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Im Schatten des Verraeters

Im Schatten des Verraeters

Titel: Im Schatten des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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dieser
entsetzlichen Sache schuld wäre - glauben Sie dann, daß ich
gewagt hätte, mich hier wieder blicken zu lassen, selbst nach
siebzehn Jahren? Ich kenne diese Inseln hier und ihre Menschen. Vier
Jahre habe ich mit ihnen zusammen in den Bergen gelebt. Sie glauben an
das Gesetz ›Auge um Auge und Zahn um Zahn‹, und sie haben
das beste Gedächtnis der Welt.«
      »Ein gutes Argument«,
sagte Vater John. »Aber man könnte dagegen einwenden,
daß die Situation hier Sie selbst überrascht hat. Daß
Ihnen nicht klar war, was sich als Konsequenz Ihres Verhaltens hier
abgespielt hat.«
      Lomax stand da, blickte ihn an und
fühlte sich merkwürdig hilflos. Erschöpfung überkam
ihn wie eine Woge.

      Er sank auf eine der Bänke,
seine Schultern sackten nach vorne. »Um Himmels willen, was soll
das alles?«

      Der alte Priester stand auf.
»Glauben Sie mir, mein Sohn, ich hege keinen Zorn gegen Sie. Aber
ich fürchte das Böse, das Ihre Anwesenheit hier schaffen
wird. Ich glaube, es wäre besser für uns alle, wenn Sie mit
dem Dampfer wieder abführen, der Sie hierhergebracht hat. Noch
haben Sie Zeit.«

    Lomax nickte. »Vielleicht haben Sie recht.«
    Vater John murmelte einen Segen. »Ich muß jetzt gehen.
    Meine Anwesenheit auf der Straße kann
vielleicht dazu beitragen, jeden Ausbruch von Gewalt zu verhindern,
wenn Sie wegfahren.«

      Er entfernte sich durch den Gang, und
Lomax blieb auf der Bank sitzen, den Kopf zwischen den Händen. Er
war jetzt jenseits aller Furcht, sein Geist war benommen, er
fühlte sich im Zugriff einer Gewalt, gegen die er machtlos war.
Alle Kräfte hatten ihn verlassen. Er beugte sich noch weiter vor
und lehnte den Kopf gegen eine der Säulen.
      Jemand kam durch den Eingang in die
Kirche geeilt, blieb stehen, dann hallten die Schritte auf dem
Mittelgang wider.
      Es war das Parfüm, dessen er
zuerst gewahr wurde, seltsam und irgendwie fremd in dieser Umgebung -
wie Fliederduft nach Regen. Er hob mit einem Ruck den Kopf.
      Ein junges Mädchen stand da im
Halbdunkel, ein Tuch bedeckte auf Bäuerinnenart ihren Kopf. Sie
atmete schwer, als sei sie eine lange Strecke gerannt, und starrte auf
ihn hinab. Kein Wort wurde gesprochen.

      Sein Mund wurde trocken, und etwas wie Furcht regte sich in ihm - denn das hier war nicht möglich.

    »Katina«, sagte er heiser. »Die kleine Katina Pavlo!«
      Sie trat näher. Eine Hand
streckte sich aus, um seine Wange zu berühren - und ihr Gesicht
wurde zu dem einer schönen, reifen Frau von Mitte dreißig.
Im Kerzenlicht schien es zu glühen, überaus lebendig zu
werden.

      »Die Deutschen erzählten
uns, Sie seien tot«, sagte sie. »Das Boot, mit dem sie Sie
nach Kreta schicken wollten, sei versenkt worden.«

    Er nickte. »Das stimmt. Aber ich wurde herausgeholt.«
    Sie setzte sich neben ihn, so nahe, daß er
die Wärme ihres Schenkels durch das Leinenkleid hindurch
spüren konnte. »Ich war in einem der Läden beim
Einkaufen, als ich hörte, daß Sie mit dem Dampfer aus Athen
angekommen seien. Ich konnte es nicht glauben. Ich bin die ganze
Strecke gerannt.«
      Ihre Stirn war feucht von
Schweiß, und er nahm sein Taschentuch heraus, um sie abzuwischen.
»Es ist nicht gut, wenn man in dieser heißen Sonne
rennt.«

      Sie lächelte schwach. »Siebzehn Jahre - und Sie behandeln mich noch immer wie ein Kind.«
      »Gerade eben dachte ich
tatsächlich, du seist eines. Es hat mich ins Herz getroffen - aber
es war nur eine optische Täuschung im Kerzenlicht.«

    »Ich habe mich also ein bißchen verändert?«
    »Du bist nur herangewachsen und schön geworden.«
      Ihre Nasenflügel bewegten sich,
und etwas glühte in den dunklen Augen auf. »Ich glaube, Sie
sind der galanteste Mann, den ich je kennengelernt habe.«

      Für einen flüchtigen
Augenblick schien die Zeit bedeutungslos zu sein, Gegenwart und
Vergangenheit verschmolzen ineinander. Auf seltsame Weise war es so,
als hätten sie schon früher hier beisammen im Kerzenlicht in
der kleinen Kirche gesessen, als wäre alles, was geschah, ein sich
ewig drehender Kreis.
      Er nahm sanft ihre Hand. »Woher wußtest du, daß ich hier bin?«

      »Sergeant Kytros hat es mir
gesagt.« Sie zögerte. »Ich hörte, was im
›Kleinen Schiff‹ vorgefallen ist. Sie müssen meinem
Onkel verzeihen. Manchmal habe ich das Gefühl, er ist nicht mehr
ganz richtig im Kopf. Seit vielen Jahren leidet er unter großen
Schmerzen.«

    »Und das schiebt er allein mir in die

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