IM SCHLOSS DES FRANZÖSISCHEN MILLIONÄRS
verblüfft sah er sie an. „Ach, das Ganze ist also mein Fehler?“
„Sie brauchen ja schließlich nicht auf jeder wichtigen Party in ganz Europa mit einem Supermodel im Arm aufzukreuzen.“
„Meinen Sie, wenn ich mit einer weniger attraktiven Dame ausgehe, gibt es keine Klatschgeschichten? Das würde die Leute doch erst recht neugierig machen.“
„Das meinte ich nicht. Sie könnten ganz aufhören, auf Partys zu gehen.“
„So oft gehe ich überhaupt nicht auf Partys.“
Charlotte lachte ungläubig auf.
Böse funkelte er sie an. „Auf wie vielen Partys sind Sie denn im letzten Monat gewesen? Können Sie das überhaupt noch zählen?“
„Das ist etwas anderes“, gab sie zurück. „Bei mir waren es berufliche Termine.“
Er rührte in den Zwiebeln und schaltete die Temperatur etwas runter. „Und warum, glauben Sie, gehe ich auf Partys?“
Während er sich die Hände wusch und frische Tomaten hervorholte, dachte sie darüber nach. War das eine Fangfrage?
„Warum Sie auf Partys gehen? Um mit Supermodels zu tanzen?“
„Nein, weil ich Geschäftsverträge abschließen will.“
„Mit Supermodels?“
Er schnitt eine Tomate in Scheiben. „Wäre es Ihnen lieber, wenn ich solo zu den Partys ginge? Und dann mit den Partnerinnen anderer Männer tanzen würde?“
Charlotte lehnte sich vor. „Wollen Sie mir etwa erzählen, dass Sie die Begleitung von Supermodels nur widerwillig ertragen, um wichtige Verträge abschließen zu können?“
„Ich will Ihnen erzählen, dass ich meine Privatsphäre schätze. Und dass Sie keine voreiligen Schlüsse über die Lebensführung anderer Leute ziehen sollten.“
„Alec, Sie verteilen die Schlüsselkarten zu Ihrem Hotelzimmer auf der Tanzfläche.“ Das wusste sie schließlich aus eigener Erfahrung.
Er hörte mit dem Schneiden auf.
Das hatte gesessen. Zufrieden lehnte sie sich zurück. „Sie sind so was von ertappt.“
„Ach ja?“ Unbeirrt fuhr er mit dem Tomatenschneiden fort. „Und Sie werden auf keinen Fall einen Film in meinem Schloss drehen.“
2. KAPITEL
Runde eins war eindeutig an Alec gegangen. Charlotte musste sich eine neue Strategie überlegen. Aber zunächst einmal ging es ans Essen. Die beiden saßen auf der Veranda, zwischen sich einen Glastisch mit der heißen Pissaladière darauf.
Gartenfackeln spendeten gemütliches Licht. Der aufkommende Wind wehte Düfte von Lavendel und Thymian zu ihnen herüber. Alec schien jetzt wieder ganz entspannt zu sein. Während die Pissaladière im Ofen war, hatten sie sich über zahlreiche Themen unterhalten, von Urlaubszielen über impressionistische Maler bis hin zur Geldpolitik der Europäischen Union.
Charlotte spürte, dass nun die Zeit für Runde zwei gekommen war.
„All Ihre persönlichen Dinge könnten Sie für die Zeit der Dreharbeiten irgendwo zwischenlagern“, griff sie den Faden wieder auf, während sie ein Stück der Pissaladière auf ihren Teller legte. „Und vor der Crew bräuchten Sie gar nicht in Erscheinung zu treten. Die Leute wüssten wahrscheinlich nicht mal, dass es sich um Ihr Schloss handelt.“
„Ich bitte Sie“, sagte er und nahm sich ebenfalls ein Stück. „Über dem Eingangstor prangt in großen Lettern der Name Montcalm.“
„Man könnte den Schriftzug solange runternehmen.“
„Mein Familienname ist in fünfhundert Jahre alten Stein gemeißelt.“
Touché. „Aber Sie sind doch sicher nicht der einzige Montcalm in der Gegend.“
„Ich bin der einzige, der regelmäßig auf den Titelseiten auftaucht.“
„Ich glaube, Sie überschätzen Ihre Berühmtheit.“
„Und ich glaube, Sie überschätzen Ihre Überredungskünste.“
„Noch etwas Wein?“, fragte sie und setzte ihr charmantestes Lächeln auf. Das Lächeln, das sie mit dem Imageberater ihres Großvaters extra für Fototermine einstudiert hatte.
Skeptisch sah er zu, wie der Pegel in seinem Weinglas immer höher stieg, während sie ihm eingoss. „Das wird nicht klappen, Charlotte.“
„Was denn?“
„Ich habe unseren Wein schon mit der Muttermilch aufgesogen und bin gewissermaßen immun dagegen.“
Sie spielte die Unschuldige. „Sie glauben doch nicht etwa, ich wollte sie betrunken machen?“
„Ich glaube, dass Sie einfach zu sehr auf mein Schloss fixiert sind.“
Er stellte die Flasche etwas beiseite, um freien Blick auf Charlotte zu haben. „Warum eigentlich? Es gibt noch eine Menge anderer Schlösser in der Gegend.“
Sie versuchte, kühl und geschäftsmäßig zu bleiben. Das fiel ihr nicht
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