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Im Schattenwald

Im Schattenwald

Titel: Im Schattenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Haig
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erreichte, warf ihr eine mollige Frau, die drei Strickjacken übereinander trug, einen missbilligenden Blick zu. Für Samuel und Martha schien sie nur ein Kopfschütteln übrigzuhaben.
    »Was ist denn mit der los?«, murmelte Samuel.
    Doch die Frau mit den Strickjacken war nicht die Einzige, die sich so sonderbar verhielt. Auch all die anderen Kunden glotzten Samuel und Martha entgeistert an.
    »Noch irgendwelche anderen Dinge, die ihr gern kaufen möchtet?«, fragte Tante Eda, die sich alle Mühe gab, sich nichts anmerken zu lassen.
    Martha schüttelte den Kopf.

    »Nein«, antwortete Samuel, weil er den Laden so schnell wie möglich wieder verlassen wollte.
    »Wie ihr meint«, sagte Tante Eda lächelnd, während sie an der Käsetheke auf Oskar wartete.
    »Goddag, Oskar«, begrüßte sie den Ladenbesitzer kurz darauf.
    Oskar war ein merkwürdig aussehender Mann. Klein gewachsen, mit kahlem Schädel und einem eindrucksvollen blonden Schnurrbart. Er trug eine gelbe Fliege sowie ein gelbes Hemd, das sich eng über seinen runden Bauch spannte. Er erwiderte Tante Edas Gruß nicht, sondern stand in seinen gelben Kleidern unbeweglich da, als wäre auch er nur ein Stück Käse, das zum Verkauf stand.
    »Oskar?«, fragte Tante Eda. Dann begann sie, mit ihm auf Norwegisch zu sprechen, und deutete auf verschiedene Käsesorten.
    Oskar begann schweigend, den Käse zu schneiden.
    In diesem Moment betrat ein Junge am anderen Ende des Raumes den Laden. Er hatte ungefähr Samuels Alter, strohblonde Haare und grüne Augen, die durch eine dicke goldene Brille vergrößert wurden.
    Er setzte sich auf einen Schemel hinter seinen Vater Oskar und begann, mit einem Taschenrechner zu spielen.
    Mehr kann man hier wahrscheinlich nicht machen, dachte Samuel - als mit einem Taschenrechner zu spielen.
    »Goddag«, sagte der Junge zu Samuel. Sein Lächeln offenbarte eine silberne Zahnspange.
    »Hallo«, entgegnete Samuel.
    »Fredrick!« Oskar schnippte mit den Fingern, um seinen Sohn zu verscheuchen, als habe Samuel eine ansteckende Krankheit.
    Zu Samuels Überraschung parierte der Junge sofort und verschwand schweigend durch die Ladentür.

    Auch die übrigen Dorfbewohner verließen murmelnd und grummelnd das Geschäft, nachdem sie Tante Eda und den Kindern noch weitere missbilligende Blicke zugeworfen hatten. Als der letzte Kunde verschwunden war, entspannten sich Oskars Gesichtszüge - wie ein Stück Käse, das man zu nah ans Feuer gehalten hatte. Seine Stimme klang freundlich und vorwurfsvoll zugleich, als er zu sprechen begann. Den Inhalt seiner Worte konnten Samuel und Martha nicht verstehen, wenngleich seine hervortretenden Augen deutlich machten, dass es um ein ernstes Thema ging.
    Samuel bedauerte, dass er kein Norwegisch verstand. Doch wäre dies tatsächlich der Fall gewesen, dann hätte er den Eindruck gewonnen, dass alle in dieser Gegend vollkommen verrückt waren. Einschließlich Tante Eda.

Das Gespräch zwischen Tante Eda und Oskar (das Samuel und Martha nicht verstanden)
    T ante Martha: »Was ist los mit den Leuten? Sie wirken alle so ablehnend.« Oskar: »Weißt du das wirklich nicht?«
    Tante Eda: »Nein, sonst würde ich dich nicht fragen.«
    Oskar: »Die Kinder! Wer sind sie? Was hast du mit ihnen vor?«
    Tante Eda: »Das sind die Kinder meiner Schwester. Sie sind aus England gekommen. Meine Schwester und ihr Mann sind bei einem schrecklichen Unfall ums Leben gekommen. Die Kinder haben sonst niemand auf der Welt. Sie werden hier bei mir wohnen.«
    Oskar: »So nah am Wald?«
    Tante Eda: »Ja, so nah am Wald.«
    Oskar: »Dann könntest du sie genauso gut gleich umbringen. Das wäre die humanere Lösung. Du weißt genau, dass sie nie zurückkommen werden, wenn sie ein einziges Mal in den Wald hineingehen.«
    Tante Eda: »Sie werden nicht in den Wald gehen. Ich werde ihnen sagen, dass sie das auf keinen Fall tun dürfen.«
    Oskar (kopfschüttelnd): »Sobald sie von den Geschöpfen des Waldes erfahren, den Huldren, Pixies, Trollen und all den anderen, werden sie sie mit Sicherheit kennenlernen wollen. Du weißt doch, wie Kinder sind.«
    Tante Eda: »Ich werde ihnen klarmachen, dass sie den Bäumen
nicht zu nahe kommen dürfen. Solange sie den Wald meiden, kann ihnen nichts passieren.«
    Oskar (lehnt sich über den Tresen): »Ich fürchte, da irrst du dich, Eda. Du kannst die Kinder vielleicht vom Wald fernhalten, aber du kannst den Wald nicht von den Kindern fernhalten. Du kennst doch den Alten Tor, den Maler.«
    Tante Eda: »Der

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