Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
Vom Netzwerk:
erwartete, mich nach der schweren Buße, die Tarana mir auferlegt hatte, wieder in alter Schönheit erstrahlen zu sehen. Ich dachte, daß er hinter meine physische Verfassung blickte, aber ich hatte keine Lust, über die unsichtbaren Schäden zu reden; ich hätte sie noch nicht einmal benennen können, selbst wenn ich es versucht hätte. „Es war … nun, schlimmer als ich erwartet hatte“, formulierte ich sorgfältig meine Antwort.
    Er schüttelte bedauernd den Kopf, während er sich erhob. „Wie sieht es mit Euren Plänen für die Expedition aus?“
    Ich zuckte hilflos die Achseln, und Chel trat von der Seite her vor, um mit einem eifrigen Schütteln seines Schwanzes das Wort zu ergreifen.
    „Alles läuft bestens. Meine besten Krieger üben schon fleißig mit den neuen leichtgewichtigen Waffen.“ Er zog sein Schwert und reichte es mit dem Griff zuerst dem König. „Der Schmied hat mir mitgeteilt, daß Ihr noch keine bestellt hättet. Ich dränge Euch, das schnellstens nachzuholen. Wie Ihr selbst seht, sind sie viel besser als die alten.“
    „Ich brauche keine Schwerter“, sagte der König, aber er nahm trotzdem die Waffe entgegen und schwang sie prüfend durch die Luft. „Sehr leicht“, gab er anerkennend zu. Er bog die Klinge zwischen seinen Händen und testete die Spannung der neuen Legierung. „Ich habe mich schon gefragt, wie lange es wohl dauern wird, bis der Schmied es endlich mal mit Stahl versucht.“ Er betrachtete eingehend die Schneide und war von Chels Schwert sichtlich beeindruckt. Ich bin davon überzeugt, daß er selbst am liebsten auch so eine Waffe sein eigen genannt hätte, jedoch war die Abneigung gegen Waffen jeglicher Art seit mehreren Jahren der wesentliche Grundgedanke seiner Philosophie. Er war der König, der als Friedensstifter in der Geschichte eingehen wollte. Ich konnte mir nicht helfen, aber auf mich machte er mit dem Schwert in der Hand den Eindruck, als fühle er sich damit wohler als ganz ohne Waffe. Widerstrebend gab er Chel das Schwert zurück. „Achtet darauf, daß Eure Krieger ihre Waffen nur zur Verteidigung einsetzen“, sagte er.
    In Chels Gesicht breitete sich sein vielgeübtes Lächeln aus. „Habe ich jemals Eure Befehle mißachtet?“
    „Das weiß ich nicht. Habt Ihr? Die einzigen Kriegsmeldungen, die mich erreichen, berichten von Dörfern voller Farmer oder Tunnelbauer, die seltsamerweise Pflüge und Hacken wegwerfen und dafür zu den Speeren griffen, mit der einzigen Absicht, die Grenzen meines Reichs zu bedrohen. Die nächste Meldung beschäftigt sich möglicherweise mit einem Kriegerprinzen oder einer Kriegerprinzessin, die sich über das Friedensgebot hinwegsetzen und sich für ihre Mühen freizügig aus den Gruben oder dem Land bedienen und es sich aneignen. Ich bin kein Narr, Chel. Ihr werdet Euch bestimmt daran erinnern, daß mindestens zweimal die Wahrheit offenbar wurde und ich die Verräter schrecklich bestrafen ließ.“
    Chels Intentionen, die er mit der Expedition verfolgte, waren von Anfang an bestenfalls vage verschleiert worden, und dann hatte Rellar ihn vor der Versammlung aller Akademer bloßgestellt, wenn man daran erinnern durfte. Trotzdem schien er sich darüber zu ärgern, daß der König geheime kriegerische Aktionen untersagte. Er widersprach und murmelte etwas über Loyalität und davon, daß er seine Expedition vor Banditen und geflüchteten Sklaven schützen müsse. Der König hörte zu, nickte manchmal und wandte sich, als Chel geendet hatte, an Baltsar.
    „Daß ausgerechnet Ihr diese Expedition finanziert, erscheint mir mehr als seltsam. Was steckt für Euch darin?“
    Baltsar war für einen Moment verblüfft von der Offenheit des Königs. Und tatsächlich begann auch ich mich zu fragen, warum er uns zu sich gerufen hatte. Er wirkte ziemlich feindselig, dabei konnte er die Expedition jederzeit verbieten.
    Baltsar hob die Hände in einer Geste vollkommener Unschuld. „Ich bin Kaufmann. Ich habe mir die ersten Handelsrechte gesichert und finanziere als Gegenleistung das Unternehmen.“
    „Chel mußte Euch wohl einen Teil seiner Beute versprechen, was?“
    „Die Hälfte aller Handelsgüter ’, die wir vielleicht finden, und zwei Kopien der Landkarten, die Heao von der Route anfertigen wird, die wir nehmen, werden mir gehören“, erklärte Baltsar ungerührt. Er ließ sich nicht herausfordern.
    „Eine richtige Partnerschaft … in der Hölle! Das ist es nämlich, was Ihr nach Aussage der Hüterinnen jenseits des

Weitere Kostenlose Bücher