IM SCHLOSS DES FRANZÖSISCHEN MILLIONÄRS
Geschmack auf der Zunge zergehen.
Manchmal klappte es, manchmal nicht. Und manchmal bekam man eine zweite Chance.
Der Wein war perfekt. Er schenkte beide Gläser voll.
Charlotte trank einen ersten Schluck. „Oh, wirklich nicht übel“, kommentierte sie anerkennend.
„Er stammt von unserem Weingut in Bordeaux.“
„Ich bin beeindruckt.“
Befriedigt lächelte er.
„Nicht auf diese Art beeindruckt“, fügte sie warnend hinzu.
„Da müssen Sie mein Lächeln falsch verstanden haben“, erwiderte er. „Es war das Lächeln eines Winzers, der auf seine Produkte stolz ist.“
„Ach so. Mein Fehler.“
Insgeheim wusste er, dass sie ihn sehr wohl durchschaute. Natürlich ging es ihm um Sex. Aber er wollte es ruhig angehen lassen. Zunächst einmal sollte sie sich entspannen.
„So, jetzt ist die Pissaladière dran“, sagte er und holte eine stählerne Rührschüssel hervor. Er stellte Mehl, Hefe, Zucker und Olivenöl bereit.
Erstaunt sah sie ihm bei den Vorbereitungen zu. „Sie können kochen und backen?“
„ Mais oui . Selbstverständlich.“ Nachdem er Zucker in die Rührschüssel getan hatte, fügte er Hefe und Wasser hinzu.
„Ich bin wirklich überrascht, dass Sie selber kochen.“
„Natürlich nicht immer.“ Mit einer Kopfbewegung deutete er zu ihrem Weinglas hinüber. „Nehmen Sie noch einen Schluck, und erzählen Sie mir, was Sie hergeführt hat.“
Sie trank. „Der Wein ist wirklich außergewöhnlich gut“, kommentierte sie.
„Ich beglückwünsche Sie zu Ihrem guten Geschmack, Mademoiselle“, gab er geschmeichelt zurück. Dann griff er zu einer schweren Flasche und träufelte Olivenöl in die Schüssel.
„Wohnen Sie schon lange hier?“, fragte sie und betrachtete prüfend den Wein.
„Ich bin hier geboren.“
„Hier in der Gegend oder hier im Schloss?“
„Im Krankenhaus.“
„Ach so.“ Sie nickte und schwieg dann.
„War es das, was Sie mich fragen wollten?“
„Nein, natürlich nicht.“ Nervös biss sie sich auf die Unterlippe. „Es geht um meine Familie in Amerika … die Hudsons. Sie produzieren Filme.“
„Was Sie nicht sagen“, merkte er sarkastisch an. Natürlich kannte jeder Hudson Pictures. Das Hollywood-Unternehmen besaß einen überaus guten Ruf. Hudson-Filme hatten schon zahllose Oscars gewonnen und vielen Schauspielern zu Ruhm verholfen.
„Ich wusste nicht, ob Sie sie kennen“, verteidigte sie sich. „In Amerika sind sie sehr bekannt, aber in Europa …“
„Sie sind zu bescheiden.“
„Mein Verdienst ist es nicht, ich hatte bisher mit den Filmen überhaupt nichts zu tun.“ Noch immer blickte sie ins Weinglas. „Sie bereiten gerade einen neuen Film vor.“
„Nur einen?“
„Einen ganz besonderen.“
„Ich verstehe.“
„Vielleicht noch nicht ganz.“ Unsicher sah sie sich in der Küche um.
Alec stellte die Rührschüssel ab. „Ist das eine gute Strategie? So lange um den heißen Brei herumzureden?“
„Ich rede doch gar nicht um …“ Nach einem Blick in seine Augen seufzte sie. „Ich wünschte, Sie wären Raine.“
„Tut mir leid.“
„Nicht so sehr wie mir.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe es nicht so gemeint, wie es sich vielleicht angehört hat.“
„Ist es ein typisches Frauenproblem?“
„Nein.“
„Hat Ihr Freund mit Ihnen Schluss gemacht?“ Das wäre gar nicht so übel, dachte er. Sie könnte hierbleiben, während sie versucht, über ihn hinwegzukommen. Und ich wäre natürlich zur Stelle, wenn sie einen Zuhörer braucht. Oder eine Schulter zum Anlehnen und Ausweinen. Oder auch etwas ganz anderes.
„Nein“, erwiderte sie, „so etwas ist es nicht.“
Schade, dachte er. „Soll ich weiter raten?“
Lächelnd schüttelte sie den Kopf.
Er nahm ein Messer und schnitt eine Zwiebel klein. „Also … wollen wir in der Sache fortfahren?“
„Sie machen es mir nicht gerade leicht.“
„Man tut, was man kann.“
„Jetzt traue ich mich erst recht nicht mehr, etwas zu sagen.“
„Oje“, entfuhr es ihm. „Tut mir leid, Mademoiselle, Sie sind unmöglich.“
„Na gut“, gab sie zurück. „Also raus damit, ohne Umschweife. Die Hudsons würden gerne Ihr Schloss als Filmkulisse benutzen.“
Alec stand stocksteif da.
Machte sie Witze?
War sie verrückt?
Die Presse war ihm ständig auf den Fersen, und jedes bisschen Privatleben, Ruhe und Abgeschiedenheit musste er sich mühsam erkämpfen. Und jetzt sollte er eine Filmcrew in sein Allerheiligstes, in sein Zuhause, einladen? Kameraleute,
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