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Im Schatten des Verraeters

Im Schatten des Verraeters

Titel: Im Schatten des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Lomax,
seien Sie vernünftig. Die Sache im ›Kleinen Schiff‹
drüben hätte übel ausgehen können, und ich kann
nicht dafür garantieren, daß dergleichen nicht wieder
geschieht. Alexias Pavlo ist ein wichtiger Mann auf Kyros.«
    »Wird er dadurch zum lieben Gott?«
      Kytros schüttelte den Kopf.
»Er braucht nicht Gott zu sein, um dafür zu sorgen,
daß Ihnen jemand in einer dunklen Nacht ein Messer zwischen die
Rippen jagt.«
      »Der Alexias Pavlo, den ich vor
siebzehn Jahren gekannt habe, hat das Töten selbst besorgt«,
sagte Lomax.
      Kytros ignorierte die Bemerkung. »Könnte ich Ihre Papiere sehen?«

      Lomax zog sie aus der Innentasche,
und der Sergeant prüfte sie schnell. »Was für einen
Grund haben Sie für Ihren Besuch auf der Insel?«
      Lomax zuckte die Schultern.
»Ich war hier während des Krieges. Ich wollte einfach gern
alles wiedersehen.«

      »Aber warum gerade Kyros, Mr. Lomax? Im Krieg müssen Sie doch an vielen Orten gewesen sein.«

      »Zufällig war das hier der
erste Anlaufhafen für mich von Athen aus«, sagte Lomax.
»So einfach ist es. Ich hatte auch die Absicht, alte Freunde auf
Kreta und Rhodos aufzusuchen. Sofern ich dort noch welche habe,
heißt das. Nach dem Empfang hier beginne ich mich das zu
fragen.«

      »Aha.« Kytros gab ihm die
Papiere zurück. »Das scheint alles völlig in Ordnung zu
sein.«
    »Was geschieht jetzt?« fragte Lomax.

      »Ich dächte, das ist klar. Sie müssen mit dem Schiff um sechzehn Uhr abfahren.«

    »Ist das ein Befehl?«
      Kytros seufzte. »Mr. Lomax, ich
habe bemerkt, daß Ihr Visum vom Minister selbst bestätigt
worden ist. Das bedeutet, daß Sie in Athen prominente Freunde
haben müssen.«
    »Darauf können Sie sich verlassen«, erklärte Lomax grimmig.

    »Sie bringen mich in eine unmögliche Situation«, sagte
    Kytros. »Wenn ich Sie zwinge, von hier zu
verschwinden, bekomme ich Scherereien mit Athen. Andererseits, wenn Sie
bleiben, wird höchstwahrscheinlich jemand versuchen, Sie
umzubringen, und wieder werde ich dafür verantwortlich
sein.«
      »Aber ich muß dieser
Sache auf den Grund gehen«, sagte Lomax. »Das verstehen Sie
doch wohl? Als erstes könnten Sie mir einmal erzählen,
weshalb diese Leute glauben, ich hätte sie an die Deutschen
verraten.«

      »Alles, was ich weiß,
stammt vom Hörensagen«, erklärte Kytros. »Ich
selbst komme vom Festland. Ich bin erst seit zwei Jahren hier.«
    »Was schlagen Sie also vor?«
      Kytros sah auf seine Armbanduhr.
»Sie haben genau ein und eine Viertelstunde Zeit, bis das Schiff
abfährt. Ich würde Ihnen vorschlagen, zur Kirche von St.
Katha rina zu gehen und mit Vater John zu sprechen. Er war zur
fraglichen Zeit hier.«
      Lomax sah ihn verblüfft an.
»Meinen Sie Vater John Mikali? Den habe ich kennengelernt, als
ich während des Kriegs hier war. Er muß aber damals schon
wenigstens siebzig gewesen sein.«

    »Ein wundervoller alter Mann.«
      Lomax stand auf und ging zur
Tür. »Vielen Dank für den Ratschlag. Wir sehen uns
später noch.«

      »Um vier Uhr auf dem
Pier«, sagte Kytros. »Und vergessen Sie nicht, Mr. Lomax -
die Zeit ist Ihr Feind.«

    Er zog einen Stoß Papiere zu sich heran und
griff nach einem Kugelschreiber. Lomax ging hinaus und kehrte allein
zum Hafen zurück.

    3. Zwei Kerzen für St. Katharina

      Die Lichter in der kleinen Kirche
waren trübe. Unten neben dem Altar flackerten Kerzen, und St.
Katharina schien, in weiches, weißes Licht gebadet, aus der
Dunkelheit hervorzuschweben.
      Der Geruch nach Weihrauch war
überwältigend, und einen Moment empfand Lomax leichtes
Schwindelgefühl. Es war lange her, seit er zuletzt in einer Kirche
gewesen war. Er streckte eine Hand aus und berührte die kalte
Rauheit einer Säule im Dunkeln, um sich selbst in die Wirklichkeit
zurückzuversetzen. Dann schritt er den Gang entlang.

      Vater John Mikali kniete betend vor
dem Altar. Sein reines, fast kindliches Gesicht war nach oben
gerichtet, und im Kerzenlicht schimmerte sein Bart wie Silber über
der schwarzen Robe.
      Lomax ließ sich auf einer der
Holzbänke nieder und wartete. Nach einer Weile bekreuzigte sich
der alte Priester und stand auf. Als er sich umdrehte und Lomax
erblickte, war seinem Gesicht keine Bewegung anzumerken.

    Lomax erhob sich langsam. »Es ist lange her, Vater.«
    »Man hat mir erzählt, daß Sie hier sind«, sagte Vater John.

      Lomax zuckte die Schultern. »In einer kleinen Stadt verbreiten Neuigkeiten

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