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Im schoenen Monat Mai

Im schoenen Monat Mai

Titel: Im schoenen Monat Mai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile de Turckheim
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holen.«
    Pistache hat im Sessel von Monsieur Louis seinen seligsten Hundeschlaf geschlafen, aber von dem Armes Hundchen, kannst gar nicht schlafen, komm kuscheln! wird er wach. Lucette sagt immer, Einsamkeit ist schlimmer wie eine Krankheit, weil darüber kann man nur mit Wänden und Haustieren reden.
    Sacha Milou setzt sich auf den Kaminsims und drückt den Hund ans Herz. Ist mir gar nicht aufgefallen, dass der auch so traurig war, wie er mit seinem Riesenkoffer und dem Hundekorb ins Haus gekommen ist. Dabei versteh ich viel von der Traurigkeit. Das ist so eine Gabe, dass ich Leute nur sehe und gleich weiß, ob sie traurig sind oder lustig.
    Könnte man hier vielleicht Feuer machen? Das kommt von dem Herrn Truchon, der mit seinen feuchten Augen dreinschaut wie ein Welpe, der adoptiert werden möchte. Er nimmt sich selbst in den Arm und macht sowas ähnliches wie brrrr, damit will er uns zeigen, dass das Haus schlecht geheizt ist. Der Wachtmeister will nicht als Frostbeule gelten und sagt, mir macht die Kälte nichts aus, aber ein schönes Feuer würde die Stimmung heben. Mir ist die Stimmung gerade recht, aber ich schaue Herrn Truchon in die Augen und sage, ja, man kann hier Feuer machen, aber das dauert, weil das Holz ist noch nicht gehackt und liegt bis zum Herbst in der hintersten Scheune, ganz hinten beim Friedhof, und draußen ist Sturm und der Mond scheint nicht und es ist finster und wir haben auch keine Salatkisten mehr zum Kleinholzmachen. Weil ich höfliche Reflexe habe, höre ich schon wen sagen, nein, nein, wenn das so kompliziert ist, dann verzichten wir natürlich gern auf das Feuer im Kamin! Aber Herr Truchon sagt, ach, das bisschen Warten stört mich überhaupt nicht. Wegen der Gastfreundschaft, die von einer Wichtigkeit ist, die ihr euch gar nicht vorstellen könnt, sage ich, ich hole gleich die Axt und den Regenschirm, und wenn mich wer begleiten möchte, gibt es noch mehr Holz. Sacha Milou fühlt sich nicht gemeint mit dem Begleiten. Er zeigt dem Hund seine weißgemalten Zähne und sagt, ja, ja, Tatache, uns ist nicht kalt, ich weiß. Der Wachtmeister schaut ganz zuvorkommend drein und sagt zu Herrn Truchon, ich bitte Sie, gehen Sie doch, und da kann man sehen, dass es wichtiger ist, wie man dreinschaut wie was man sagt, weil der Herr Truchon ohne Nachdenken sofort aufsteht und sich beim Wachtmeister bedankt. Dann fällt ihm ein, dass er jetzt das Gewitter abkriegt, er schaut auf seine Frau und zögert lange. »Es ist mir unangenehm, Paulette alleinzulassen.« Und Sacha Milou sagt, die fliegt schon nicht davon, und niemand lacht, weil man kann über alles lachen, aber nicht über Leichen, schon gar keine frischen. Herr Truchon schaut ganz verloren drein und sagt zum Wachtmeister, könnten Sie bitte für mich bei ihr wachen?
    Dann sind wir beide los mit der Axt und dem Regenschirm. Es tut mir weh, wie der Regen seinen Anzug nassregnet, einen Anzug, der aussieht wie einer, der gleich ein Haus, einen Wald und einen Teich erben soll. Sie machen sich noch den Saum von Ihrer schönen Hose schmutzig! sage ich zu ihm und spritze ihn unabsichtlich selber mit Matsch voll. Weil in meinem Leben nie was passiert, gefällt es mir, wie wir so unter dem Regenschirm gehen, derweil die Mitternacht uns in ihr Dunkel hüllt und das Gewitter sich um nichts schert, außer dass es uns Dreck an die Füße pappt.
    Das Haus bleibt immer weiter zurück, und auf halbem Weg kommt Herr Truchon fast gar nicht mehr weiter, so kleine Schritte macht er. Wir sollten umkehren, sagt er und zieht mich am Ärmel. Seine Schrittchen machen flogflog in den Schlammlachen. Plötzlich wird der Regen zur Böe und reißt mir den Schirm weg, aber weil es so finster ist, kann ich nicht sehen, wohin er fliegt. O, der Regenschirm! sagt Herr Truchon. Wobei das ja im Grunde nichts ändert, weil uns das Wasser sowieso schon durch und durch gegangen ist, ich weiß aber, was dem Herrn Truchon fehlt, nämlich das Beruhigende am Regenschirm. Dann lässt er die Axt in den Dreck fallen und sagt, o, die Axt! Und schlottert, wie wenn er gleich anfängt zu weinen. Statt dass er sich bückt und die Axt aufhebt, die vor seinen Füßen liegt, kniet er sich hin und tappt ohne Sinn und Verstand mit seinen Händen im Matsch herum wie einer, der seine Brille verliert und eine Sterbensangst davon kriegt. Inzwischen hab ich die Axt längst aufgehoben und sag ihm das und zeig sie ihm, trotzdem es stockfinster ist.

7
    Wie wir zu der Scheune kommen, wo bis zum Herbst

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