Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)
Latin Kings und wollten so viel Kokain wie möglich kaufen. Die Versuchung für Patrik Karlsson war einfach zu groß. Statt in kleineren Portionen versuchte er, den gesamten Stoff auf einmal abzusetzen. Vielleicht rückte der Zeitpunkt für die Rückzahlung seiner Schulden ja näher.«
Kommissar Bratt entfernte die Overheadfolie und legte die nächste auf. Unter der Überschrift »Die dritte Gang« stand:
1)Mord an Patrik Karlsson
2)Diebstahl des reinen Kokains, 8 Pakete à 250 g = 2 kg (von Patrik K.)
3)Mord an Danni Mara
4)Bombe im Pravda, 9 Tote (evtl. 10)
Er lächelte Irene aufmunternd zu und fuhr fort:
»Die Unterhaltung Irene Huss’ und Kazan Ekicis unmittelbar vor seiner Ermordung brachte uns auf die Idee, dass es bei den Gangster Lions Leute gegeben haben könnte, die sich selbständig machen wollten. Da Danni Mara und seine Methoden bei der Göteborger Polizei gut bekannt sind, wissen wir, dass Danni das nie toleriert hätte.«
Bratt räusperte sich und trank einen Schluck Mineralwasser.
»Das Problem der Leute, die sich selbständig machen wollten, war, dass sie kein Startkapital besaßen. Daher wirkte der Tipp von Patrik Karlssons großer Kokainpartie wie ein Geschenk des Himmels. Als Kazan und Fendi zur Kolgruvegatan fuhren, um mit Patrik zu verhandeln, hatten sie gar nicht vor zu bezahlen, denn sie hatten kein Geld. Sie planten von Anfang an, ihn zu ermorden«, sagte er.
Unfreiwillig schielte Irene auf das Foto der verkohlten Leiche Patrik Karlssons, das neben dem Whiteboard hing. Kein Mensch sollte solch einen furchtbaren Tod erleiden müssen.
»Entschuldige, aber die Freunde Fendi und Kazan wirkten beide nicht sonderlich helle. Wie konnte es ihnen da gelingen, diese teuflische Aktion durchzuziehen?«, fragte Jonny Blom und deutete auf das Overheadbild an der Wand.
Er hat recht, dachte Irene. Alle sahen Stefan Bratt aufmerksam an und warteten auf die Antwort. Dieser nickte Jonny Blom zu und sagte:
»Stimmt. Aber weder Kazan noch Fendi führten die neue Gang an, sondern die Brüder Reza. Ali und Omid waren es leid, als Leibwächter für Danni Mara zu arbeiten. Sie wollten sich selbständig machen. Insbesondere seit Ali eine Affäre mit Dannis schöner Ehefrau Elif begonnen hatte. Das haben wir bei der Vernehmung Fendi Göks’ erfahren. Er wurde unmittelbar nach der Explosion festgenommen und war ziemlich redselig. Er weigert sich jedoch, Fragen zu den Morden an Patrik Karlsson und Danni Mara zu beantworten. Aber was mit Patrik geschehen ist, hat ja Kazan gestanden. Was den Mord an Danni angeht, können wir nur Mutmaßungen anstellen.«
»Gibt es wirklich überhaupt keine Beweise? Nur Indizien?«, warf Sara Persson ein.
»Hinweise darauf, dass wir auf der richtigen Spur sind, könnten Motorradstiefel der Marke Red Devil, Schuhgröße 45, liefern. Sie wurden vor einigen Stunden bei einer Haussuchung bei Omid Reza gefunden. Sie werden im Labor auf Erde von der Schafsweide oder aus dem Park, in dem Danni erschossen wurde, untersucht. Hoffentlich bringt das etwas. Niemand hat Omid zum Zeitpunkt des Mordes gesehen. Er selbst hat ausgesagt, er hätte im hinteren Teil des Parks seine Runde gedreht, aber wir glauben, dass er sich entweder in der Laube oder ganz in der Nähe aufgehalten hat. Er wusste, dass Danni sich früher oder später zum Pinkeln vor die Büsche stellen würde, was dieser dann ja auch tat. Omid erschoss Danni. Natürlich trug er Handschuhe. Anschließend warf er die Pistole weg, zog die Handschuhe aus und mischte sich unter die anderen Gäste, die nach den Schüssen über die Wiese irrten«, meinte Kommissar Bratt.
»Aber wir haben doch Spuren einer Person gefunden, die in den Büschen vor der Pforte gestanden hatte … und die abgeknipste Kette«, wandte Fredrik Stridh ein.
»Falsche Fährten. Das hatten Ali und Omid bereits Stunden zuvor erledigt. Die Kette schnitten sie allerdings erst später durch. Es war wichtig, dass verschiedene Personen bezeugen konnten, dass die Pforte den ganzen Abend mittels Schloss und Kette verschlossen war. Wahrscheinlich widmete Omid sich der Kette und ließ gleichzeitig die Pistole verschwinden. Recht smart«, meinte Stefan Bratt mit einem schiefen Lächeln.
»Aber wo ist der Seitenschneider, den er benutzt haben muss?«, fragte Sara.
»Weiß ich nicht. Bestimmt hatten die Brüder ein Versteck vorbereitet, wo der Seitenschneider und die Handschuhe zu finden sind. Wir werden die Laube und das Gelände darum noch einmal genauestens absuchen.
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