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Im Schattenwald

Im Schattenwald

Titel: Im Schattenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Haig
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meine Playstation mitgebracht«, sagte er. »Ohne Fernseher kann ich sie nicht benutzen.«
    Tante Eda schien der Ernst der Situation nicht bewusst zu sein, denn sie sagte: »Tja, dann musst du dir wohl etwas anderes zum Spielen suchen.«
    »Was denn?«
    »Na … äh … zum Beispiel …«, fast hätte Tante Eda »deine Schwester« gesagt, ließ es aber bleiben, als sie Marthas düsteres, in sich gekehrtes Gesicht erblickte, »… zum Beispiel den guten alten Ibsen.«
    Kaum hatte sie diesen Namen ausgesprochen, kam auch schon ein großer grauschwarzer Hund ins Wohnzimmer getrabt und stellte sich schwanzwedelnd vor. Der Schwanz war weiß und so geschwungen, dass seine Spitze den Rücken berührte, als sei er der Henkel eines hundeförmigen Krugs.
    »Hau ab!«, brummte Samuel und schob die Schnauze des Hundes weg. Er rechnete damit, dass der Hund ihn anknurren würde, aber der wedelte nur mit seinem geschwungenen Schwanz und blickte Samuel mit dem Ausdruck bedingungsloser Liebe an, zu dem viele Menschen erst am Ende eines langes Lebens fähig sind. Dann trottete Ibsen zu Martha hinüber, die sich für einen Moment aus ihrer Starre löste. Ihre Mundwinkel bewegten sich nach oben und zauberten den Ansatz eines Lächelns auf ihr Gesicht.
    »Martha!«, rief Samuel und deutete auf ihr Gesicht. »Du lächelst ja!«
    Doch kaum hatte er das ausgesprochen, war ihr zaghaftes Lächeln, wie ein schreckhaftes Reh, schon wieder verschwunden, und Martha schien sich erneut ihrer Trauer bewusst geworden zu sein - eine Trauer, über die sie Ibsens raue Zunge, die ihre Hand leckte, ein wenig hinwegtröstete.
    »Du scheinst einen neuen Freund gewonnen zu haben«,
sagte Tante Eda, wobei unklar war, ob sie mit Martha oder Ibsen redete.
    Der Hund folgte ihnen in den ersten Stock, wo den Kindern ihre Schlafzimmer gezeigt wurden. Die Art und Weise, wie Laken und Decken in die Betten gestopft waren, erinnerte Samuel an ein Krankenhaus. Ein großer antiker Kleiderschrank stand wie ein fremdes Wesen in der Zimmerecke und schien auf die Kinder herabzublicken.
    »Ich kenne diesen Kleiderschrank«, sagte Samuel, »irgendwo habe ihn schon mal gesehen.«
    Tante Eda sah für einen Moment erschrocken aus, als hätten Samuels Worte gefährliche Kreaturen zum Leben erweckt.
    »Diese Art Kleiderschränke gibt es sehr häufig«, entgegnete sie.
    »Aber die Tapete kommt mir auch bekannt vor.«
    »Ach, dieses Muster ist doch auf der ganzen Welt sehr beliebt … So, hier sind eure Betten.«
    Die Betten standen vor zwei Fenstern, durch die Samuel den grünen Hügel sowie den dahinter liegenden dunklen Wald sehen konnte.
    Ibsen, der neben Samuel stand, blickte zu ihm auf und begann zu winseln. Er winselte so lange, bis Samuel aufhörte, aus dem Fenster zu starren.
    Tante Eda war voll und ganz damit beschäftigt, Martha zu zeigen, wo im Schrank sie ihre Kleider unterbringen konnte, als Samuel plötzlich fragte: »Was ist mit den Bäumen?«
    Tante Eda fuhr blitzartig herum, als hätte Samuel einen deftigen Fluch von sich gegeben.
    »Ich meine, mit dem Wald«, fuhr er fort. »Gibt es dort Bären oder Wölfe? Haben diese komischen Dorfbewohner davor Angst?«
    Tante Eda kam vom Kleiderschrank zu ihm herüber und
beugte sich so weit hinunter, bis ihre Gesichter auf derselben Höhe waren.
    Als Samuel ihr in die Augen blickte, hatte er das Gefühl, sein Herzschlag beschleunige sich. Seine Frage nach dem Wald schien die Tante zu verwandeln. Ihr Gesicht wirkte auf einmal so streng, als sei es in Stein gemeißelt.
    »Erwähne diesen Ort nicht!«, sagte sie mit der eindringlichsten Stimme, die Samuel je gehört hatte. »Verschwende keinen Gedanken daran, was sich in ihm befinden könnte! Wenn du nach draußen gehst, bleib immer auf der Wiese, wo ich dich sehen kann. Das gilt für euch beide. Das ist die wichtigste Regel von allen! Geht nie in den Wald hinein! Niemals! Und sprecht auch nie mehr über dieses Thema. Habt ihr mich verstanden?«
    Natürlich verstand Samuel überhaupt nichts. Er hatte so viele Fragen wie noch nie in seinem Kopf. Was war an dem Wald so gefährlich? Und wenn er denn so gefährlich war - warum lebte Tante Eda so nahe an ihm, dass sie ihn durchs Fenster sehen konnte?
    Doch Samuel war durch Tante Edas plötzliche Veränderung so verunsichert, dass er nichts anderes herausbrachte als: »Ja, ich habe verstanden.«
    Tante Eda zog die Luft durch ihre Nase ein, als könne sie riechen, ob Samuel ehrlich geantwortet hatte.
    »Gut«, sagte sie.
    Dann richtete

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