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Im Schlauchboot durch die Unterwelt

Im Schlauchboot durch die Unterwelt

Titel: Im Schlauchboot durch die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Schatz
ist. Hat sie’s dir verraten?«
    »Nee. Wenn’s um Geld und Gold
ging, war deine Annette stur wie ein Panzer. Irgendwann hätte ich’s aus ihr
rausgelockt. Aber das Schicksal war dagegen. Und das, Filzlaus, ist nicht meine
Schuld. Flugzeuge stürzen nun mal ab. Nicht jedes, aber viele. Ist mir damals
wahnsinnig an die Nieren gegangen.«
    »Weil die Goldbarren nun futsch
waren.«
    »Weil Annette mit dem Flugzeug
abgestürzt ist. Keine 34 Jahre alt. Was musste sie auch dauernd nach Mallorca?!
Ich war noch nie dort.«
    »Nun wird’s auch nichts mehr.
Ich lege dich um.«
    »Ich dachte immer, Rache kühlt
ab.«
    »Nicht bei mir.«
    »Hast du die andern mal gesehen
— Meier, Peschke, Helmers?«
    »Peschke ist ein Pflegefall.
Meier und Helmers sind tot. Sind im Knast gestorben. War ja auch blöd von denen
— wie die sich haben erwischen lassen — bei der Übergabe des Lösegeldes.«
    »So geht das eben.«
    »Und jetzt bist du an der
Reihe.«
    Aber Könken hatte den Whisky
entdeckt und bewegte sich zur Hausbar, die Pistole auf Otto gerichtet.
    »Duftet nach Malzwhisky. Guter
Tropfen, was! Könnte meine Marke sein.«

    Könken griff nach dem Glas und
nahm einen Schluck.
    »Vorsicht! Den habe ich
vergiftet.«
    »Klar doch! Das reinste Gift
für die Leber.«
    Könken leerte das Glas.
    »Schmeckt ein bisschen wie...
ähhh... wie...«
    Die Pistole fiel ihm aus der
Hand und polterte auf den Parkettboden. Könken krümmte sich und begann zu
würgen. Offenbar hatte er heute noch nichts zu sich genommen, sonst wäre jetzt
eine Schweinerei entstanden.
    Mist!, dachte Otto. Ist doch
nicht das Gift. Der Scherzartikel. Aber damals hat der so gewirkt, dass alle
zum Klo flitzten. Hähäh! Eine Party mit 20 Leuten. Und nur ein Klo!
    Otto hob die Pistole auf, eine
Beretta.
    Könken war losgerannt in
gekrümmter Haltung.
    »Zweite Tür links!«, rief Otto
ihm nach.
    Die Beretta fühlte sich leicht
an. Otto ließ das Magazin aus dem Kolben gleiten. Leer. Er zog den Schlitten
der Waffe zurück. Keine Patrone im Lauf.
    Eine ungeladene Waffe?
Verblödete Könken total?
    Es klingelte Sturm an der
Haustür.
    Otto schob die Waffe unter ein
Sofakissen und sah dann nach, wer es sei.
    Auch Meier — genannt O-Bein
Peschke — genannt Acht-Finger-Arno — und Helmers — genannt Froschauge — waren
gealtert, aber unverkennbar dieselben geblieben.
    Drei Typen, die jetzt feixten,
prusteten, wieherten.
    »Siehst ja total geschockt
aus«, gröhlte Helmers. »Toller Spaß, was? Hat Könken sich ausgedacht. Wollte es
dir nochmal ordentlich heimzahlen, bevor wir nachträglich auf deinen Geburtstag
anstoßen. Und auf alte Zeiten. Und darauf, dass wir jetzt draußen sind und noch
allerhand vorhaben.«
    Währenddessen griff Meier
hinter sich, nach einem Karton mit zwölf Flaschen Champagner.

4. Das Trio sind vier
    Der Campingplatz heißt Hochufer und dort befindet er sich auch: Am südöstlichen Rand der Millionenstadt, wo der
mächtige Fluss zwischen einem felsigen Steilhang, dem Hochufer, und einem
flachen Gelände, den Auen, vorbeifließt. Bis zu 100 Meter breit an dieser
Stelle, aber nur mäßig tief. Immerhin: Zum Ertrinken reicht es.
    Oben auf dem Hochufer steht vor
der Kante zum Abgrund ein Zaun. Ein zweifacher, stabiler Maschenzaun mit in den
Boden gerammten Pfählen. Camper feiern gern, oft feucht-fröhlich; und Kinder
gehören sowieso zum Bild. Aber niemand soll runterfallen in den Fluss, kein
Kind und kein fröhlicher Zecher.
    Trotzdem ist es einmal
passiert. Aber der Typ war sturzbetrunken und über den Zaun geklettert. 40
Meter im freien Fall — sein Schutzengel muss ein Profi gewesen sein. Jedenfalls
hat der Mann Sturz und unfreiwilliges Bad überlebt. Allerdings wurde er auf dem
Campingplatz Hochufer nie wieder gesehen.
    Vorn verläuft eine Straße. Die
nächsten Häuser, die gerade noch zur TKKG-Stadt gehören, sind weit. Bei der
Einfahrt ist ein flaches Gebäude mit Büro und Verwaltung. Es gibt einen
Schalter.
    Tim unterhielt sich dort mit
einem behäbigen Glatzkopf, der nach der Kohlroulade roch, die er mittags
verspeist hatte. Bekommen war sie ihm nicht. Er stieß häufig auf — ohne sich
ein einziges Mal zu entschuldigen.
    Tim kam zu seinen Freunden
zurück.
    »Ich habe behauptet, wir wären
verwandt mit den drei Oldies und kämen zu Besuch. Das Trio hat die Parzellen 37
und 38. Muss dort hinten sein. Zwei Großfamilien-Wohnwagen ohne Räder stehen
drauf. Statt der Räder sind als Sockel Ziegelsteine geschichtet.

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