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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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und andere, die diese Pläne umsetzten, und in ihrer kleinen Gemeinschaft war jemand, der alles reparieren konnte, Gold wert.
    Sie begann den Speiseraum aufzuräumen, während Sherry die Küche fertig machte; anschließend saugte und wischte sie unten Staub - zumindest dort, wo ihre Gäste hinkamen. Gott sei Dank hatte der riesige viktorianische Kasten zwei Salons. Der vordere, große, war für ihre Gäste bestimmt. Der kleinere auf der Rückseite war ihr Zufluchtsort, wo sie und die Jungs abends entspannten, fernsahen oder Spiele spielten. Dort machte sie sich nicht einmal die Mühe, die Spielsachen wegzuräumen; zum einen würde ihre Mutter erst in mehreren Stunden eintreffen, zum anderen hätten die Jungs alles wieder ausgeräumt, bis Sheila auftauchte, weshalb sich Cate die Arbeit sparen konnte.
    Sherry streckte den Kopf aus der Küchentür. »Ich bin hier drin durch. Wir sehen uns morgen früh. Ich hoffe, deine Mom kommt gut an.«
    »Danke. Das hoffe ich auch; wenn ihr Auto Mucken macht, wird sie mir tagelang damit in den Ohren liegen.«
    Trail Stop war so abgelegen, dass man nur umständlich dorthin gelangte; es gab keine nahe gelegenen Flughäfen mit Linienfluganschluss und nur eine einzige Straße in den Ort. Weil ihre Mutter die kleinen Propellermaschinen hasste, mit denen sie in der Nähe hätte landen können, und weil es »praktisch ausgeschlossen« war, am nächsten winzigen Flugplatz ein Fahrzeug zu mieten, hatte sie beschlossen, nach Boise zu fliegen, wo es Mietwagen gab. Das hatte eine lange Fahrt zur Folge, die sie Cates neu gewähltem Wohnsitz als weiteren Minuspunkt ankreidete. Es gefiel ihr nicht, dass ihre Tochter und ihre Enkel in einem anderen Bundesstaat lebten, Idaho gefiel ihr noch weniger, sie würde jede Stadt jedem noch so schönen Fleck auf dem Land vorziehen, und es gefiel ihr am allerwenigsten, dass sie für einen Besuch solche Beschwernisse auf sich nehmen musste. Außerdem gefiel es ihr nicht, dass Cate ins Gastgewerbe eingestiegen war, was bedeutete, dass sie kaum je frei hatte; tatsächlich hatte Cate ihre Eltern erst ein einziges Mal besucht, seit sie ihre Pension eröffnet hatte.
    All das waren triftige Einwände. Cate gab das offen zu und hatte das auch ihrer Mutter erklärt. Auch sie wäre lieber in Seattle geblieben, wenn sie die Wahl gehabt hätte.
    Aber die hatte sie nicht, darum hatte sie das getan, was ihrer Meinung nach das Beste für ihre Kinder war. Als Derek gestorben war und sie mit neun Monate alten Zwillingen zurückgeblieben war, hatte die Trauer ihr nicht nur den Boden unter den Füßen weggezogen, sie war auch gezwungen gewesen, ihre Finanzen einer realistischen Prüfung zu unterziehen. Mit ihren beiden Einkommen waren sie gut über die Runden gekommen, aber seit der Geburt der Zwillinge hatte Cate nur noch Teilzeit gearbeitet und die meiste Arbeit von zu Hause aus erledigt. Jetzt, ohne Derek, müsste sie Vollzeit arbeiten, doch die Kosten für eine gute Kinderkrippe waren abschreckend hoch. Es lohnte sich fast nicht zu arbeiten. Ihre Mutter konnte die beiden auch nicht betreuen, weil sie selbst arbeitete.
    Sie besaßen Ersparnisse, und Derek hatte eine Lebensversicherung über hunderttausend Dollar abgeschlossen, die er eigentlich hatte aufstocken wollen, sobald es sein Einkommen zuließ. Sie hatten geglaubt, sie hätten alle Zeit der Welt. Wer hätte auch damit gerechnet, dass ein gesunder dreißigjähriger Mann an einer Staphylokokkeninfektion sterben könnte, die sein Herz angriff? Er war zum ersten Mal seit der Geburt der Zwillinge wieder klettern gegangen, hatte sich dabei das Bein aufgeschürft, und die Ärzte meinten, wahrscheinlich seien die Bakterien durch diese kleine Wunde in seinen Körper eingedrungen. Etwa dreißig Prozent aller Menschen tragen diese Bakterien auf ihrer Haut, hatte man ihr erklärt, ohne dass es Probleme gäbe. Aber manchmal löste eine einfache Verletzung eine Infektion aus, und wenn das Immunsystem aus irgendeinem Grund, etwa durch Stress, vorgeschädigt war, konnte die Entzündung wie ein Lauffeuer durch den ganzen Körper rasen, ohne dass man sie aufhalten konnte.
    Das Wie und Warum waren für Cate auf intellektueller Ebene von Bedeutung, aber emotional wusste sie nur, dass sie plötzlich eine neunundzwanzigjährige Witwe war, die für zwei kleine Jungs zu sorgen hatte. Von diesem Moment an hatte sie alle Entscheidungen im Sinne ihrer Kinder gefällt.
    Mit ihren Ersparnissen und dem Geld der Versicherung hätte sie, wenn sie

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