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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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und ließen mich allein zurück, damit ich meinen Pelz richten konnte. Da ich erschöpft war, brauchte ich für das Entfernen der triefnassen Gewänder und Schleier und das Aufplustern des Schwanzes und das Glätten meines Pelzes vor dem ersterbenden Feuer außerordentlich viel Zeit, doch selbst in diesen Momenten erkannte ich, daß die Einsamkeit weitaus besser war, als die geistlichen Dienstbarkeiten eines verlegenen Freundes oder Verwandten über mich ergehen zu lassen. Als ich wieder vollkommen trocken war, zog ich die frischen Kleider an, die gefaltet am Altar lagen.
    Prinz Chel, Baltsar und Teon standen vor dem Tempel und warteten im unangenehmen, aber immerhin frisch riechenden Regen.
    „Heao, ist mit dir alles in Ordnung?“ fragte Baltsar, trat an meine Seite und legte mir einen meiner Umhänge um die Schultern und drückte mich zärtlich an sich, als sei zwischen uns nichts anderes vorgefallen als eine kurze, harmlose Trennung. Ich wandte mich von ihm ab.
    „Natürlich geht es ihr gut“, schnappte Chel zornig. „Ein bißchen schwach ist sie, mehr nicht“, fügte er hinzu, als ich keine Bereitschaft zeigte, ihm recht zu geben.
    Teon schwieg natürlich. Er stand nicht weit von Baltsar, und in seinen Augen schien ein Feuer zu lodern, als er mich angewidert betrachtete. Dabei waren Teons Augen die einzigen, deren Blick ich mir gewünscht hatte, denn es waren die einzigen in meiner Umgebung, die ehrlich waren. Das Gewicht der Hand Baltsars auf meinem Körper war unerträglich, und ich schüttelte sie ab und entfernte mich gleichzeitig einige Schritte.
    „Komm nach Hause“, bat er, und seine Stimme hörte sich an, als spräche er aus weiter Ferne. „Wenigstens um Semas willen“, fügte er hinzu, als ich ihn mit einem gleichgültigen Blick musterte.
    „Ich habe keine Milch“, sagte ich dumpf.
    Ich wäre weitergegangen, doch Chel hielt mich zurück. Er war zu ungeduldig, um sich mit Höflichkeiten aufzuhalten oder gar eine Entschuldigung über die Lippen zu bringen, was ihm sowieso niemals eingefallen wäre. „Es gibt viel für uns zu tun, Heao“, sagte er.
    „Warum? Was?“
    „Die Expedition.“
    Da stand ich nun, immer noch benommen von der Strafe des Tempels, immer noch müde und erschlagen und eben erst im Begriff, mich wieder unter den Lebenden zu fühlen – und da kam Chel und drängte mich, die Planung wieder aufzunehmen, die die Expedition als real und möglich in Reichweite rückte. Aber es hatte keinen Sinn, sich darüber mit Chel zu streiten. Man konnte ihm nicht böse sein. Zweifellos hatte er sich selbst längst jeden Kummer verziehen, den er mir vielleicht bereitet hatte. „Ich bin zu müde, um über Finanzen zu reden“, entgegnete ich.
    „Finanzen? Ach ja, ich vergaß, du kannst es ja gar nicht wissen. Wir können alles finanzieren, was wir brauchen.“
    „Wirklich?“ Fast gegen meinen Willen stellten sich meine Ohren neugierig auf, und mein Schwanz hob sich.
    „Ja. Baltsar hat sich bereiter klärt, die Kosten für die Expedition zu tragen, und daher brauchen wir nur noch unsere Pläne zu machen.“
    Langsam wandte ich mich um. Ich sah meinen Helfer-im-Leben dümmlich grinsen. Er trat von einem Fuß auf den anderen und gab sich den Anschein, als sei es für ihn eine Selbstverständlichkeit, plötzlich zu einer Hauptperson in meinem Traum zu werden.
    „Ich habe schon immer auf dem Markt meine Augen offengehalten, um nach neuen Möglichkeiten zu suchen, meine Geschäfte auszuweiten“, schien er sich zu verteidigen.
    Ich schüttelte den Kopf. „Was du da vorhast, müßte für deinen Geschmack eine viel zu unsichere Sache sein.“
    Er zuckte die Achseln.
    Ich hatte das sichere Gefühl, daß die Vereinbarungen zwischen meinem Helfer-im-Leben und meinem Prinzen sehr interessant sein mußten. Sie hatten sich eigentlich nie sonderlich gemocht, ihre Ziele waren immer unterschiedlich gewesen, und das traf sicher auch auf ihre Motive bezüglich der Expedition zu. Ich fragte mich, wie Baltsar es geschafft hatten, die Eroberungspläne Chels mit seinem Geschäftssinn in Einklang zu bringen. Dann kam ich zu dem Schluß, daß diese beiden Ideen im Grunde gar nicht so verschieden waren.
    „Du wirst doch die Expedition führen, nicht wahr?“ fragte Baltsar zögernd.
    Ich seufzte und nickte.
    „Nun siehst du, wie einfach alles wurde, nachdem du endlich mit diesem Unsinn wegen der Sklaven aufgehört hast“, sagte Chel und machte keinen Hehl aus seiner Verärgerung über die Verzögerung, die

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