“
    Wenn auch meine Kleidung sicherlich hätte feiner und mein Pelz glatter aussehen können, ging ich nicht unbedingt davon aus, daß der König

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